
Die Nachricht machte am Sonntag bei den Spielern und dem Trainer, die den Acker vor etwas mehr als einem Jahrzehnt mal so richtig ins Beben gebracht haben, ganz schnell die Runde. Die Akteure der Mannschaft, die in der Saison 2013/2014 mit dem Gewinn der Meisterschaft in der Oberliga für den mit Abstand größten Erfolg in der fast 75-jährigen Geschichte der SV Hönnepel-Niedermörmter gesorgt haben, sind heute noch regelmäßig in Kontakt. Sie treffen sich ab und an. Und sie tauschen sich regelmäßig in einer WhatsApp-Gruppe aus.
Und in der Gruppe gab es am Sonntag nur ein Thema: Das vorläufige Aus des Seniorenfußballs bei der SV Hönnepel-Niedermörmter nach dem Abstieg aus der Bezirksliga mit nur einem Punkt auf dem Konto und 206 Gegentoren. Der Vorstand hat für die neue Saison kein Team mehr gemeldet, weil nicht mehr genügend Spieler vorhanden sind. Das bedeutet, dass der Klub 2026 ohne erste Mannschaft sein wird, wenn er sein 75-jähriges Bestehen feiert.
„Das ist eine sehr traurige Entwicklung“, sagt Andre Trienenjost, der in der Saison 2013/14 mit 29 Treffern der Torjäger des Meisterteams war. Unsere Redaktion sprach mit ehemaligen Spielern und Trainern der SV Niedermörmter über frühere Glanzzeiten und die traurige Realität an der Düffelmühle.
Der Kulttrainer und heutige Sportliche Leiter des 1. FC Kleve war bis auf eine kurze Zeit von 2009 bis 2019 Trainer der SV Hönnepel-Niedermörmter. „Als ich damals Trainer wurde, kannte kaum jemand den Klub. Und den Vereinsnamen konnte kein Spieler zu Beginn richtig aussprechen. Die mussten anschließend erst einmal zum Arzt und sich die Zunge einrenken lassen. Dann haben wir uns den Respekt verdient – auch mit Hilfe der Sponsoren, die mich als Sportlichen Leiter und Trainer alles haben machen lassen. Das Verhältnis, das ich damals zum Vorstand, zu den Geldgebern und zu den Spielern hatte, war etwas Besonderes. Wir haben nach dem Training immer bis kurz vor Mitternacht in der Kabine gesessen, auch wenn wir danach noch weit nach Hause fahren mussten. Wir waren dann alle enttäuscht, als der Verein nach der Meisterschaft auf den Aufstieg in die Regionalliga verzichtet hat. Aber im Nachhinein war diese Entscheidung vernünftig, zumal wir ja immer in Kleve hätten spielen müssen.“
Der Torjäger erzielte von 2010 bis 2018 für die SV Hö.-Nie. 147 Treffer, war anschließend noch beim 1. FC Kleve aktiv und läuft heute für den SuS Haarzopf II in der Kreisliga A Essen auf.
„Diese Entwicklung ist sehr, sehr schade und stimmt mich traurig. Schließlich habe ich acht Jahre für den Verein gespielt. Wir sind immer mit einer Fahrgemeinschaft aus dem Ruhrgebiet zum Training nach Kalkar gefahren und haben schon auf der An- und Abfahrt unheimlich viel Spaß gehabt. Auch deshalb spielte es damals keine Rolle für uns, dass die Infrastruktur am Sportplatz nicht so gut war, was heute sicherlich ein großer Nachteil ist. Ich habe den Verein bis zuletzt immer verfolgt und bin deshalb von der Entwicklung nicht so sehr überrascht. Hut ab, dass er die Saison trotz der vielen klaren Niederlagen zu Ende gespielt hat.“
Der aktuelle Coach des Oberligisten SV Sonsbeck war spielender Co-Trainer des Meisterteams von 2014. „Es war eine sehr, sehr schöne Zeit, die wir bei der SV Hö.-Nie. hatten und mit der Oberliga-Meisterschaft gekrönt haben. Anschließend wurde es etwas schwerer, eine Mannschaft, die Meister wurde, aber nicht aufsteigen durfte, zu motivieren. Trotzdem sind wir in der Saison danach noch Vierter geworden. Der Verein liegt einfach zu weit vom Schuss weg, weshalb er es auch schwer hat, erfolgreich Jugendarbeit zu betreiben. Als er zu unserer Zeit erfolgreich war, haben viele Verantwortliche viel investiert. Das macht man in einem kleinen Verein ein paar Jahre, aber irgendwann ist es dann auch gut. Dieses Los haben viele kleine Klubs. Und man muss ja auch ganz ehrlich sagen: Viele interessiert der Amateurfußball ja nicht mehr. Da ist vieles verloren gegangen.“
