2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
Die Ratinger haben den Platzverweis ihres Keepers gut weggesteckt.
Die Ratinger haben den Platzverweis ihres Keepers gut weggesteckt. – Foto: Karim Handrick

Starke Ratinger Reaktion auf Raschkas Rot

Oberliga Niederrhein: Nach fünf Minuten kassiert der 04/19-Stammtorwart einen umstrittenen Platzverweis, zehn Minuten später verschießen die Gastgeber einen Elfmeter. Am Ende besiegen sie den VfB Homberg 3:0 und bleiben an der Spitze dran.

Die Zielsetzung für Ratingen 04/19 war schon vor dem Heimspiel gegen den VfB Homberg klar: mit einem Sieg an den Sportfreunden Baumberg dranbleiben. Der Tabellenführer der Oberliga hatte schon am Samstag mit einem 1:0-Sieg beim Tabellendritten VfB 03 Hilden vorgelegt. Die Ratinger konnten nun mit einem Heimsieg eine kleine Lücke von fünf Punkten auf die Verfolger reißen. Das Unterfangen wurde nach ziemlich genau fünf Minuten aber massiv erschwert.

Torwart Dennis Raschka hatte sich den Ball zum Abstoß hingelegt und berührte ihn, um ihn für den Spielaufbau Tim Klefisch aufzulegen. Der blickte noch einmal hinter sich, zwei Homberger liefen an, Raschka musste den Ball wegschlagen. Die doppelte Berührung ist regelwidrig, die Konsequenz, die Schiedsrichter Marc Waldbach daraus zog, war hart: indirekter Freistoß auf der Fünf-Meter-Linie und Rot für Raschka. „Verhinderung einer klaren Torchance“, klärte Ratingens Sportlicher Leiter Frank Zilles auf der Tribüne auf. Dort fand sich wenig später auch Raschka ein, der fand: „Für mich ist das, wie wenn ein Torwart den Ball in der Hand hat, wieder ablegt und dann wieder in die Hand nimmt. Indirekter Freistoß und Gelbe Karte, okay, aber doch keine Rote Karte. Ich hau‘ ja niemanden um oder so.“

Sein Trainer Martin Hasenpflug, früher selbst Torhüter, sagte: „Man kann die Argumentation verstehen, dass es sich um eine klare Torchance handelt. Aber die Situation darf gar nicht entstehen, weil mindestens ein Homberger zu früh im Strafraum war und der Abstoß wiederholt hätte werden müssen. Da hat der Linienrichter nicht aufgepasst.“

Nach Raschkas Platzverweis hatte der Trainer Dario Ljubic ins Tor geschickt, dafür musste ein Feldspieler weichen. Es traf Georgios Touloupis, der unter der Woche erkrankt war, aber gegen seinen Ex-Klub unbedingt auflaufen wollte. „Das war bitter für Tulpi, dass er für etwas runter musste, für das er gar nichts kann“, sagte Hasenpflug. Kurioses am Rande: Der zweite Ersatztorwart, Luca Fenzl, war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht auf der Bank – er hatte beim 7:0-Sieg der Bezirksliga-Reserve gespielt. „Und als ich dann hier ankam, kommt mir im Kabinengang Dennis Raschka entgegen. Ich dachte nur: Das gibt es doch nicht“, sagte Fenzl. Der sah dann auf dem Feld, dass sich um Ljubic bis auf Erkan Ari alle Ratinger Spieler auf der Torlinie in Erwartung des indirekten Freistoßes versammelten, den Julian Bode letztlich in die Mauer setzte. Touloupis‘ Position im linken Mittelfeld nahm Ali Hassan Hammoud ein, 04/19 spielte fortan quasi ohne Spitze.

Dennoch hätten die Gastgeber in Führung gehen müssen. Erst verpasste Ari in der Mitte eine Hereingabe von Philipp Baum (12. Minute), dann gab es Elfmeter, weil Hombergs Kaito Nakamikawa im Strafraum Hammoud zu Boden rang (16.). Ali Can Ilbay trat an, verzögerte und schoss aus seiner Sicht rechts unten – VfB-Torwart Kenneth Hersey parierte den Versuch und auch den Nachschuss. Knapp zehn Minuten später ging Emre Demircan im Strafraum zu Boden, ein erneuter Elfmeterpfiff blieb aus. Der Ratinger Regisseur fand mit einem satten Schlenzer noch seinen Meister in Hersey (32.), auf der Gegenseite rettete Ljubic nach einem Fehlpass von Gianluca Silberbach gegen den Schuss von Nakamikawa. Hammoud setzte in der Nachspielzeit einen Schuss aus sieben Metern im Getümmel deutlich zu hoch an, im Gegenzug kratzte Ljubic einen Kopfball von Thorsten Kogel noch über die Latte. So ging es mit einem zwar torlosen, aber ereignisreichen 0:0 in die Kabinen.

Und die Partie blieb unterhaltsam, doch nun änderte sich auch der Spielstand: Hombergs Bode setzte einen Schlenzer an den Pfosten (50.), quasi im Gegenzug chippte Demircan den Ball gefühlvoll in den Lauf von Ilbay, der im Strafraum mit rechts abzog und Hersey keine Chance ließ – 1:0 für die dezimierten Gastgeber (51.). Nur vier Minuten später fing Innenverteidiger Phil Spillmann im Mittelfeld einen Pass ab, leitete den Ball zu Demircan weiter, der erneut ganz fein lupfte und dem durchgelaufenen Spillmann servierte, der ins Eins-gegen-Eins mit Hersey ging und klar am Fuß getroffen wurde. Der Abwehrchef verwandelte den zweiten Strafstoß sicher – 2:0 (56.).

Wieder nur fünf Minuten später verpasste Ari nach Hammouds Balleroberung am Homberger Strafraum das 3:0, sein Schuss klatschte an die Latte. Den Spielstand erhöhte dann Demircan – als dritter Schütze des dritten Ratinger Elfmeters. Der bärenstarke Spillmann hatte im Vorwärtsgang den Ball auf Ari abgelegt, der im Strafraum zu Fall kam. Demircan verwandelte links unten (70.).

Die Ratinger hatten sich den Sieg mit einer spielerischen Überlegenheit trotz Unterzahl verdient. „Das war für mich das Entscheidende: Was für eine Reaktion die Mannschaft auf den Platzverweis gezeigt hat“, sagte Hasenpflug und lobte: „Inklusive Nachspielzeit mehr als 90 Minuten in Unterzahl auf diesem tiefen Rasen alles reinzuhauen und einen solchen Fight abzuliefern, wo jeder für den anderen Zweikämpfe angenommen hat – das war eine Riesen-Team-Leistung mit einem 3:0-Sieg gegen keinen schlechten Gegner.“

Und so gelang das eingangs erwähnte Unterfangen: Mit dem zwölften unbesiegten Spiel in Serie bleibt 04/19 an Spitzenreiter Baumberg dran und hat mit ihm zusammen nun ein kleines Polster auf die Verfolger geschaffen.

Aufrufe: 012.11.2023, 22:45 Uhr
Georg AmendAutor