In der vierten Minute der Nachspielzeit gab es für Spieler, Trainer und Betreuer der SG Ruwertal kein Halten mehr: Alle stürmten auf Andreas Steffen und feierten den 36-jährigen Routinier, der seit dem Rücktritt von Benny Leis (TV berichtete) das Team gemeinsam mit Harald Herres und Bastian Jung coacht. Sekunden zuvor erst eingewechselt, stand er nach einer Ecke von Philipp Hahn goldrichtig und köpfte zum 1:2 ein. Wenig später pfiff der souveräne Schiedsrichter Dominik Franklin die Partie ab. Die Ruwertaler hatten eine über weite Strecken an Höhepunkten arme Partie gewonnen, in der „auch Saartal den Lucky Punch hätte setzen können“, wusste Steffen. Den zweiten Sieg in Folge bezeichnete er als durchaus glücklich, „aber auch so kann man mal die Punkte holen“. In der Nachspielzeit habe er noch zu Jung gesagt ‚Wechsel‘ mich ein, dann mach‘ ich ein Kopfballtor‘. Steffens Ansage ging prompt auf.
Unterm Strich war der Sieg indes nicht unverdient. Während die Vereinigten aus Schoden, Irsch, Ockfen und Trassem gut in die Partie gestartet waren und den Ball besser durch die eigenen Reihen laufen ließen, wirkten die Gäste zielstrebiger – gerade dank des agilen Jannis Hoffmann, der viel Schwung über rechts entfachte. Scheiterte sein Teamkollege Pascal Neumann in der 20. Minute noch an Saartal-Schlussmann Maximilian Wirkus und einem Abwehrbein der Hausherren, durfte die Ruwertaler wenig später das 0:1 bejubeln. Im Anschluss an eine Ecke zog Philipp Kartz den Ball scharf nach innen. Dort stand Fabian Regel und hielt seinen Fuß hin (21.). Danach hätte durchaus das 0:2 fallen können. Nach einem Rückpass von Neumann schloss Kartz aber zu schwach ab (25.). Dann wurde Hoffmann bei einem Konter von Lucas Jakob gebremst (31.).
Harald Herres, Trainer der SG Ruwertal:
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Nur allmählich fand die SG Saartal wieder ins Spiel. Auf Hereingabe von Lukas Kramp verpasste der am zweiten Pfosten lauernde Fabian Müller den Ausgleichstreffer, köpfte dabei einen halben Meter vorbei (36.). Drei Minuten danach hatte sich Kramp im Ruwertaler Strafraum durchgewuselt, wurde von Sven Meyer von den Beinen geholt. Den fälligen Strafstoß verwandelte Lennard Wagner sicher zum 1:1 (40.). Viel fehlte nicht, und die Elf des Trainertrios Herres/Jung/Steffen wäre kurz danach im Hintertreffen gelegen. Nach einem scharf nach innen gezogenen Freistoß von Dominik Lorth parierte Ruwertals Keeper Felix Kloy zunächst, den Nachschuss setzte der am Samstagabend glücklose Müller knapp vorbei (43.).
Andreas Steffen, Torschütze der SG Ruwertal:
Für Kramp war die Partie in der Pause beendet. Der Schlag aufs Wadenbein, das er sich zu Saisonbeginn gebrochen hatte, löste beim einen oder anderen im Lager der Gastgeber schon einen Schock aus. Doch der 31-jährige Torschütze vom Dienst gab Entwarnung: „Es ist wohl eher etwas Muskuläres und nichts am Knochen selbst.“
Das eher verhaltene Spiel beider Teams setzte sich im zweiten Durchgang fort. Sicherheit war Trumpf vor den 333 Zuschauern, von denen wohl so mancher im Vorfeld eher einen offenen Schlagabtausch erwartet hatte. Schließlich standen sich zwei treffsichere Offensivreihen gegenüber, die es in zwölf Partien zusammen bereits auf 73 Tore gebracht hatten. Auf Saartal-Seite wurde das Fehlen von Antreiber Kramp sehr deutlich. Immer wieder vergaben seine Teamkollegen Angriffe überhastet.
