2024-05-17T14:19:24.476Z

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Zupackender Typ: Der hünenhafte Hiller-Vertreter David Richter gab 1860 Sicherheit – und brachte Münsters Angreifer zur Verzweiflung.
Zupackender Typ: Der hünenhafte Hiller-Vertreter David Richter gab 1860 Sicherheit – und brachte Münsters Angreifer zur Verzweiflung. – Foto: Imago

Torwartfrage beim TSV 1860: Muss Hiller jetzt vor Richter zittern?

3. Liga

Marco Hiller gilt beim TSV 1860 München als gesetzt. Doch die starke Leistung von David Richter könnten Maurizio Jacobacci zum Umdenken bewegen.

München – Marco Hiller hielt sich an der Gangway der kleinen Lufthansa-Maschine fest, humpelte dann zum wartenden Airportbus. Spätestens nach der Landung am Flughafen München, drei Stunden nach dem 1:1 von Münster, beschlich die Mitreisenden der Verdacht, dass es länger dauern könnte, bis die Nummer 1 der Löwen wieder durch den Strafraum fliegt.

Diagnose bei Marco Hiller steht aus – Neuer Keeper beim TSV 1860 München?

Erstens: Hiller scheint ernstere Knieprobleme zu haben als zunächst angenommen – eine genaue Diagnose steht noch aus. Und zweitens: David Richter, der Hiller vertrat, machte seine Sache im Spiel am Sonntagabend so gut, dass Trainer Maurizio Jacobacci ins Grübeln geraten könnte: Muss er den Platz zwischen den Pfosten unabhängig von Hillers Verletzung neu ausschreiben?

Richter jedenfalls hatte in der Baustelle Preußenstadion fleißig Argumente in eigener Sache gesammelt – vor mehr als 11 000 Zuschauern, die Zeugen einer spektakulären Flugshow wurden. Mit drei bemerkenswerten Paraden sorgte der Neuzugang aus Offenbach dafür, dass die Löwen trotz einer längeren Drangphase des Aufsteigers ohne Gegentor in die Pause kamen. Bei Mrowcas Flachschuss war er blitzschnell unten (16.), danach lenkte er Koulis Kopfball ebenso über die Latte wie den Versuch von Wegkamp kurz vor der Halbzeitpause.

„Habe lange dafür gearbeitet“: Richter überzeugt bei 3. Liga-Einsatz

Weder der kurzfristige Marschbefehl hatte den Berliner Hünen nervös gemacht noch die tief stehende Sonne, die sich mit herbstlichem Sprühregen abwechselte. Sein cooler Kommentar zu einer Leistung, die ihm in fast allen Zeitungen die Note 1 einbrachte: „Ich habe lange dafür gearbeitet – mein letztes Ligaspiel lag bestimmt ein halbes Jahr zurück. Umso glücklicher bin ich, dass alles so super geklappt hat.“

Am 14. April war Richter letztmals in einem Punktspiel zwischen den Pfosten gestanden, damals noch in der Regionalliga Südwest für Kickers Offenbach. Das Spiel gegen Astoria Walldorf endete 1:1 – und mit einer Verletzung am Sprunggelenk, die Richter angesichts seines auslaufenden Vertrages maximal ungelegen kam. Die Löwen holten ihn trotzdem.

Sonderlob von Zwarts für 1860-Keeper Richter

Warum, war am Sonntag zu bestaunen. Der 24-Jährige war nicht nur zur Stelle, als er gebraucht wurde, er spielte auch sicher von hinten raus – und strahlte eine „Bärenruhe“ aus, wie einer seiner Mitspieler lobend hervorhob. Joel Zwarts, der die Löwen in Führung geschossen hatte, sagte: „Ich weiß, wie gut unsere Torhüter sind.“

Für ihn sei Richters Leistung „keine Überraschung“ gewesen. Ähnlich hatte sich Jacobacci vor dem Spiel geäußert. Von MagentaSport auf den Torwartwechsel angesprochen, sagte er: „Das ist kein Problem. Richter ist gut auf der Linie und mit dem Fuß, er ist ein offensiver Torwart. Wir haben gewusst, was wir im Sommer geholt haben.

„Ich glaube, ich bin ganz gut beraten, den Mund zu halten.“

David Richter, Torhüter, beim TSV 1860 München.

Und Richter wiederum weiß, warum er sich für die Bühne 1860 entschied – trotz eines Giesinger Volkshelden, an dem nur schwer vorbeizukommen ist. Oder etwa nicht? Mit seinem „There is more to come“-Spruch deutete der Berliner an, dass er unabhängig von Hillers Verletzung die Chance sieht, dass die Karten in der T-Frage neu gemischt werden. „Ich glaube, ich bin ganz gut beraten, den Mund zu halten und meine Leistung im Training zu zeigen“, sagte Richter auf Nachfrage unserer Zeitung: „Am Ende des Tages entscheidet dann der Trainer.“

Der saß am Sonntag bereits im Airportbus, als nur noch ein 1860-Spieler fehlte: Riese Richter (1,96 m), der das Flugzeug als einer der Letzten verließ und Marc-Nicolai Pfeifer zu einem Scherz inspirierte: „Den haben wir ganz spontan nach Chelsea verkauft.“ Als Geschäftsführer tat Pfeifer der verpasste Sieg weh, als Finanzchef, der die Sommertransfers verantwortet, war Münster ein lohnender Trip: Die 125 000 Euro Marktwert, mit denen Richter bei transfermarkt gelistet ist, dürften schon bald nach oben korrigiert werden. (Uli Kellner)

Aufrufe: 017.10.2023, 07:39 Uhr
Uli KellnerAutor