2025-01-17T15:20:36.910Z

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Der Platz an der Wackersberger Straße 49 ist weiterhin eine Baustelle. Der SC München Süd wird daher auch im kommenden Jahr ohne Heimat bleiben.
Der Platz an der Wackersberger Straße 49 ist weiterhin eine Baustelle. Der SC München Süd wird daher auch im kommenden Jahr ohne Heimat bleiben. – Foto: Ludwig Lohner, Simon Pohler

„Trainingsequipment im Kofferraum“: SC München Süd trotzt der Heimatlosigkeit

Seit einem Jahr ohne Zuhause

Der SC München Süd bleibt ohne Heimat. Durch Baumaßnahmen an der Wackersberger Straße haben sich die Teams der Sendlinger über halb München verteilt.

München – An der Wackersberger Straße 49 wird weiter gebaut. Die Sportanlage, die im Normalfall die Heimstätte des SC München Süd und des FC Viktoria München ist, gleicht weiterhin eher einer Kiesgrube als einem Fußballplatz. Durch die Baumaßnahmen wurde der SC Süd über den gesamten Münchner Südwesten verstreut.

Durch Engagement und Eigeninitiative – SC München Süd findet Ausweichplätze für alle Mannschaften

„Wir mussten ein bisschen bei den Nachbarvereinen betteln“, sagt Ludwig Lohner, seines Zeichens Kassier des SC, „aber mit unwahrscheinlich viel Engagement und Eigeninitiative haben wir den Spielbetrieb aufrechterhalten können.“ Die Lösung gleicht einer Rundreise durch die Landeshauptstadt.

Während der Jugendbereich des SC Süd auf der Sportanlage Thalkirchen bei der dort ansässigen SpVgg untergebracht ist, spielen die Kinder in der Gaißacher Straße. Das erst kürzlich gegründete Damenteam wurde von der SpVgg Haidhausen aufgenommen. Die Herrenmannschaften tragen ihre Spiele seit Anfang des Jahres auf dem Platz des FC Hertha München am Surheimer Weg aus, müssen aber ebenfalls auf der Sportanlage Thalkirchen trainieren.

Der Verein wächst – trotz suboptimaler Trainingsbedingungen

Die Trainingsproblematik hebt auch Lohner noch einmal hervor: „Wir haben von der Stadt die Sportanlage an der Sachsenstraße bekommen, da gibt es aber kein Flutlicht.“ Bei Dunkelheit ab 17:00 Uhr ist an Fußballtraining zwischen Herbst und Frühjahr so nicht zu denken. Daher musste auch die Herrenmannschaft nach Thalkirchen ausweichen, wo zeitgleich der FC Bosna trainiert.

„Wir sind auf sind dann auf das Kleinfeld zugeteilt worden. Das ist unglücklich, aber es ist eben eine Notlösung“, sagt Lohner. Einmal pro Woche können die beiden Herrenmannschaften hier ihre Trainingseinheiten absolvieren, richtiges Training sei darauf aber nicht möglich. Zusätzlich hat sich der Verein in der Halle einquartiert, die Kosten dafür zahlt die Mannschaft aus eigener Tasche.

Dem sportlichen Erfolg der Herren tat das zunächst keinen Abbruch. Mit 17 Siegen aus 22 Spielen stieg der SC Süd vergangenes Jahr in die A-Klasse auf, obwohl man die gesamte Rückrunde keine Heimanlage hatte. Auch der Verein selbst entwickelt sich weiter, die Mitgliederzahlen wüchsen stetig. Zusätzlich zum Damenteam konnte eine neue Altherrenmannschaft gegründet werden, auch die Jugendklassen sind durchgängig mit Mannschaften besetzt. Doch die aktuelle Heimatlosigkeit stellt den Mannschaft immer wieder Hürden in den Weg.

Die Baumaßnahmen an der Wackersberger Straße 49 verzögern sich

„Jede Mannschaft trifft sich irgendwo, wir haben keinen gemeinsamen Treffpunkt mehr“, berichtet Lohner, „wir fahren unser Trainingsequipment teilweise im Kofferraum umher.“ Gleichzeitig bedankt er sich bei seinem Team: „Unsere Trainer spielen mit und sind da sehr flexibel.“

Die Hoffnungen des SC Süd beruhen auf der neuen Anlage. Ursprünglich war die Fertigstellung der Baumaßnahmen an der Wackersberger Straße 49 für den Herbst des kommenden Jahres angesetzt, der SC Süd aber rechnet nach jetzigem Stand mit der Eröffnung der Anlage frühestens im Frühjahr 2026.

Mit der neuen Anlage im Rücken – die Perspektive des SC München Süd

Das Schicksal des ehemaligen Nachbarn FC Viktoria München könnte bis dahin bereits besiegelt sein. Viktoria verkraftete den Umzug schlechter als der SC, steht am Rande der Vereinsauflösung. Lohner bestätigt, dass sich auch der SC Süd Gedanken um das Fortbestehen seines Nachbarvereins gemacht hat: „Wir haben von unserer Seite aus angeboten, dem Jugendbereich in Form einer Spielgemeinschaft weiterzuhelfen. Es hat aber nie ein Gespräch stattgefunden.“ Erklärungen dafür hat Lohner nicht.

Vielversprechender sieht es hingegen im eigenen Verein aus. Die erste Mannschaft des SC Süd steckt zwar gerade im Abstiegskampf der A-Klasse, das Spielermaterial für den Klassenerhalt ist laut Lohner aber vorhanden. Mit der neuen Anlage im Rücken soll sich die Mannschaft langfristig auf der Ebene etablieren. Auch die Jugendmannschaften in höhere Klassen zu bringen, sei dann laut Lohner vorstellbar. Doch bis es so weit ist, scheint noch einige Zeit ins Land zu ziehen. Beim SC München Süd werden sie auch im nächsten Jahr weiter der Heimatlosigkeit trotzen müssen.

Aufrufe: 025.11.2024, 11:13 Uhr
Simon PohlerAutor