2024-05-10T08:19:16.237Z

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Frank Wachmeister hatte sich die Feier mit seinem SV Schelsen verdient.
Frank Wachmeister hatte sich die Feier mit seinem SV Schelsen verdient. – Foto: Theo Titz

SV Schelsen: Ein Dorf in der Kreisliga A

Kreisliga B, Gruppe 2: Die Mannschaft von Frank Wachmeister hat dem Verein SV Schelsen einen lange gehegten Traum erfüllt.

Seit Vereinsgründung 1983 ist beim SV Schelsen ein Wunsch tief in der Identität verankert – der Aufstieg in die Kreisliga A. Dieses Ziel hat sich der kleine Dorfverein aus dem Mönchengladbacher Süden nun erfüllt. Großen Anteil an diesem Erfolg hat ein Mann, der bei den Feierlichkeiten mit einem gewagten Outfit und einem unbekannten Gesangstalent auffällig geworden ist – und trotzdem nicht im Mittelpunkt stehen will.

Das Outfit sei zum Teil auch Selbstschutz, sagt Frank Wachmeister zu seinen blau-weiß gefärbten Haaren, die hinten zu einem Zopf zusammengebunden sind. „Ich hatte Angst, dass mir die Mannschaft bei der Aufstiegsfeier den Kopf rasiert. In meinem Alter wachsen die Haare doch nicht mehr so schnell nach. Und mit diesem Outfit bestand ein wenig die Hoffnung, dass ich dem vielleicht entgehen kann“. Am Ende zahlte sich der Plan des 53-Jährigen aus und der Coach des SV Schelsen durfte seine Haare tatsächlich behalten. Der Zopf und die blau-weißen Haare waren also das optimale Ablenkungsmanöver: „Stattdessen wurde dann Philipp Bayer eine Glatze rasiert“, ergänzt Frank Wachmeister schmunzelnd.

Größter Erfolg der Klubgeschichte

Es ist eine von vielen Geschichte, die Spieler, Trainer, Fans und Verantwortliche des SV Schelsen am Wochenende erlebt haben – und vermutlich so schnell nicht mehr vergessen werden. Zu feiern gab es den größten Erfolg in der 39-jährigen Klubgeschichte. Ein Ziel, das seit Gründung 1983 stets anvisiert, aber nie realisiert werden konnte – der erstmalige Aufstieg in die Kreisliga A. Am Wochenende war es nun so weit – und das sogar einen Tag früher als geplant. Denn bevor der SV Schelsen am Sonntag beim FC BW Wickrathhahn II den Aufstieg selber in der Hand hatte, spielte am Abend zuvor die Reserve der SpVg Odenkirchen – letzter verbliebener Verfolger der Schelsener in der Kreisliga B. „Wir sind fest davon ausgegangen, dass Odenkirchen am Samstagabend gewinnen wird und wir dann am Sonntag in Wickrathhahn gefordert sein werden“, sagt SV-Coach Wachmeister. Einige Schelsen-Spieler waren dann am Samstag auch vor Ort in Odenkirchen, um der Mannschaft zunächst das durchgeben zu müssen, wovon eh alle ausgegangen waren: eine frühe 2:0-Führung für die Reserve der Spielvereinigung. „Aber plötzlich bekamen wir die Nachricht, dass Odenkirchen nur noch 1:2 führen würde. Kurz danach fiel dann auch das 2:2“, so Wachmeister. Und dabei blieb es dann auch. Was bedeutete, dass der SV Schelsen bereits an diesem Samstagabend aufgestiegen war. „Da gab es kein Halten mehr. Spieler, Fans, Vorstand – wir haben uns alle im Clubheim getroffen und bis zum frühen Morgen gefeiert“, erzählt der Trainer, der bei diesen Feierlichkeiten mit einem unerwarteten Talent begeistern konnte. „Bardo Schmitz und Timo Esser, zwei Spieler von uns, haben ein Aufstiegslied gedichtet. Mein Sohn hat mich dann mit der Gitarre begleitet und ich habe den Song gesungen. Es war ein unglaublicher Abend.“

Dem Coach wurde dann am Tag nach den ersten Feierlichkeiten eine unmögliche Aufgabe zu teil – die Mannschaft auf das nun sportlich nicht mehr relevante Spiel gegen die Reserve des FC Blau-Weiß Wickrathhahn einstellen. „Uns war klar, dass wir dieses Spiel verlieren werden. Dafür ging die Feier am Abend zuvor einfach zu lange“, gibt Wachmeister zu. Diese Vorahnung sollte sich bewahrheiten. Gegen das beste Team der Rückrunde kam der designierte Meister mit 1:5 unter die Räder. Den Feierlichkeiten des SV Schelsen tat diese einkalkulierte Pleite aber keinen Abbruch: Mit Abpfiff ging die Party des B-Ligisten fast nahtlos weiter. Für Frank Wachmeister ist dieses feuchtfröhliche Wochenende ein Indiz dafür, wie sehr dieser Aufstieg im Verein herbeigesehnt worden ist. „Über die Jahre hat sich beim SV Schelsen etwas aufgestaut, das jetzt entweichen konnte. Der Aufstieg fungiert wie ein Ventil. Jetzt ist der Druck raus, was bleibt, ist riesengroße Freude bei jedem Einzelnen.“ Und auch für den Coach ist dieser Aufstieg ein großer, persönlicher Erfolg. „Als Schelsener Junge weiß ich, dass es nie etwas Größeres für den Verein gab. Ich bin stolz, dass uns dieser Aufstieg gelungen ist.“

Frank Wachmeister: Ein Mann, ein Wort

Frank Wachmeister erfüllt damit auch ein Versprechen, das er dem Vorstand 2019 bei Amtsantritt gegeben hat. Drei Jahre bräuchte er schon, um den Aufstieg zu realisieren, habe er damals mit einem Augenzwinkern gesagt. Das hat sich nun, nach zwei coronabedingt abgebrochenen Spielzeiten, bewahrheitet. „Ich möchte aber gar nicht so im Mittelpunkt stehen: Der ganze Verein hat in den vergangenen Jahren sehr gut gearbeitet, der Aufstieg ist der verdiente Lohn. Es ist super zu sehen, wie der Vorstand bei der Feier am Wochenende eingebunden war“, sagt Wachmeister. Nach der eher spontanen Party sei für den letzten Spieltag vom Schelsener Vorstand zudem eine größere Feier geplant. Offen ist, mit welchem Outfit Frank Wachmeister dann auflaufen wird. Womöglich greift er dann aus Selbstschutz erneut zur blau-weißen Haarpracht.

Aufrufe: 024.5.2022, 12:00 Uhr
Sebastian KalenbergAutor