Mainz. Lange Pause, flotter Start. Zwei Tage nach dem Auftakttraining am 20. Januar reiste Oberligist SV Gonsenheim schon zum Testspiel zu Hessenliga-Kellerkind TuS Hornau. Und legte, zum Seitenwechsel komplett durchgetauscht, einen 5:0-Sieg hin, der auch Anouar Ddaou verblüffte.
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„Das hat schon erstaunlich gut geklappt“, sagt der Coach. Und blickt dabei auch auf das folgende 2:1 gegen Darmstadt 98 II. „Wir haben eine gewisse Frühform an den Tag gelegt, die wir gegen Hanau auch wegen zu vieler Ausfälle nicht bestätigen konnten.“ Beim 0:2 gegen den Hessenligisten standen mit Yassir El Habib und Elias Heine zwei Neuzugänge in der Startelf.
Heine soll in der Innenverteidigung den zum FC Karbach gewechselten Ufuk Kömesögütlü ersetzen. Der 19-Jährige wurde beim TSV Schott und bei Mainz 05 groß und verbrachte die Hinrunde fast gänzlich ohne Spielminuten bei der TuS Koblenz. Eine gute Ausbildung und mangelnde Spielpraxis, lautet daher Ddaous Befund.
Viel Spielpraxis beim spanischen Fünftliga-Schlusslicht Atlético Melilla sammelte der 23-jährige El Habib, der nun nach Deutschland gezogen ist, durch private Kontakte am Wildpark aufschlug und im Training überzeugte. „Er hat sehr viele Stärken, Tempo, Dynamik, ist dribbelstark, muss sich aber an unsere Spielweise anpassen. Er ist manchmal sehr mutig“, sagt Ddaou über den Flügelstürmer, mit dem die Verständigung auf Englisch und auch Deutsch gut klappe. Auf derselben Position hatten die Sommer-Zugänge Ruben Fernandes und Samba Balde, die kaum eine Rolle spielten, den Club wieder verlassen.
Schon vor dem Jahreswechsel griffen die Lauf- und Athletikpläne, die die Spieler unter der Kontrolle von Co-Trainer Ferhat Gündüz abzuarbeiten hatten. Es galt, alle auf dasselbe Level zu bringen, was nach den vielen Verletzungen gar nicht so einfach war. Die Langzeit-Ausfälle wie Christian Jindra und Cem Demir sind allesamt wieder da. Dafür hat es Eigengewächs Freddy Zinn heftig erwischt. Beim Eckchen sprang die Kniescheibe raus, eine Patellaluxation bedeutet das Saison-Aus. Tibor Engler (Leistenprobleme) und Dorian Cucchiara (Fersenprellung) waren und sind vorübergehend außer Gefecht.
Das Spiel mit und gegen den Ball als Gruppe steht nun im Plan. Dabei werden, wie üblich am Wildpark, immer mehr U19-Spieler herangeführt. Wobei diesmal die DFB-Nachwuchsliga, in der die Chance auf den Klassenerhalt besteht, mit in den Fokus rückt. Im Oberliga-Alltag steht, elf Punkte hinter Rang zwei und weit oberhalb der Abstiegszone, für den Vizemeister eher Entwicklung als Ergebnisdruck im Fokus.
Die gruppentaktischen Basics, die Pass- und Laufwege als Mannschaft, will Ddaou schulen, unabhängig vom Spielsystem. Dreier- oder Viererkette, verschiedene Mittelfeld- und Sturm-Anordnungen – vieles kann, nichts muss. „Ich bin kein Systemfanatiker, der seiner Elf etwas überstülpt“, sagt der Coach, der nach den Rängen sieben, vier und zwei – die Abbruch-Saison 2020/21 ausgeklammert – erstmals eine Saison tabellarisch weiter hinten beenden wird als die vorige.
An der Wertschätzung für Ddaous Arbeit ändert das nichts, vielmehr ist die stabile Platzierung in dieser Saison nach dem emotionalen Doppel-Rückschlag in Aufstiegsspielen und Pokalfinale sowie Mini-Pause und Verletzungspech positiv hervorzuheben. Das dritte und wohl finale Gespräch über eine mögliche Vertragsverlängerung mit Sportvorstand Marvin Bylsma ist für diese Woche geplant.