Philip Kramp, Sportlicher Leiter der SG Saartal:
„Unsere Vorgabe war es, zunächst hinten sicher zu stehen und dann mit Nadelstichen den Erfolg zu erzielen“, ließ SGR-Coach Herres durchblicken. Erst Mitte des zweiten Durchgangs tat sich wieder etwas vor den beiden Toren. Zunächst ließ Kloy den Ball nach einer Flanke fallen, Wagner schloss aber zu ungenau ab (64.). Kurz darauf schickte Regel den eingewechselten Hahn auf die Reise. Statt auf den mitgelaufenen Hoffmann zu passen, versuchte es dieser lieber selbst. Wirkus blieb im Eins-gegen-eins-Duell Sieger (66.). Müller köpfte noch in aussichtsreicher Position vorbei (71.), zehn Minuten später verpassten sowohl Hahn als auch Regel den Ball um Haaresbreite, nachdem sich Hoffmann glänzend über rechts in Szene gesetzt hatte. Mehr hatten die beiden Kontrahenten nicht mehr zu bieten, ehe der eingewechselte Steffen in der Nachspielzeit zum Matchwinner wurde.
Dem verpassten Remis trauerten die von Peter Schuh trainierten Saartaler nach. „Es war ein ausgeglichenes Spiel. Auch wir hätten den Lucky Punch setzen können“, meinte der Sportliche Leiter Philip Kramp. Wie so oft in den vergangenen Wochen fehlte aber ein klein wenig, um im Vergleich mit einem Topteam erfolgreich zu sein. Bereits gegen Eintracht Trier II, den FSV Salmrohr (jeweils 1:2) und zuletzt bei Spitzenreiter SG Daleiden (1:3) war man leer ausgegangen. „Für ganz oben reicht es offenbar noch nicht. Potenzial haben wir. Peter Schuh setzt auf viele junge Spieler. Das ist zukunftsweisend, braucht aber noch Zeit. Dennoch versuchen wir, uns weiter oben festzukrallen“, lässt der Fußballchef der Saartaler durchblicken.
Den Ruwertalern hilft der Dreier in Irsch, die Lage rund drei Wochen nach dem Rücktritt von Coach Leis weiter zu beruhigen. „Das Team ist intakt“, stellt Harald Herres zufrieden fest. Der Vorstand habe ihn nach dem Abgang von Leis („Der Super-Gau“) gebeten, zu helfen: „Dazu bin ich gerne bereit, schließlich ist das der Verein, den ich über 30 Jahre hinweg mitgestaltet habe.“
Bis zur Winterpause solle es in dieser Trainer-Konstellation weitergehen. Gespräche mit potenziellen Nachfolgekandidaten seien angelaufen, ließ das Ruwertaler Urgestein nach dem emotionalen Last-Minute-Sieg in Irsch durchblicken.
SG Saartal Schoden – SG Ruwertal ⇥ 1:2 (1:1)
Saartal: Maximilian Wirkus - Elias Rüttjes, Lucas Jakob, Dominik Lorth (79. Jannik Schwarz), Lennrad Wagner, Lukas Kramp (46. Nico Kruppert), Fabian Müller, Ncolas Jakob, Nico Ockfen, Felix Guckeisen, Bastian Hennen.
Ruwertal: Felix Kloy - Karsten Willems, Sven Meyer, Christopher Pieper (90.+3 Andreas Steffen), Ruben Herres, Pascal Neumann (76. Robin Meyer), Philipp Kartz (61. Philipp Hahn), Fynn Martin, Fabian Eiden (70. Joshua Bonn), Jannis Hoffmann, Fabian Regel (81. Mathias Biwer).
Schiedsrichter: Dominik Franklin (Wintrich)
Zuschauer: 333
Tore: 0:1 Fabian Regel (20.), 1:1 Lennard Wagner (40. Foulelfmeter), 1:2 Andreas Steffen (90.+4)