Romina Kristin Riwny erzielte in dieser Oberliga-Saison bereits die Hälfte aller Treffer der SV Ahlerstedt/Ottendorf und ist damit auch deutschlandweit eine der besten Vollstreckerinnen. Doch nicht nur durch das Toreschießen ist die 32-Jährige so wertvoll.
Die SV Ahlerstedt/Ottendorf spielt im neunten Jahr in der Oberliga. Der Angriff zählte dabei selten zu den Stärken. In der letzten Winterpause machte es aber Klick. A/O pflügte fortan durch die Liga und stellte in der Rückserie die beste Offensive. In der neuen Saison machten die Blauen da weiter, wo sie aufgehört hatten. An vorderster Stelle: Romina Kristin Riwny. Sie trifft seit Monaten nach Belieben. "Es läuft einfach", sagt Riwny und grinst: "Es ist aber auch meine Aufgabe, da vorne Tore zu machen." In dieser Saison erzielte Riwny bereits zehn Tore in sechs Spielen - die Hälfte aller A/O-Treffer. Deutschlandweit ist sie gemeinsam mit Tina Ruh (Wormatia Worms) die treffsicherste Fußballerin, die mindestens in der vierten Liga spielt.
Das Toreschießen lernt sie beim FTSV Altenwerder, spielt später für Eintracht Immenbeck in der damaligen Niedersachsenliga. Als sich deren Mannschaft auflöst, zieht es Riwny zu A/O in die Regionalliga, bevor 2017 ihr Fußball-Kapitel vorerst endet. "Ich habe eine Pause gebraucht", sagt Riwny.
A/O-Trainer Saul: "Sie hat das Spiel verstanden"
Rund zwei Jahre später schaut sie in der Landesliga bei der SG Anderlingen/Byhusen, ob sie noch Spaß am Fußball hat. Da der Kontakt zu A/O nie abbricht, überreden ihre früheren Mitspielerinnen Riwny schnell zu einer Rückkehr. Es soll ein erfolgreiches Comeback werden: Riwny trifft in den vergangenen drei Jahren in jedem Spiel durchschnittlich einmal.
Entsprechend ist die A/O-Offensive mittlerweile auf Riwny ausgelegt. Sie ist für die Strafraumbesetzung zuständig und sowohl am Boden als auch in der Luft abschlussstark. Seine Top-Stürmerin sei aber mehr als eine reine Abschlussspielerin, findet ihr Trainer: "Sie hat das Spiel verstanden und kann auch ihre Mitspielerinnen in Szene setzen", sagt Benjamin Saul über seine komplette Neun, die auch im Spiel gegen den Ball arbeitet. "Ich werfe mich überall rein und habe keine Angst vor Schmerzen", sagt sie.
Nur eine Sache kann die Mittelstürmerin nicht so gut: im Mittelpunkt stehen. "Die Aufmerksamkeit ist ein wenig unangenehm", findet sie. Als Stürmerin sei es zudem viel zu einfach, sich ins Rampenlicht zu spielen. "Da reicht ein guter Abschluss, um erwähnt zu werden, während die Verteidigung über 90 Minuten ein gutes Spiel macht und niemand darüber spricht." Die geernteten Lorbeeren möchte sie daher ans Team weiterreichen. Riwny: "Man muss einfach die Mannschaft voranstellen. Wir haben in allen Bereichen so viel Qualität."
Reicht es in dieser Saison für die Meisterschaft?
Einen Titel hat Romina Riwny bislang nicht gewonnen. Mit A/O kommt sie 2014 ihrem ersten Triumph immerhin ganz nahe, scheitert erst im NFV-Pokalfinale. "Das war eine geile Erfahrung", sagt sie trotz der Niederlage.
Ob in dieser Saison dann endlich der erste große Erfolg fällig ist? Es sei viel zu früh, sich darüber Gedanken zu machen. "Wir schauen von Spiel zu Spiel", sagt Riwny und muss über die Phrase schmunzeln. Was sie meint: Bereits in den letzten Partien blieb A/O spielerisch hinter den eigenen Erwartungen zurück, auch wenn die Ergebnisse stimmten. Am Wochenende gab es dann die erste Niederlage (siehe unten).
Man sei daher gut beraten, weiter fokussiert zu arbeiten. "Erfolg kommt nicht von allein. Wir müssen einfach bei uns bleiben und dürfen nicht auf das schauen, was kommen könnte", mahnt Riwny zur Demut. Es sind solche Worte, die Coach Saul an seiner Stürmerin zu schätzen weiß. "Romy spielt seit vielen Jahren leistungsbezogen Fußball und ist daher sehr erfahren. Sie nimmt die Jüngeren an die Hand und gibt viele Tipps", sagt der 38-Jährige.
A/O kassiert erste Niederlage
Die A/O-Fußballerinnen haben am sechsten Oberliga-Spieltag die erste Niederlage kassiert - und das gegen eine Mannschaft, die ihnen nicht zu liegen scheint. Die Ahlerstedterinnen verloren mit 0:1 gegen den SV TiMoNo und sind damit seit fünf Spielen sieglos gegen dieses Team. Da die Konkurrenz ebenfalls Federn ließ, bleibt A/O aber an der Spitze. "Vielleicht war das ein Hallo-Wach-Effekt", sagt Trainer Benjamin Saul. Sein Team erreichte erneut nicht das gewohnte Spielniveau und dieses Mal fehlte auch im Angriff die Durchschlagskraft. Zwar war A/O insbesondere im zweiten Durchgang die druckvolle Mannschaft und hatte den Gegner insgesamt im Griff, aber "der Ball wollte nicht so ins Tor wie zuletzt", sagt Saul.
Am Sonntag (14.30 Uhr) empfängt A/O Burg Gretesch. Dabei wird Romina Kristin Riwny gesperrt fehlen. Die Torjägerin ärgerte sich nach dem Schlusspfiff über die Niederlage und sah die Gelb-Rote Karte. Als Trainer Saul sich über die unverständliche Entscheidung und die fehlende Nachspielzeit erkunden wollte, sah er ebenfalls Rot. Angeblich nicht für das Meckern, sondern weil er auch nach dem Spiel das Feld nicht habe betreten dürfen. Tor: 1:0 (47.) Siemens.