2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Tobias Sellmaier

Ans Aufhören denkt Roland Stampfl noch nicht

Der Allmersbacher ist mittlerweile seit fast viereinhalb Jahrzehnten Fußballtrainer und damit der wohl dienstälteste Coach im Bezirk Rems Murr. Der 65-Jährige arbeitet immer noch gerne mit jungen Menschen zusammen, denn das „hält auch mich fit und jung“.

Es gibt viele Trainer im Fußball, die als Legenden und Urgesteine bezeichnet werden. Solche wie Roland Stampfl. Als Spieler, vor allem aber seit über 40 Jahren als Trainer hat er bei seinem Heimatverein SV Allmersbach, in den 80ern als Nachfolger von Ralf Rangnick beim gerade in die Verbandsliga aufgestiegenen FC Viktoria Backnang oder später bei Klubs wie dem VfR Murrhardt, dem TSV Oberbrüden, der TSG Backnang, der SG Sonnenhof Großaspach und nun der SVG Kirchberg viel erlebt. Nun, mit 65 Jahren, ist der gebürtige Waiblinger überzeugt, dass Alter kein Kriterium für einen guten oder schlechten Trainer ist.

Zum Gespräch kommt Stampfl, der seit seinem neunten Lebensjahr in Allmersbach im Tal lebt, mit dem Fahrrad. Es ist ein E-Bike, das er aber nur nutzt, „wenn ich nicht verschwitzt zu einem Termin kommen möchte“. Ins Training der in der Kreisliga A beheimateten Kirchberger radelt er vom Täle aus zweimal die Woche mit dem normalen Rad und darf dann auch schon schwitzen, ehe es mit der Übungseinheit losgeht.

Wenn einer erzählen kann, wie sich der Amateurfußball in den vergangenen vier Jahrzehnten verändert hat, dann ist es mit Sicherheit Roland Stampfl, der vermutlich dienstälteste Trainer im Rems-Murr-Kreis. Die Überraschung vorweg: „So viel hat sich in dieser Zeit gar nicht verändert, was das Training angeht“, so Stampfl. Im weiteren Verlauf des Gesprächs zeigt sich dann aber doch, dass manches heute anders ist als zu Beginn seiner Übungsleiterlaufbahn. „Als ich zu den Aktiven gekommen bin, war im Training Ausdauer, das heißt laufen ohne Ball, das A und O“, erinnert sich der ehemalige Leiter des Backnanger Bauhofs. Heute gibt es, zumindest bei ihm, keine Trainingseinheiten ohne Ball.

Schwerpunkte sind unterschiedliche Spielformen und Antrittsübungen, aber immer mit Ball. „Ab und zu gibt es dann nach dem Training oder im Trainingslager Ausdauerläufe, das ist aber eher die Ausnahme“, versichert Stampfl. Auch das derzeit diskutierte Thema Kopfballtraining am Pendel hat sich in den letzten Jahren sehr gewandelt und ist eigentlich keines mehr: „Als ich meinen Trainerschein 1979 an der Sportschule Ruit gemacht habe, war das Pendel fester Bestandteil des Trainings. Heute steht zwar fast auf jedem Sportplatz noch ein solches Pendel, genutzt wird es aber nicht mehr. Das wäre für die Spieler auch viel zu langweilig.“

Bei der Trainingsteilnahme sieht er vor allem im Zusammenhang mit der Spielklasse Unterschiede, die es aber auch früher schon gab. „Je höher die Spielklasse, desto mehr sind die Spieler da.“ Bei seinem aktuellen Verein Kirchberg bezeichnet er die Trainingsteilnahme als „nicht überragend, im Vergleich mit anderen Vereinen aber auch nicht als schlecht“. Den fehlenden Einsatz damit zu sanktionieren, dass nur die spielen, die auch im Training waren, ist für ihn nicht machbar.

„An manchen Spieltagen bin ich froh, wenn wir überhaupt elf Fußballer zusammenbekommen, und das, obwohl wir einen großen Kader haben“, sagt Stampfl und verweist darauf, dass sich das während der Coronapandemie noch verstärkt hat. Ein Grund sind aus seiner Sicht die hohe Zahl an Pflichtspielen, die häufig verletzungsbedingte Ausfälle zur Folge haben. „Wir hatten fünf Wochen, die allesamt englische Wochen waren“, stellt der SVG-Trainer fest. „Da sind wir in der Kreisliga A allerdings nicht die einzige Mannschaft, die dieses Problem hatte.“

Zum Thema Trainerqualität hat der erfahrene Coach ebenfalls eine klare Meinung: „Das Alter des Trainers hat auf den Respekt bei den Spielern keinen Einfluss. Respekt entsteht vor allem aufgrund des fachlichen Wissens und Könnens und des jeweiligen Engagements. Wenn ein junger Trainer fachlich nichts draufhat, dann ist er genauso schnell unten durch wie ein alter, der fachlich nichts zu bieten hat.“ Er selbst fühlt sich, was Trainingsformen angeht, immer noch jung, sagt schmunzelnd aber: „Ein Laptop-Trainer bin ich allerdings keiner und werde es auch nicht mehr werden.“

Fachliche Fähigkeiten sind aus seiner Sicht ein gutes Spielkonzept, eine taktisch gute Aufstellung und dass man den Spielern etwas vermitteln kann. Und lernen wollen alle: „Seit ich Trainer bin, hatte ich noch kein Team, das nichts dazulernen wollte.“ Auch hier geht der 65-Jährige mit gutem Beispiel voran. Regelmäßig nimmt er an Lehrgängen und Fortbildungen teil, um auch auf dem neuesten Stand zu bleiben. Seit knapp vier Jahren ist der B-Lizenz-Inhaber nun schon Trainer in Kirchberg. Ein Leben ohne Fußball kann er sich ohnehin nicht vorstellen. Selbst wenn seine Elf spielfrei hat, schaut er sich andere Begegnungen an.

Als Höhepunkt seines Trainerlebens bezeichnet der Allmersbacher im Rückblick seine Zeit als B-Jugend-Trainer der TSG Backnang im Jahr 2007: „Da haben wir viermal in der Woche trainiert und sind dann an den Wochenenden auf Reisen gegangen.“ Dabei sind ihm vor allem die Spiele gegen den FC Bayern München und 1860 München im Gedächtnis geblieben. „Und für die Jungs aus Backnang war es schon etwas Besonderes, gegen Frankfurt, Hoffenheim, Nürnberg, beim KSC oder beim VfB Stuttgart zu spielen, obwohl wir in dieser Saison nur zweimal gewonnen haben.“

Gleichzeitig ist die Zeit auch ein Beleg für ihn, wie eng die Leistungsdichte im Spitzenfußball war und ist. Kein Einziger von diesem Jahrgang hat es in eine Bundesliga geschafft. Der Routinier gibt jungen Leuten, die von einer Karriere als Profi träumen, den Tipp: „Es liegt ganz allein an dir, das zu schaffen.“ Er selbst ist auch nach mehr als vier Jahrzehnten noch bereit, viel zu geben. Und hoch motiviert ist ein Roland Stampfl auch mit 65 Jahren noch, denn: „Ich möchte einfach mit jungen Leuten zusammen sein. Das hält auch mich fit und jung.“

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Aufrufe: 09.6.2022, 08:00 Uhr
Backnanger Kreiszeitung / Andreas ZiegeleAutor