2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: Nicole Seidl

Spielabbruch in Roßbach: Linienrichter soll zweimal zugeschlagen haben

In der 82. Spielminuten verließ Niederhausen in der A-Klassen-Partie gegen Roßbach das Spielfeld, nachdem der Linienrichter der Gastgeber zwei Watschn verteilt haben soll

Es sind die Geschehnisse, die eigentlich keiner lesen will – über die aber berichtet werden muss, um immer wieder darauf hinzuweisen, dass Gewalt und Amateurfußball einfach keine gemeinsame Schnittmenge haben. Die Partie der A-Klasse Landau zwischen FC Roßbach und VfR Niederhausen (Letzter gegen Vorletzter) musste am Sonntagnachmittag beim Stand von 6:4 in der 82. Minute abgebrochen werden. Grund hierfür soll ein tätlicher Angriff des Linienrichters der Gastgeber auf einen Zuschauer der Gäste sowie auf VfR-Spielertrainer Eugen Braun gewesen sein.

Eine bis dahin spannende Partie erlebte somit ein Ende, dass sich so keiner gewünscht hat. Schlusslicht Roßbach legte immer wieder vor, Kreisklassen-Absteiger Niederhausen jedoch gab nie auf. Es fielen bis zum Zeitpunkt des Abbruches zehn Tore, es ging hin und her. "Wir waren leider immer wieder einen Schritt zu spät, konnten aber immer wieder aufholen", blickt Eugen Braun zurück. Das Spiel an sich, der sportliche Aspekt also, sorgte ohnehin für Aufregung genug. Bis zur 82. Spielminute. Denn nach dem 6:4 für die Gastgeber durch Maximilian Schmid kam es unter den 80 Zuschauern zur Eskalation. Der Sport rückte in den Hintergrund. Leider.

"Ich weiß nicht, welche Vorgeschichte dieser Vorfall hat. Das habe ich nicht mitbekommen. Ich habe nur gesehen, dass ein Spieler unserer Zweiten, der zugeschaut hat, vom Linienrichter der Gastgeber eine geschmiert bekommen hat", beschreibt der VfR-Spielertrainer die Szenerie gut zehn Minuten vor dem geplanten Abpfiff der Partie. Der spielende Coach, seit der 22. Minute auf dem Feld, eilte sofort zum Ort der Geschehnisse. "Ich war angepisst und wollte ihn packen. Ich wollte, dass er mir erklärt, was das soll", blickt der 37-Jährige auf die Folgeminuten, in denen er den offensichtlichen Übeltäter stellen wollte, zurück. Der Linienrichter hätte, so Opfer Braun, erneut zugeschlagen und "war dann im Chaos nicht mehr zu finden."

Es war klar, dass diese Partie keine kurzfristige Zukunft mehr haben kann. Und so war es dann auch. "Ich bin aktiv und ganz bewusst auf den Schiedsrichter zugegangen und habe ihm mitgeteilt, dass er die Partie abbrechen soll." Die Gäste selbst nahmen Referee Gerhard Fraundorfer, der mit dem Aufeinandertreffen bis dahin keine Probleme hatte, die endgültige Entscheidung dann ab, indem sie von sich aus das Feld verließen. "Alle haben geschrien. Wir sind in die Kabine rein und haben geduscht." Nachdem sich die Gemüter etwas beruhigt hatten, versuchten beide Verein jeweils die Wogen zu glätten: "Einige Roßbacher haben sich entschuldigt. Ich habe gehört, dass sich auch der Täter beim Opfer entschuldigt hat. Unter den Spielern hat sowieso Frieden geherrscht."

Auf ihn selbst sei der mutmaßlich gewalttätige Linienrichter, den Braun auf Mitte 20 schätzt, nicht mehr zugekommen, wie er gegenüber FuPa erklärt. Und das, obwohl der 37-Jährige ziemlich schnell das Ganze vernünftig einordnen konnte und keinen Groll mehr hegte: "Ich war früher auch nicht besser, habe aber aus meinen Fehlern gelernt. Und genau das wünsche ich mir vom Täter. Er ist wohl provoziert worden, hat also nicht die alleinige Schuld. Aber dass man jemanden einfach so eine schmiert, muss auch nicht sein."

Auf die Vorgeschichte der beiden im Raum stehenden Watschn geht Kevin Breit, Abteilungsleiter des FC Roßbach im Gespräch mit FuPa näher ein. "Nach dem Tor zum 6:4 haben einige Niederhausener Zuschauer Flaschen auf den Boden geworfen. In der Folge hatten sie eine Auseinandersetzung mit unserem Linienrichter, der sie darauf angesprochen hatte. Leider ist das Ganze dann eskaliert." Der 30-Jährige will den Vereinskollegen keinesfalls in Schutz nehmen ("Wir werden selber auch entsprechende Schritt einleiten"), ihm ist es aber wichtig, die Hintergründe zu erklären. "Klar, das war ein Vergehen von unserem Linienrichter. Aber an der sich anschließenden Rudelbildung waren auch die Niederhausener beteiligt. Einer von ihnen hat den Linienrichter dann sogar mit dem Fuß getreten."

Mehr möchte Breit nicht mehr zu diesem Thema sagen („Das alles wirft natürlich kein gutes Licht auf uns“), um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Über die sportlichen Folgen wird, das weiß nicht nur er, nun das Sportgericht entscheiden. Mit dem Löschen des zwischenmenschlichen Brandes haben beide Vereine auch seinen Angaben zufolge längst begonnen: „Wir distanzieren uns von Gewalt aller Art – genauso wie der VfR. Wir sind mit Niederhausen in Kontakt und werden die Sache anständig regeln.“

Spielleiter Herbert Hasak sieht in dieser Angelegenheit zunächst einmal nur "einen Spielabbruch, weil eine Mannschaft das Spielfeld verlassen hat". Natürlich habe sich der BFV-Funktionär, der selber nicht vor Ort war, über den Vorfall nähergehend informiert. Öffentlich Stellung beziehen dazu will er aber nicht. Er möchte dem Sportgericht, wie üblich, nicht vorgreifen.

Aufrufe: 020.9.2022, 06:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor