2023-09-26T10:19:04.334Z

Interview
"Es wird keine Harakiri-Aktionen geben": Trainer Heribert Ketterl (li.) und Hankofens Sportlicher Leiter Richard Maierhofer planen für die kommende Saison in der Bayernliga.
"Es wird keine Harakiri-Aktionen geben": Trainer Heribert Ketterl (li.) und Hankofens Sportlicher Leiter Richard Maierhofer planen für die kommende Saison in der Bayernliga. – Foto: Paul Hofer

Trainerteam, Kader, Ausblick: So geht Hankofen mit dem Abstieg um

Die Gründe für den Misserfolg, Veränderungen im Sommer und Vorschau auf die neue Saison: FuPa hat mit Coach Heribert Ketterl gesprochen

Letztlich ist das eingetreten, was die meisten schon vor der Saison prophezeit hatten: Nach nur einem Jahr ist das Abenteuer Regionalliga für die SpVgg Hankofen-Hailing wieder beendet. Egal jedoch, wie die letzte Partie in Aubstadt ausgeht, die "Dorfbuam" können erhobenen Hauptes die semiprofessionelle vierte Liga verlassen. Lange hatte der krasse Underdog die Chance auf den Klassenerhalt und überraschte so manche Experten. Warum es dennoch nicht ganz reichte? FuPa analysiert zusammen mit Trainer Heribert Ketterl die Saison und wagt den Ausblick auf die kommende Spielzeit 2023/24.

FuPa: Heri, der sportliche Abstieg steht seit Samstag fest. Dabei sah es direkt nach der Winterpause sehr gut aus: Heimsieg gegen Ansbach, einen Punkt geholt bei Türkgücü München. Bedeutete unterm Strich 30 Punkte Anfang März - der Klassenerhalt schien machbar. Warum sind bis Ende Mai nur sechs weitere Zähler hinzugekommen?
Heribert Ketterl (62): Ich sag`s mal so: Wir wären durchaus bereit gewesen, aber es waren unglückliche Umstände, die letztlich zum Abstieg geführt haben. Wir sind nach einem guten Start in die Frühjahrsrunde in eine Niederlagenserie hineingeraten, zeitgleich verletzten sich immer mehr Spieler. Eine fatale Mischung.

Die Personalmisere gipfelte am Samstag darin, dass ihr gegen Fürth im Endeffekt nur zwei Feldspieler auf der Auswechselbank hattet...
Wir mussten neun Akteure ersetzen. Das ist bei unserem Kader schlicht nicht möglich. Und das Problem zieht sich ja schon über Wochen hindurch.

Sein Ausfall schmerzte: Hankofens Spielmacher Tobias Richter (li.) musste in der entscheidenden Saisonphase zusehen.
Sein Ausfall schmerzte: Hankofens Spielmacher Tobias Richter (li.) musste in der entscheidenden Saisonphase zusehen. – Foto: Paul Hofer



Der Ausfall von Leistungsträgern als Genickbruch im Kampf um den Klassenerhalt?
Kann man so sehen. Uns fehlten ja nicht irgendwelche talentierten Youngsters, dir nur ab und an zum Einsatz gekommen wären. Tobi Richter, Tobi Lermer, Benedikt Gänger oder auch ein Matthias Lazar - das waren Korsettstangen der letztjährigen Meisterschaft. Durch die ganzen Ausfälle sind wir in einen weiteren Teufelskreis hineingeraten.


In welchen denn?
Spieler wie Tobi Beck zum Beispiel, die angeschlagen waren und eigentlich eine Pause gebraucht hätten, mussten spielen. Das zog sich wie ein roter Faden durch. Das konnte bei der Intensität und dem straffen Programm in der Regionalliga nicht gutgehen.


Ketterl: Alles wird hinterfragt...


