2024-05-02T16:12:49.858Z

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Diskussionen in Düsseldorf.
Diskussionen in Düsseldorf. – Foto: Pressefoto Eibner

Stadt wehrt sich gegen Angriffe

Auf Fortunas Mitgliederversammlung beklagen Aufsichtsrat und Vorstand das schwieriges Verhältnis zueinander.

Noch im vergangenen Sommer hat man Einigkeit demonstriert. Oberbürgermeister Stephan Keller und Fortuna Düsseldorfs Vorstandschef Alexander Jobst wollten von Disharmonien nichts wissen. Doch offenbar brodelt es hinter den Kulissen schon seit längerem gewaltig.

Bei der Mitgliederversammlung von Fortuna war nun auf jeden Fall Schluss mit Zurückhaltung: Der Zweitligist hat gehörig gegen die Stadt gefeuert.

Besonders der sonst eher zurückhaltende Finanzvorstand Arnd Hovemann lederte mächtig los. „In den ganzen Gesprächen im Vorfeld sind wir immer beschwichtigt worden, da hieß es, dass die Miete in einem normalen Rahmen erhöht wird, dann kam der verschriftlichte Vertrag und damit eine absolut inakzeptable Erhöhung, die vorher nie kommuniziert wurde. Wir waren in einer äußerst unangenehmen Situation, weil wir eine Woche vor Saisonstart eine Lösung finden mussten. Diese Kröte hat Fortuna für eine Saison geschluckt, aber jetzt ist die Stadt am Zug.“

Vorstand einig

Auch Aufsichtsratschef Björn Borgerding legte nach. „Ein Schulterschluss, von dem die Lokalpolitiker gerne sprechen, sieht für mich ganz anders aus“, sagte er. Mit „Fortuna für alle“ habe man ein hervorragendes Angebot gemacht, sei durch den neuen Mietvertrag in der Entwicklungsmöglichkeit aber eingeschränkt. Die Arena sei in die Jahre gekommen, dringend notwendige Investitionen würden auf die lange Bank geschoben.

Es folgten noch eine Reihe weiterer Spitzen, und so entstand in jedem Fall verdammt viel Rauch. Wie es denn nun nach diesen zum Teil recht gepfefferten Attacken im alltäglichen Miteinander weitergehen solle, wollte unsere Redaktion nach der Versammlung von Jobst wissen. Der 50-Jährige sagte: „Es ist sicherlich so, dass manche Äußerung an so einem Tag auch emotionaler ausfällt. Ich sehe mich in der Rolle als Vermittler zwischen den Positionen und denke nicht, dass etwas hängen bleibt.“

Diese Einschätzung könnte sich in der praktischen Umsetzung aber als deutlich komplizierter herausstellen. Denn hinter den Kulissen haben die Auftritte der Fortuna-Bosse bei der Stadt für gewaltige Verstimmung gesorgt. Die Rede ist von „Undankbarkeit“ und „Dreistigkeit“, um die zitierbaren Flüche zu dokumentieren.

Kein feiner Zug?

Stefan Wiedon, sportpolitischer Sprecher der CDU im Stadtrat, ist ebenfalls mächtig angefressen ob des Vorstoßes des Klubs. „Fortuna will eigentlich etwas von der Stadt, ob es da hilft, derart um sich herumzuschlagen, wage ich zu bezweifeln“, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Im Prinzip war das eine sehr billige Nummer, um bei der Versammlung vielleicht noch ein paar Stimmen einzusammeln.“ Ihm „stinke gewaltig, wie da Stimmung gegen die Stadt“ gemacht werde. „Wo wäre denn Fortuna, wenn eben diese Stadt nicht seit Jahrzehnten dem Verein immer wieder unter die Arme gegriffen hätte? Ich finde es absolut nicht angemessen, einem so vor die Füße zu spucken.“

Es sei zwar völlig legitim, auch kritische Töne auszutauschen, und er habe auch Verständnis dafür, dass man bei einigen Prozessen ungeduldig sei und vielleicht mehr erwarte, sagte Wiedon. Doch dabei solle man sich auch an die Fakten halten und Dinge nicht so darstellen, als ob im Rathaus nur Menschen sitzen würden, die Fortuna schaden wollten.

Wie geht es weiter?

Denn auch Fortuna gäbe es gravierende Defizite. So würde die Stadttochter D.Live, der das Stadion in Stockum gehört, schon seit elf Wochen auf ein Konzept zur Vermarktung der Logen warten. Und auch bei anderen Themen sei man sehr verwundert gewesen, warum Fortuna nicht liefern würde. So habe es im Vorfeld der „Fortuna-für-alle“-Premiere das Angebot an den Verein gegeben, erzählte der CDU-Politiker, vor dem Stadion einen Biergarten zu installieren. Dies hätte der Klub aber abgelehnt. Und auch auf dem Weihnachtsmarkt sei Fortuna ein Stand angeboten worden. Auch diesmal habe man abgelehnt.

„Wenn man nicht liefert oder liefern kann, sollte man sich natürlich intensiv überlegen, ob man dann derart in die Offensive gehen sollte“, sagte Wiedon. „Da steckt eine Denke hinter, die mir ganz grundsätzlich missfällt.“ Es sei einerseits völlig legitim, wenn ein Mitgliederverein sich dagegen aussprechen würde, dass ein Investor bei der DFL einsteigt. Es könne aber andererseits nicht angehen, dass man den Steuerzahler als Ersatz einbringen wolle. „Zur Daseinsvorsorge einer Stadt gehören ordentliche Schulen, aber nicht, einen Profiverein zu versorgen“, sagt Wiedon.

Aufrufe: 022.11.2023, 17:00 Uhr
Gianni CostaAutor