2024-04-24T13:20:38.835Z

Ligabericht
Kaum zu halten war Erol Özbay (Mitte) beim Weidener Auswärtssieg in Seebach. An beiden Treffern war der Youngster beteiligt.
Kaum zu halten war Erol Özbay (Mitte) beim Weidener Auswärtssieg in Seebach. An beiden Treffern war der Youngster beteiligt. – Foto: Werner Franken

Weidener Rumpfteam hievt sich mit Big Points auf die 1

Nach dem 2:0 der Wasserwerkelf in Seebach ist die Tür zur Bayernliga schon angelehnt.

Dritter Auswärtssieg innerhalb von sieben Tagen, die SpVgg SV Weiden (79 Punkte) ist mit einem 2:0-Sieg beim Vierten TSV Seebach am SV Fortuna Regensburg (77 Punkte) in der nun begradigten Tabelle vorbeigezogen und hat die Tür zur Bayernliga schon einmal angelehnt. Nun hat es die Scheler-Elf selbst in der Hand, mit sieben Punkten aus den letzten drei Spielen (Bogen und Passau zuhause, Ettmannsdorf auswärts) den Titel endgültig in trockene Tücher zu legen. Seine Mannschaft sei heute zusammengerückt und habe sich den Dreier erkämpft, so ein stolzer Weidener Coach nach dem Schlusspfiff. Scheler sah einen verdienten Auswärtssieg, der angesichts der personellen Situation alles andere als selbstverständlich gewesen wäre, fasste der SpVgg SV-Chefanweiser die 90 Minuten in Niederbayern zusammen.

In der Tat, der insgesamt ungefährdete Sieg der Gäste verdient schon deshalb besondere Anerkennung, weil Andreas Scheler nur ein Rumpfteam aufbieten konnte, musste er doch kurzfristig neben den Langzeitverletzten Michael Busch, Matthias Götz und Mathias Heinl und dem gesperrten Konstatin Keilholz auch auf weitere fünf Akteure seines Stammkaders verzichten: Chousein Chousein, Nico Argauer, Felix Behnke, Sven Kopp und Benjamin Werner konnten allesamt angeschlagen die Reise in den Ortsteil von Deggendorf nicht mitmachen. Um nun überhaupt vier Auswechselspieler aufbieten zu können, kam Unterstützung aus der Bezirksligatruppe: Tobias Bernkopf, Florian Reich und Paul Weidhas standen im Aufgebot, Letzterer gab sogar sein Debüt in der Startelf, lieferte im defensiven Mittelfeld eine abgeklärte Partie und verdiente sich das Lob seiner Mannschaftskameraden und des Trainers. Gut habe es Weidhas gemacht, so Scheler, der den Unterbau der Landesligatruppe mit dem NLZ und den engen Kontakt mit der „Zweiten“ einfach als „top“ bezeichnete. Jungs wie Paul Weidhas könne man deshalb immer ins kalte Wasser werfen.

Den etwa 200 Besuchern an der Seebacher Waldsportanlage wurde vom Anpfiff weg eine temporeiche, intensive aber auch zerfahrene erste Hälfte geboten, in die der Gast aus der Max-Reger-Stadt besser startete und sofort Zugriff bekam. Stefan Graf (2.) und Moritz Zeitler (5.) versuchten sich auch gleich mit nicht ungefährlichen Weitschüssen, die ersten frühen Gelegenheiten für die Weidener. In Folge wollten sich beide Kontrahenten nicht lange mit einem bedächtigen Spielaufbau beschäftigen, sondern das Mittelfeld schnell überbrücken. Als Erol Özbay dann in der Seebacher Box etwas zu ungestüm attackiert wurde, zeigte der Schiedsrichter auf den Punkt. Nikola Vasilic schnappte sich das Spielgerät und verwandelte humorlos zum 1:0 (15.). Im weiteren Verlauf bestimmten weiter packende Zweikämpfe und schnelle Umschaltsituationen die Szenerie, spielerische Highlights und „Hochkaräter“ vor den Toren waren eher Mangelware.

Nach dem Seitenwechsel trat die SpVgg SV dann sichtlich mehr aufs Gaspedal und stellte früh die Weichen für den wichtigen Auswärtssieg. Der stets brandgefährliche Youngster Erol Özbay nutzte den ihm gegebenen Raum auf seiner linken Seite, als ihn der schon verwarnte TSV-Innenverteidiger Stefan Trifterer nur mehr regelwidrig stoppen konnte und folgerichtig mit der Gelb-Rote Karte vorzeitig in die Dusche geschickt wurde (52.). Nur wenig später stand der pfeilschnelle Özbay erneut im Brennpunkt. Nach geschicktem Pass in die Tiefe von Sturmpartner Niko Vasilic netzte er im zweiten Versuch alleine vor Torwart Becherer zum vorentscheidenden 2:0 ein (61.). In der verbleibenden halben Stunde ließ die Wasserwerkelf nichts mehr anbrennen, auch, weil ihre sattelfeste Defensive einen sehr guten Job machte. Die Gastgeber, sichtlich im konditionellen Bereich mit Problemen und zudem in Unterzahl, entfachten außer beim ein oder anderen Eckstoß nichts mehr Gefährliches. Da lag noch eher das dritte Tor der Gäste in der Luft, das das am gestrigen Abend stark auftrumpfende Sturmduo Niko Vasilic/Erol Özbay nach Weidener Konterangriffen (77. und 84.) dann aber doch nicht mehr in Zählbares verwandelte.

Auch für Manuel Kesten, Trainer des TSV Seebach, stand die Berechtigung des Weidener Siegs außer Frage: "Das war heute eine verdiente Niederlage. Weiden hatte definitiv mehr vom Spiel und war die bessere Mannschaft über 90 Minuten. Bei uns hat man gemerkt, dass aufgrund der Kaderbreite und der hohen Belastung in den vergangenen Wochen die Körner gefehlt haben. Wir konnten da nichts mehr dagegensetzen. Die Puste ist uns ausgegangen. Beim ersten Gegentor haben wir geschlafen, Anfang Hälfte zwei dann die Gelb-Rote Karte - dann ist's freilich schwierig mit einem Mann weniger."

Jetzt gilt es für die Wasserwerkelf, auch vor eigenem Publikum den in der Fremde so hart zurückeroberten „Platz an der Sonne“ zu verteidigen. „Egal was und wer jetzt noch kommt, wir müssen einfach alles, was noch im Tank ist, raushauen“, blickte Andreas Scheler schon einmal auf den kommenden Freitag, wenn der TSV Bogen im Sparda-Bank-Stadion gastiert und der nächste große Schritt in Richtung Bayernliga gemacht werden soll.

Aufrufe: 04.5.2022, 11:00 Uhr
Werner SchaupertAutor