Sturmriese Lakenmacher plötzlich mit dem perfekten Pokerblatt: Können ihn die Löwen halten?

München – 92 Kilo pralles Selbstvertrauen, verteilt auf hantelbankgestählte 1,88 m – sie waren auch am Dienstagabend zu bestaunen, als sich Fynn Lakenmacher lustvoll ins Getümmel warf und kaum auffiel inmitten der kernigen Tölzer Eishockeylöwen. Der Sturmriese war einer der Ersten, der den Finger hob, als es um die Frage ging, wer von den 1860-Profis sich mit Kufen und Puck aufs Eis wagen würde.

„Ich musste mich ein bisschen eingrooven, weil ich länger nicht mehr Schlittschuh gefahren bin“, sagte der 23-Jährige am Ende des Gauditermins, „aber es hat dann echt Bock gemacht.“ Gefolgt von einer kleinen Stichelei in Richtung der Löwen-Fraktion hinter der Bande: „Ich hätte mir gewünscht, dass noch ein paar mehr Jungs mitmachen. Leider haben wir ein paar Spaßbremsen dabei, die sich in die Hose gemacht haben.“

Ex-Trainer Jacobacci wollte Vertrag verlängern und Lakenmacher dann ausleihen

Mittendrin statt nur dabei – im alten Jahr hätte womöglich auch Lakenmacher zu den passiven Randfiguren gehört. Schwer vorzustellen, wenn man ihn gerade erlebt, aber in der Vorrunde, als ihn Maurizio Jacobacci aus dem Team radiert hatte, war der aus einer Handballfamilie stammende Hüne zwischenzeitlich auf Mauerblümchen-Größe zusammengeschnurrt. Der Plan der inzwischen aufgelösten Transfer-Taskforce um den Ex-Trainer hatte ja wie folgt ausgesehen. Lakenmacher, so die Idee, hätte seinen Vertrag über 2024 hinaus verlängern sollen, um die Spielpraxis, die ihm Jacobacci vorenthielt, bei einem Leihverein XY zu sammeln.

„Heute ist es so, dass uns vorne etwas Wichtiges fehlt“, sagte Jacobacci im Sommer wenig charmant zur Torflaute des Sturmtalents. Es sei aber mitnichten so, „dass wir Lakenmacher auf das Abstellgleis gesetzt haben“. Der werde „irgendwann seine Qualität auf den Platz bringen – aber noch nicht heute“. Leider, so der Ex-Coach, „hat sich Laki mit seinem Umfeld gegen diesen Plan entschieden, was ich sehr schade finde“.

Einen Stürmertyp wie Fynn Lakenmacher suchen fast alle Vereine

Acht Monate nach dieser Pressekonferenz hat Lakenmacher viele Spielminuten in den Beinen (880 von 990 möglichen unter Giannikis), speziell in den Heimspielen einige Treffer erzielt (vier) und sich auch als Teamplayer unentbehrlich gemacht. Ob im Zusammenspiel mit Julian Guttau („Wir verstehen uns blind“) oder als Ochsen-Duo mit Joel Zwarts („Ich glaube, es gibt wenige Mannschaften in der Liga, die uns beide verteidigen wollen“) – die Freude am Beruf ist zurück, das sieht man ihm an. Und das bestätigt „Laki auch gerne: „Ich verstehe mich mit allen ganz gut. Es macht Spaß, mit den Jungs vorne zu zocken.“

Lakenmachers Standing ist nun so, dass die Löwen immer noch mit ihm verlängern wollen, der Stürmer aber recht realistisch seinen Marktwert einschätzen kann. Jung, deutsch, groß und technisch beschlagen – diesen Stürmertypus suchen fast alle Vereine hierzulande.

„Ich fühle mich brutal wohl, nicht nur beim Verein, auch in der Stadt und mit den Jungs. Von daher ist es auf jeden Fall eine Option, hier zu verlängern – natürlich.“

Fynn Lakenmacher

Unsere Zeitung weiß: Auch einige Vereine aus der 2. Bundesliga haben Lakenmacher auf dem Zettel. Das Ja-Wort, auf das die Löwen immer noch hoffen, könnte also noch ein wenig auf sich warten lassen – wenn es überhaupt noch kommt. Was seine sportliche Zukunft angeht, sagt der umworbene Jungprofi: „Da mache ich mir überhaupt keinen Druck. Ich bleibe ganz entspannt – und am liebsten möchte ich auch gar nicht darüber sprechen.“

Ein Poker, bei dem Lakenmacher die deutlich besseren Karten in der Hand hält. Immerhin, auf Nachfrage unserer Zeitung lässt sich der Sturmriese entlocken, dass die Löwen weiter im Rennen sind: „Ich fühle mich brutal wohl, nicht nur beim Verein, auch in der Stadt und mit den Jungs. Von daher ist es auf jeden Fall eine Option, hier zu verlängern – natürlich.“ (Uli Kellner)