2024-06-17T07:46:28.129Z

Allgemeines
Spieler des Dülkener FC haben für eine Entgleisung gesorgt.
Spieler des Dülkener FC haben für eine Entgleisung gesorgt. – Foto: Timo Babic

Spieler des Dülkener FC II sorgen für einen Homophobie-Skandal

Update: Nicht nur die verunglimpften Vereine TSV Boisheim und SG Dülken sind empört - auch der Vorsitzende des Dülkener FC ist schockiert von dem, was sich drei Spieler der Zweiten geleistet haben.

Die Kräfteverhältnisse im Viersener Fußball haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verschoben. Das ist vor allem für den ehemaligen Landesligisten Dülkener FC nicht immer leicht. So müssen sich die Dülkener in der Kreisliga B in der ausgehenden Saison wohl mit dem 11. Platz begnügen, während etwa der TSV Boisheim mit nur einer Niederlage souverän den Aufstieg in die Kreisliga A geschafft hat und künftig die Reserve in der Liga gegen die Dülkener spielt. Und im Jugendbereich ist inzwischen mit dem Lokalrivalen SG Dülken ebenfalls ein ernsthafter Konkurrent vorhanden. Doch die Aktion, die nun einige Spieler der Zweitvertretung des Dülkener FC veranstaltet haben, ist damit sicherlich nicht zu entschuldigen - sie spottet vielmehr jeglicher Beschreibung.

Bei Instagram tauchten Fotos auf, auf denen etwa zwei Spieler eigens angefertigte T-Shirts hochhalten, auf denen "SGAY Dülken" und "TSV Gay Boys-Heim" zu lesen ist - als sei Homophobie absolut salonfähig und vor allem ein probates Stilmittel, um sportliche Gegenspieler zu diffamieren. Auch entsprechende Aufkleber wurden offenbar angefertigt.

Neue Qualität der Beschimpfung

Dass es schon seit einer Weile einen gewissen Unfrieden gibt, ist auch Klaus Ernst als Trainer des TSV Boisheim nicht neu. "Wir werden aus dieser Ecke schon die gesamte Rückrunde in den sozialen Medien als Söldnertruppe beschimpft. Daran wird man aber letztlich wenig tun können, und damit muss man auch umgehen können, obwohl wir weiterhin viel dafür tun, den dörflichen Charakter bei uns beizubehalten. Aber diese Aktion ist jetzt in keiner Weise nachvollziehbar. Mir ist die Orientierung von Spielern vollkommen egal, und das darf niemals ein Grund für eine Diffamierung sein. Ich bin maßlos enttäuscht und kann nur sagen, dass es das zu meiner Zeit in Dülken nicht gegeben hätte", erklärt Ernst, der von 2015 bis 2018 Trainer beim DFC war.

Boisheims Zweite hat auf ihrer Instagram-Seite Bezug auf die Entgleisung der Dülkener genommen. "Wir können ja verstehen, dass es hart war zuzusehen, wie wir auf eurem Platz aufgestiegen sind. Nochmals vielen Dank für die ein oder andere Kiste. Wir fühlen uns auch geehrt, dass Ihr anscheinend an nichts anderes denkt als an den TSV Boisheim. Aber dass Ihr wirklich so viel Energie für uns aufbringt und noch Geld für solche peinlichen Aufkleber und Shirts ausgebt, ist ja nur noch lächerlich! Sportliche Grüße vom Meister!"

Die SG Dülken bezieht bei Instagram ebenso deutlich Stellung: "Mit großer Enttäuschung haben wir die jüngsten Ereignisse und Veröffentlichungen zur Kenntnis genommen. Es ist äußerst bedauerlich, dass in der heutigen Zeit immer noch homophobe Äußerungen und Handlungen als Mittel genutzt werden, um Frust und Unzufriedenheit auszudrücken. Solche Verhaltensweisen haben keinen Platz in unserer Gesellschaft und schon gar nicht im Sport. Die Bilder und Berichte über die homophoben T-Shirts und Sticker, die vom @duelkener_fc2 gegen uns und TSV Boisheim erstellt wurden, sind zutiefst verstörend. Wir verurteilen diese Aktionen auf das Schärfste und fordern eine klare Stellungnahme sowie entsprechende Konsequenzen seitens des Dülkener FC."

Update: Beide Links mit den Bildern sind inzwischen gelöscht.

Dülkens Vorsitzender zeigt sich entsetzt

Von der Aktion entsetzt, und das ist ihm sicherlich vollumfänglich abzunehmen, ist auch der Erste Vorsitzende des Dülkener FC, Patrick Erceg. "Mir ist es zunächst einmal wichtig, mich in aller Form im Namen des Vereins für diese Aktion zu entschuldigen. Ebenso wichtig ist es aber darauf hinzuweisen, dass das nicht der Dülkener FC war, sondern drei Spieler der Zweiten Mannschaft. Das ist absolut nicht hinzunehmen und wir werden umgehend über die Konsequenzen sprechen, die daraus zu ziehen sind. Vor allem aber werden die betreffenden Spieler sich persönlich bei den Vereinen entschuldigen", kündigt der Vorsitzende an. "Wer den Dülkener FC kennt, der weiß, dass solches Gedankengut bei uns keinen Platz hat. Diese Spieler haben eine hässliche Fratze gezeigt, die der Dülkener FC eigentlich nicht hat." Eine öffentliche Entschuldigung gab es auch bereits bei Facebook, in der weiterhin zu lesen ist: "Die betroffenen Personen wurden umgehend für ihr Verhalten zur Rechenschaft gezogen und werden entsprechende Sanktionen erfahren. Der Dülkener FC bekräftigt, dass wir uns für eine Kultur des Respekts, der Akzeptanz und der Inklusion einsetzen. Solch ein Verhalten hat keinen Platz in unserem Verein oder in unserem Sport."

Es wäre schön, und das scheint unter vernünftigen Menschen auch absolut möglich, wenn hier auf Vorstandsebene noch einmal Klartext gesprochen wird, damit dieser Vorfall das Verhältnis untereinander nicht nachhaltig stört. Ob es sportrechtliche oder womöglich sogar strafrechtliche Konsequenzen gibt, ist derzeit noch nicht bekannt.

Zweite des DFC äußert sich

Update: Im weiteren Verlauf des Montags hat auch die Zweite Mannschaft des Dülkener FC bei Instagram nun Stellung zu dem Thema bezogen. Die Bilder seien im privaten Rahmen entstanden - was die Sache natürlich nur bedingt besser macht. Dort teilt die Mannschaft auch mit, dass eine Spende an eine Organisation entrichtet werde, die sich mit der Bekämpfung von Homophobie befasst. Auch erreichte unsere Redaktion eine Mail, in der der Vorwurf in den Raum gestellt wird, die Bilder seien überhaupt nicht gepostet worden, sondern illegal von einem Gerät gestohlen worden. Umstände, die aktuell natürlich kaum zu bewerten sind. Wie sich das Ganze wirklich abgespielt hat, werden womöglich noch Sport- oder auch ordentliche Gerichte klären müssen.

Aufrufe: 027.5.2024, 13:10 Uhr
Sascha KöppenAutor