2024-05-08T11:10:30.900Z

Allgemeines
Das Sportgeflüster von Dieter Priglmeir
Das Sportgeflüster von Dieter Priglmeir – Foto: hep

Tolle Fairplay-Aktion und gute Schiedsrichterleistungen

„Das wäre vermutlich das 2:2 gewesen.“

Punkte verloren, Sympathie gewonnen - wer solche Fußballer hat, braucht keinen Kölner Video-Keller.

Schiri-Beschimpfungen zum ersten, zum zweiten uuuund zum …. Nein, nach den Aussetzern, über die ich an den beiden vergangenen Wochenenden geschrieben habe, gibt’s heute ein paar schöne Nachrichten rund ums Erdinger Schiedsrichterwesen, das offenbar weit über den Landkreis hinaus gerühmt wird. Und damit meine ich wirklich ganz weit über den Landkreis hinaus.

In Hamburg haben sie jetzt extra mit Julian Schaub einen Mann aus Schwaig angefordert, um das Stadtderby zwischen dem HSV und St. Pauli zu pfeifen. Es ist zwar nur die U17-Bundesliga und der letzte Spieltag, und alle Entscheidungen sind wegen der Liga-Reform ehe schon gefallen. „Ich denke aber, dass das Spiel trotzdem hitzig wird, da es dort um Prestige und Ehre geht, ganz egal ob’s sportlich relevant ist“, sagt Schaub.

Über die Erdinger Referees lässt auch Attila Lanzendorfen nichts kommen. Der 37-jährige Ungar, der seit 2015 in Erding lebt, kennt da aus seiner Heimat ganz anderes. Korruptionsvorwürfe seien da keine Seltenheit gewesen, erzählt er. Sowas sei hierzulande überhaupt kein Thema, deshalb hat er vergangene Woche in einer ganz anderen Währung zurückbezahlt: Und die heißt Ehrlichkeit.

Tolle Fairplay-Aktion

Wir haben darüber berichtet: Der FC Herzogstadt lag gegen den FC Hörgersdorf 1:2 hinten, da ging Lanzendorfen im Strafraum zu Boden, und der Schiedsrichter entschied auf Strafstoß. „Aber da war kein Kontakt, ich habe nur den Fuß weggezogen und bin gefallen, weil ich eine Grätsche befürchtet habe“, gibt Lanzendorfen zu. Und das tut er nicht nur hier, sondern hat dies auch direkt nach der Szene gemacht, weshalb der Schiri den Strafstoß zurücknahm.

Und das Ganze zu einem spielentscheidenden Zeitpunkt. „Das wäre vermutlich das 2:2 gewesen, und wir hätten den Punkt im Aufstiegskampf schon gut brauchen können. So haben wir bei einem Konter auch noch das 1:3 kassiert.“ Aber mei, es habe sich einfach falsch angefühlt, „und meine Mitspieler fanden meine Reaktion auch richtig“.

Es war übrigens nicht die einzige Fairness-Aktion am Wochenende. Knut Friedrich leitete ein A-Klassen-Spiel in Walpertskirchen und wurde dort vom Keeper Johann Glockshuber zu dessen eigenen Ungunsten berichtigt: „Hey Schiri, der Ball war klar im Aus.“ Die Folge war ein Eckball gegen den SVW – und auch das beim Spielstand von nur 1:0 für Walpertskirchen. „Ich fand das wirklich eine sehr faire Aktion, das macht nicht jeder“, sagt Friedrich, Obmann der Schiedsrichtergruppe.

Schiedsrichter müssen viel über sich ergehen lassen

Ein nicht gegebener Eckball – das mag eine Kleinigkeit sein. Aber wir haben ja schon darüber gesprochen, über welche Winz-Dinger – vom falschen Einwurf bis zum Trikotzupfer, der zum Attentat hochstilisiert wird – gestritten wird. Ehrlichkeit ist halt viel besser als jeder Video Assistant Referee.

Das ist übrigens nicht nur im Fußball so, wie uns die Handballer Tobias Huber und Patrick Mühlenbeck erzählen. Das Schiri-Gespann leitete ein Aufstiegsspiel in die Bezirksoberliga. „Es war hitzig und hart, mit vielen kleineren und größeren Fouls. Die Anspannung war in der ganzen Halle spürbar“, erzählen die beiden. Jede Entscheidung sei von Spielern, Trainern und den Zuschauern negativ kommentiert worden.

„Die erste rote Karte gab es schon Mitte der ersten Halbzeit.“ Das Duo blieb ruhig, sachlich, aber bestimmt – und erntete nach dem Spiel den Lohn. Am Ende kamen die Spieler: „Danke für die Nachsicht mit uns. Es stand viel auf dem Spiel“ oder „Toll gepfiffen und gut kommuniziert“ und „Man fühlt sich nicht gemaßregelt durch Kommunikation auf Augenhöhe.“ Und schon war alles gut. Da sieht man mal, wie leicht – sportübergreifend – man zufrieden gestellt werden kann. Sofern – und das geht an die Adresse der Referees – Kommunikation und Augenhöhe stimmen. Fehler macht jeder. Der Respekt darf aber nie fehlen – und das gilt gegenseitig.

Aufrufe: 027.4.2024, 07:19 Uhr
Dieter PriglmeirAutor