2025-01-13T12:06:11.417Z

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Der SV Hö.-Nie. möchte sich schon für einen eventuellen Abstieg wappnen.
Der SV Hö.-Nie. möchte sich schon für einen eventuellen Abstieg wappnen. – Foto: Pascal Derks

SV Hö.-Nie. wappnet sich für die Zukunft

Der Dorfverein macht gerade die längste Talfahrt der Vereinsgeschichte durch. In der Fußball-Bezirksliga droht der Abstieg. Teammanager Michael Kröll erklärt, wie er mit seinen Vorstandskollegen bessere Zeiten einläuten möchte.

Das Bewerbungsschreiben ist am Abend des ersten Weihnachtstages rausgegangen. Das Profil klingt verheißungsvoll: gute Technik, hohe Spielintelligenz, schneller Antritt, gutes Passspiel. Wunschpositionen: Spielmacher oder linke Außenbahn. Dazu noch mit 24 Jahren im aufstrebenden Fußballeralter. Der neue Verein sollte in der Bezirks-, Landes- oder vielleicht sogar Oberliga spielen. „Hauptsache, es wird guter Fußball gespielt“, lässt der Kandidat auf dem Online-Portal „FuPa.net“ wissen, der sich bei genanntem Portfolio eigentlich problemlos vermitteln lassen sollte.

Verein ist nicht überrascht

Biyan Kesen wird die SV Hönnepel-Niedermörmter also in der Winterpause verlassen. Der junge Mann war in der Hinrunde mit fünf Treffern in neun Einsätzen erfolgreichster Torschütze des Tabellenletzten der Fußball-Bezirksliga, der sich eigentlich noch einmal verstärken möchte, um eventuell im neuen Jahr in Richtung Klassenerhalt angreifen zu können.

Für die Verantwortlichen von der Düffelsmühle kommt die Nachricht allerdings alles andere als überraschend. „Wir wissen das schon seit einigen Wochen, weil wir uns nämlich von Biyan Kesen getrennt haben. Das ist aber eine interne Angelegenheit“, sagt Michael Kröll, Teammanager des Dorfvereins.

Seine Vorstandskollegen und er haben es aktuell nicht gerade einfach. Die SV Hönnepel-Niedermörmter macht schließlich gerade die längste Talfahrt der Vereinsgeschichte durch. Und wie das heutzutage so ist, lassen Häme, Spott und Schlimmeres nicht lange auf sich warten. „Die Kommentare und Bemerkungen, die in den sozialen Medien in unsere Richtung zielen, entstammen oft der untersten Schublade“, sagt Kröll. Er macht unverdrossen weiter, weil er überzeugter Ehrenamtler und Fußballfreund ist und ihm der Klub von der Düffelsmühle am Herzen liegt.

Drei Neulinge stehen intern schon fest

Und so lässt der 53-Jährige nichts unversucht, um die Weichen in Richtung einer besseren Zukunft zu stellen. Blauäugigkeit müssen sich Kröll und seine Mitstreiter jedenfalls nicht vorwerfen lassen. „Wer sich die Tabelle anschaut, sieht sofort, dass es fast unmöglich ist, noch den Klassenerhalt zu schaffen“, sagt er. Dennoch soll die Mannschaft verstärkt werden. Drei Neuzugänge sind bereits fix, die Namen der Spieler wird der Verein im neuen Jahr bekannt geben. Kröll nutzt die Gelegenheit, um mit einem Vorurteil aufzuräumen: „Es wird gerne behauptet, dass die SV Hö.-Nie. Spieler von anderen Vereinen abwirbt. Das stimmt ganz einfach nicht. Die Neuzugänge müssen schon freiwillig zu uns kommen wollen und sich rechtzeitig bei ihrem alten Klub abgemeldet haben.“

Nicht selten kommt sich Michael Kröll vor, als müsse er gegen die Flügel der im 16. Jahrhundert erbauten Düffelsmühle kämpfen. Denn der „Acker“, auf dem noch vor zehneinhalb Jahren der Gewinn der Oberliga-Meisterschaft gefeiert wurde, ist längst ein großer Standortnachteil. „Wenn wir mit Spielern sprechen, können wir mit unserer Platzanlage schon einmal nicht punkten“, sagt der Teammanager, der für gewisse Entscheidungen der Kommunalpolitik nur bedingt Verständnis hat.

„Wir gönnen den Fußballern in Appeldorn und Wissel die neuen Kunstrasenplätze, die in naher Zukunft gebaut werden sollen. Aber wäre es nichtvielleicht besser gewesen, in Kalkar eine zentrale Sportanlage zu errichten, die von allen Vereinen der Stadt genutzt werden kann?“, so Kröll. Nicht zu vergessen das Thema Fahrtkosten. Der Ort Niedermörmter ist so etwas wie entschleunigte Niederrhein-Idylle hinter der Reeser Rheinbrücke. Aber wer einfach nur kicken und trainieren möchte, sucht sich dann doch vielleicht lieber ein Ziel, das etwas leichter erreichbar ist.

Weiteres Problem: Mangels Masse und sicherlich irgendwo auch Klasse kann die SV Hönnepel-Niedermörmter nicht mit Nachwuchs aus den eigenen Reihen planen, der perspektivisch den Kern der ersten Mannschaft bildet.

Klingt im Gesamtpaket zunächst einmal relativ aussichtslos. Ganz so trist stellt sich die Lage dann aber doch nicht dar. Michael Kröll ist mit einer gesunden Portion Kampfgeist ausgestattet: „Für uns als Dorfverein kommt’s jetzt darauf an, dass wir uns endlich die Schuhe anziehen, die auch passen. Wenn wir in die Kreisliga A absteigen, tun wir dies erhobenen Hauptes.“

Und zum Schluss hat er für die Freunde der SV Hönnepel-Niedermörmter auch noch eine gute Nachricht: „Bis auf Biyan Kesen hat sich kein Spieler abgemeldet. Das zeigt, dass sich die Jungs trotz der schwierigen Lage bei uns wohlfühlen. Und darauf kommt es doch letzten Endes im Amateurfußball an.“

Aufrufe: 02.1.2025, 11:00 Uhr
Volker HimmelbergAutor