Der TSV Murnau hat einen neuen Hoffnungsträger: im Sturmzentrum schwingt sich Maximilian Nebl dazu auf, zum Top-Torjäger in der Landesliga zu werden.
Auf den Fischerhut, den er seit Freitag trägt, muss Maximilian Nebl besonders gut aufpassen. Nach jedem Spiel bekommt ein Murnauer Fußballer ihn aufgesetzt – und zwar derjenige, der nach Meinung der Trainer der Beste war. „Den sollte man gut hüten. Wenn man ihn verliert, muss man einiges in die Mannschaftskasse zahlen“, sagt der Torjäger des TSV Murnau nach seiner ersten Auszeichnung der Saison. Zwei Treffer gelangen ihm beim ersten Landesliga-Sieg der Drachen in Hallbergmoos (3:1). Damit schoss er bis auf Rang vier der Torschützenliste nach oben. Maximilian Nebl, aus Habach gekommen, erfüllt, was man erwartet von ihm: Tore, Tore, Tore.
„Man schaut sich das gerne an“, sagt der 27-jährige Stürmer. Allerdings ist er kein Gefangener der Gegenwart. Voriges Jahr beim ASV in der Bezirksliga gelang ihm ebenfalls ein traumhafter Start. Die Lobeshymnen wurden angestimmt, bis irgendwann der graue Alltag über Nebl und sein Team hereinbrach – samt Torflaute, Verletzung, Krankheit. „Mir ist klar, dass es nicht so weitergehen wird“, sagt er. Aber was, wenn doch?
Nach Jahrzehnten haben die Murnauer wieder einen Torjäger von Format. Die vier Treffer spiegeln die ganze Bandbreite seines Könnens wieder. Zweimal nickte er eine Flanke ein, obwohl er gerade so die 1,80 Meter kratzt und ligaweit zu den kleinsten Mittelstürmern zählt. „Wenn die Hereingaben so ankommen, kann ich die verwerten.“ Bei den beiden übrigen Treffern führte ihn sein Instinkt genau an die Plätze, an denen Pässe oder Abpraller landen. „Ich sage immer Thomas-Müller-Tore dazu. Nicht die schönsten, aber die zählen genauso viel wie Fallrückzieher-Tore.“
Man kann festhalten: Nebl hat die Eingewöhnungsphase abgeschlossen, die durchaus einige Wochen andauerte. Tempo und Intensität im Training war er nicht gewohnt. Auch die drei Einheiten sowie ein Spiel binnen sieben Tagen forderten vor allem Zugeständnisse bei der Freizeitgestaltung. „Ist gar nicht so leicht“, räumt der Söcheringer ein. Zudem fiel ihm auf, wie viel besser seine Nebenleute ausgebildet sind. Technische Kleinigkeiten, wie mit dem richtigen Fuß den Ball anzunehmen, bemerkte er auf einmal. „Da habe ich Nachholbedarf. Die sind alle bei Haching, 1860 und Murnau ausgebildet worden. Ich war in der Jugend in Söchering und ein Jahr in Polling.“
„Je länger ich in der Torschützenliste oben stehe, desto enger werden sie mich angehen.“
Maximilian Nebl rechnet mit gesteigerter Aufmerksamkeit der gegnerischen Abwehrreihen.
Noch kennt die Liga diesen Bua vom Dorf nicht wirklich. Aber wenn er sich weiter unter den großen Namen der Klasse behauptet, wird er recht bald auf den Scouting-Notizen der Gegner landen. „Je länger ich in der Torschützenliste oben stehe, desto enger werden sie mich angehen“, weiß der quirlige Stürmer. Er empfindet es als große Ehre, neben Namen wie Srdan Ivkovic oder Belmin Idrizovic aufzutauchen, die „ihr Geld damit verdienen“. Vor zwei Jahren habe er sich das nicht ausmalen können, mit und gegen solche Kaliber auf dem Platz zu stehen. „Das sind zwei Ausnahmespieler“, sagt er in Anerkennung der Brillanz der beiden Geretsrieder Granaten.
Von denen kann sich ein Neuling wie er noch einiges abschauen. Das Thema Kaltschnäuzigkeit etwa bewegte den TSV in der Startphase der Saison. Gegen Garching und Geretsried verpasste es der TSV, die Fehler der Kontrahenten zu bestrafen. Die eigenen hingegen fielen stark ins Gewicht. „Wenn dir ein Fehler im Aufbau passiert, kannst du damit rechnen, dass es hinten scheppert.“ Aber das junge Murnauer Team hat gezeigt, wie lernfähig es ist und vor allem in welchem Tempo es sich entwickelt.
Gegen Kastl (vier Treffer) und Halbergmoos (drei) zeigte sich die Offensive eiskalt. Nebl sagt: „Wir arbeiten in jedem Training daran, dass wir noch abgebrühter werden.“ Davon dürfte am Ende vor allem er profitieren. Nachdem Fabian Erhard in dieser Woche gen Amerika aufbricht, fällt eine weitere Option im Sturm weg. Und somit ein weiterer Anwärter für den Fischerhut. Auf den würde er gerne öfters aufpassen. (am)