Die defensive Stabilität war euer Triumph in der Meistersaison. Mit 85 Gegentreffern stellt ihr nun die drittschlechteste Abwehr der Liga, nur Pipinsried und Heimstetten haben noch mehr bekommen. Es hagelte schlicht zu viele Gegentore. Auch ein Grund für den Abstieg?
Was auffällig ist: Wir sind oft in Führung gegangen, zum Beispiel in Aschaffenburg, in Schweinfurt, auch gegen Buchbach oder am Samstag gegen Fürth. Letztes Jahr hat uns das Selbstvertrauen gegeben und wir konnten oftmals nachlegen. Dieses Jahr war das genau anders herum. Eine eigene Führung hat uns offensichtlich nervös gemacht, dem Gegner haben wir es dann viel zu einfach gemacht und nach Rückschlägen wie einem Gegentor gingen schnell die Köpfe nacht unten.

Was passiert nun in den kommenden Tagen und Wochen?
Wir werden uns nach dem letzten Spiel hinsetzen und alles genau analysieren. Dabei wird alles hinterfragt: Warum hatten wir so viele Verletzte, haben wir falsch trainiert, zu wenig oder zu viel trainiert? Aber wenn man sich unsere Verletzten ansieht, sind da wenige Muskelgeschichten dabei, die auf falsche Trainingssteuerung zurückzuführen wären. Die meisten Verletzungen wie Bänderrisse sind doch sehr unglücklich zustande gekommen.

Im Januar habt ihr, also Tobias Beck und du, eure Verträge verlängert für die kommende Spielzeit. Bei euch hat kein Umdenken eingesetzt?
Nein. Tobi und ich werden auch in der neuen Saison weitermachen. Wie die Konstellation im Detail aussehen wird, darüber werden wir zusammen mit Rich (Maierhofer, Sportlicher Leiter, Anm.d.Red) noch sprechen, weil Tobi die Zulassung für den A-Lizenz-Lehrgang bekommen hat, der im Spätsommer startet.

Stichwort Kader: Hankofen setzte in den letzten Jahren auf Kontinuität. Die Anhänger brauchen nicht befürchten, dass die Mannschaft nach dem Abstieg aus der Regionalliga auseinanderbricht, oder?
Das Gerüst bleibt zusammen, soviel ist sicher. Drei, vier Spieler werden uns verlassen, aber das ist ganz normal. Manche überlegen noch, was sie machen sollen. Da wird nach Saisonende eine Entscheidung fallen. Eines ist aber auch sicher...

Groß ist die Hoffnung, dass Tobias Lermer (vorne) an vergangene Zeiten anknüpfen kann, wie zum Beispiel in der Saison 2021/22, als er sich die Torjägerkanone in der Bayernliga Süd sicherte.
Groß ist die Hoffnung, dass Tobias Lermer (vorne) an vergangene Zeiten anknüpfen kann, wie zum Beispiel in der Saison 2021/22, als er sich die Torjägerkanone in der Bayernliga Süd sicherte. – Foto: Paul Hofer


Das wäre?
Wir brauchen eine Blutauffrischung. Ein paar Neue werden uns sicher gut zu Gesicht stehen und frischen Wind reinbringen. Rich ist mit einigen potentiellen Neuzugängen schon in Gesprächen, spruchreif ist aber noch nichts. Wer die Philosophie in Hankofen kennt, weiß allerdings auch, dass es keine Harakiri-Aktionen geben wird. Wir hoffen sehr, dass Tobias Lermer wieder voll angreifen wird können. Er hat uns schon enorm gefehlt, sei es durch seine Torgefahr, aber auch als Persönlichkeit auf dem Platz.

Werfen wir schon einen kleinen Blick in die Zukunft. Es wäre sicher vermessen zu sagen: Wir streben in der kommenden Saison in der Bayernliga die Rückkehr in die Regionalliga an...
Als Absteiger geht es in der erster Linie darum, dass wir uns in der Bayernliga wieder schnell akklimatisieren und stabilisieren. Ziel muss es sein, mit einer konkurrenzfähigen Truppe eine ordentliche Rolle zu spielen. Aber ich kann nur warnen: Es braucht keiner meinen, nur weil er Regionalliga gespielt hat, wird es in der Bayernliga viel leichter werden!

Das Interview führte Mathias Willmerdinger.

Aufrufe: 023.5.2023, 10:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor