2024-06-06T14:35:26.441Z

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Kamil Buga , hier neben Dennis Wist, läuft allen davon: Der Angreifer ist mit drei Toren und zwei Vorlagen an allen FSV-Treffern beteiligt. Fotos: Scholz
Kamil Buga , hier neben Dennis Wist, läuft allen davon: Der Angreifer ist mit drei Toren und zwei Vorlagen an allen FSV-Treffern beteiligt. Fotos: Scholz

Streifzug: Die Heimatlosen haben wieder Lust

Das TAGEBLATT zu Besuch bei der FSV Bliedersdorf/Nottensdorf III

Sie tragen noch die Trikots des früheren Nottensdorfer Vereins Noki in Action. Tatsächlich aber kicken sie seit dieser Saison für den FSV Bliedersdorf/Nottensdorf III. Die Mannschaft ist heilfroh über die Fusion mit dem SV Bliedersdorf.

Das zeigte sie auch beim Heimspiel in der 4. Fußball-Kreisklasse gegen den FC Wischhafen/Dornbusch III. Wenn eines an diesem Tag nicht gelingt, dann sind es die Eckbälle. Kurz vor dem Spielende tritt der FSV vier Ecken hintereinander in den gegnerischen Strafraum, und jedes Mal landet der Ball nur nicht beim Mitspieler. Was soll’s, der FSV führt zu diesem Zeitpunkt mit 5:0 gegen den FC Wischhafen/Dornbusch III in der untersten Spielklasse im Kreis Stade – und daran wird sich nichts mehr ändern.

Der FSV feiert seinen sechsten Sieg im achten Saisonspiel und festigt damit Platz zwei. Trainer Daniel Feldvoß ist hochzufrieden, sagt: „Die Jungs haben wieder Lust.“ Die Mannschaft trägt immer noch die blauen Trikots von Noki in Action. Die meisten Spieler kickten bis zur vergangenen Saison noch in der zweiten Mannschaft des Nottensdorfer Vereins. Ein Verein, der 2003 gegründet wurde und dem zuletzt nur noch mäßige Zukunftsaussichten bescheinigt wurden.

Zwei aussagekräftige Anekdoten

Feldvoß verdeutlicht das mit zwei Anekdoten aus der vergangenen Saison:

1. „Wir haben einige Spiele in Dollern ausgetragen, mussten uns aber in Horneburg umziehen“, sagt Feldvoß. Nach Schlusspfiff seien die Spieler dann mit ihrem matschigen Klamotten ins Auto gestiegen und zum Duschen nach Horneburg gefahren. Einige Male hat die Mannschaft sogar in Hagen und Hedendorf trainiert. „So ist es natürlich schwierig, junge Spieler zu motivieren, bei uns im Verein zu bleiben“, sagt Feldvoß.

2. „Manchmal haben wir zusammen mit der ersten Mannschaft von Noki trainiert, dann standen zum Beispiel sieben Spieler der Ersten auf dem Platz und zwei, drei der Zweiten“, sagt Feldvoß. Die Spieler der zweiten Mannschaft seien dann mit den Spielzügen der ersten vertrauter gewesen als mit denen der eigenen. „Im Spiel wussten sie nicht, wie der andere läuft.“

Diese Zeiten sollen jetzt vorbei sein.

Neue Heimat erzeugt Riesen-Ruck

Auf dem Platz am Dohrenblick in Bliedersdorf haben die einst Heimatlosen eine neue Heimat gefunden. Sie fühlen sich pudelwohl. Hier gibt es direkt am Spielfeld Kabinen und ein Vereinsheim mit abschließbarem Bier-Kühlschrank. Hier wird nach den Spielen gemeinsam gegrillt. Hier dröhnt Musik beim Aufwärmen aus den Boxen. „Das hatten wir vorher nicht“, sagt Feldvoß.

"Die Anlage hier ist überragend. Wir haben endlich einen ordentlichen Platz", sagt FSV-Stürmer Jan Hendrik Deden. Foto: Scholz

Und die Leistung auf dem Platz stimmt auch. Gegen den FC Wischhafen/Dornbusch III, Vorletzter der 4. Kreisklasse, hat der FSV wenig Probleme. Kamil Buga wurschtelt sich durch die gegnerische Hintermannschaft und schiebt den Ball aus acht Metern ins Tor, 1:0. Dennis Mundt erobert den Ball und schließt aus spitzem Winkel ab, 2:0. „Habt ihr mir zugehört? Wir müssen alle einen Schritt schneller sein“, brüllt FC-Verteidiger Dennis Wist über den Platz.

Jan Hendrik Deden verfolgt das Spiel von der Reservebank des FSV. „Rückenprobleme“, sagt er. Der Angreifer ist neben Kamil Buga der beste Torschütze des Teams, hat acht Tore in vier Ligaspielen erzielt. Deden hatte mehrere Jahre bei Noki in Action gekickt, in der vergangenen Saison aber verließ ihn die Lust. Er hörte kurzzeitig auf. Und dann kam die Fusion. Deden fing wieder an. „Die Anlage hier ist überragend“, sagt er, „wir haben endlich einen ordentlichen Platz.“

Zahlreiche Grüne für Fusion

Fehlende Infrastruktur, fehlende Jugendarbeit, wenige Ehrenamtliche – das waren die Beweggründe für die Fusion. „Beide Vereine profitieren jetzt davon“, sagt Defensivmann Ismet Özgün, „das ist sehr lobenswert.“ Der Buxtehuder SPD-Ratsherr und Imbiss-Besitzer sagt, dass infolge der Fusion die Trainingsbeteiligung deutlich gestiegen sei. „Die Leute sind jetzt heiß auf die Spiele.“ Özgün auch.

Dennis Mundt auf dem Weg zum 2:0. FC-Torhüter Marcel Grothmann und Willem Schütt haben das Nachsehen.

Nach der Pause ist der FC Wischhafen/Dornbusch III nur noch mit Klären und Hinterherlaufen beschäftigt. Die meisten Angriffe spielt der FSV zwar wenig konsequent aus, es reicht aber, weil Kamil Buga, der „Thomas Müller der 4. KK“ (Co-Trainer Jörg Thomann), zwei weitere Male trifft und Kersten Bartels zwischendurch das 4:0 erzielt. Sebastian von der Warth taucht noch einmal frei vor dem FSV-Tor auf, schießt aber drüber, die dickste Chance der Gäste.

Trainer Feldvoß und Assistent Thomann hätten Noki in Action vor der Fusion nur noch ein, zwei Jahre Überlebenschance gegeben. Jetzt schwärmen sie von den neuen Möglichkeiten und der neuen Euphorie, die sie für die sportlichen Erfolge verantwortlich machen. „Es ist ein Riesen-Ruck durch die Mannschaft gegangen“, sagt Feldvoß. Und damit sind auch die Ambitionen gestiegen. Das Saisonziel sei zwar nicht die Meisterschaft, dafür sei Spitzenreiter Heinbockel zu stark, so Feldvoß, der Aufstieg aber sei mit diesem Kader drin.

Aufrufe: 09.10.2019, 14:16 Uhr
TAGEBLATT | Tim ScholzAutor