Der Außenverteidiger, in Rindern geboren, war vor seinem Wechsel zum 1. FC Bocholt von 2012 bis 2015 für die SV Hönnepel-Niedermörmter aktiv. „Die ganzen letzten Jahre habe ich schon mitbekommen, dass die SV Hönnepel-Niedermörmter Probleme hat. Deshalb kam die Nachricht nicht so überraschendfür mich. Ich habe damals eine ganz tolle Zeit bei der SV Hö.-Nie. erlebt. Deshalb finde ich die Entwicklung sehr schade. Vielleicht war der große Erfolg der Ruin für den Verein, weil man nach der Oberliga-Meisterschaft auf den Aufstieg verzichtet hat. Anschließend ist es sicherlich schwerer geworden, neue Spieler zu finden.“
Der Ex-Profi war der Kopf des Meister-Teams von 2014 und ist heute Trainer des Landesligisten SV Scherpenberg. „Was uns damals ausgemacht hat, war, dass wir die Jungs vom Acker waren. Wir haben damals Großartiges erreicht. Wir hatten alle eine weite Anreise, aber wir Bock, zusammen in einem Auto zu sitzen. Wir haben uns in Oberhausen getroffen und hatten Spaß ohne Ende. Wir hatten viele Charaktere im Team, die richtig Lust hatten, etwas zu bewegen. Und wir haben den Slogan, der Acker bebt, sehr gut präsentiert. Was jetzt mit dem Verein passiert ist, das ist schon hart. Es ist brutal, wie er in den letzten zwei, drei Jahren durchgereicht wurde. Die jungen Spieler haben sich aber auch verändert und nicht immer unbedingt Bock darauf, zu kicken.“
Der Trainer, der künftig den SV Straelen trainieren wird, schaffte mit der SV Hö.-Nie. 2022 und 2023 den Klassenerhalt in der Landesliga. „Die SV Hönnepel-Niedermörmter war immer ein besonderer Verein. Die Entwicklung der letzten Zeit ist schon heftig. Aber der Etat, der zur Verfügung stand, ist auch immer kleiner geworden. Ein Problem ist zudem, dass die Stadt Kalkar nicht viel für den Sport tut und die SV Hönnepel-Niedermörmter seit Jahren im Stich gelassen hat, wenn man sich die Umkleidekabinen oder die Plätze ansieht. In den Städten und Gemeinden ringsum gibt es Kunstrasenplätze, in Kalkar noch keinen. Was mich ärgert, ist die Tatsache, dass in sozialen Netzwerken jetzt der aktuelle Vorstand an den Pranger gestellt wird. Das ist sehr, sehr unfair und unsportlich. Auf jemanden, der am Boden liegt, noch draufzutreten, das kann jeder. Und diesen Absturz nur an einzelnen Personen festzumachen, das greift viel zu kurz. “
Der aktuelle Trainer der SG Kessel/Ho-Ha war von 2018 bis 2019 Coach am bebenden Acker. „Ich habe mich bei der SV Hö.-Nie. sehr wohl gefühlt, weil es ein sehr familiärer Verein war. Schade, dass so ein Klub jetzt erst einmal von der Fußball-Landkarte verschwindet. Das tut mir wahnsinnig leid – in erster Linie für die handelnden Personen, die zuletzt sehr viel einstecken mussten. Ich hoffe, dass dies nur temporär ist und es gelingt, irgendwie wieder einen Spielbetrieb hinzubekommen.“
Der Trainer von Viktoria Goch war als Spieler und Coach an der Düffelmühle aktiv. „Diese Entwicklung ist schade. Die SV Hö.-Nie. war nicht zuletzt wegen ihres Slogans, dass der Acker bebt, immer ein cooler und sympathischer Verein. Ich hoffe, dass er es schafft, irgendwann wieder ein Team bei den Senioren zu stellen.“
