2024-05-02T16:12:49.858Z

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2015/2016 noch für die Macht vom Petersberg im Einsatz: Sascha Groß.
2015/2016 noch für die Macht vom Petersberg im Einsatz: Sascha Groß. – Foto: System/Stock.Adobe

"Solche Emotionen findest du nirgends außer im Fußball"

Seit sieben Jahren ist der Trainer nur noch als Zuschauer aus der Ferne mit dabei +++ Die Erinnerungen bleiben für immer

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Seit 2016 ist Sascha Groß raus aus dem Trainergeschäft. Seine letzte Station war der TSV Gau-Odernheim. Zu diesem Zeitpunkt war der heutige Verbandsligist noch in der Bezirksliga zuhause und der heutige Cheftrainer Christoph Hartmüller noch als Spieler im Einsatz. Heute, circa sieben Jahre später, erinnert sich der Übungsleiter immer noch gerne an diese Zeiten zurück. Doch eine Rückkehr an die Seitenlinie ist aktuell kaum vorstellbar.

Sascha, wie kam es damals zu deinem Abschied im Winter aus Gau-Odernheim und kann man deinen damaligen Abschied als endgültiges Ende deiner Trainerlaufbahn beschreiben?

Ich habe damals bei Nike gearbeitet und wurde im Winter in eine Director-Position befördert. Beruflich bedeutete das natürlich wesentlich mehr Aufwand. Dazu hatte ich Nachwuchs bekommen, meine Tochter war zu diesem Zeitpunkt zwei Jahre alt. Alles zusammen hat einfach zu viel Zeit in Anspruch genommen. Daher habe ich damals im Winter entschieden, dass ich als Trainer des TSV Gau-Odernheim zurücktreten muss. In der Schlusszeit in Gau-Odernheim wurde ich selbst meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht. Vor allem meine Trainingsvorbereitung war nicht mehr auf dem Level, auf dem es sein sollte. Regelmäßig musste ich auf der Autobahn von Frankfurt nach Gau-Odernheim das Training vorbereiten.

In den vergangenen Jahren habe ich nochmal Nachwuchs bekommen, bin jetzt beruflich für Adidas in Herzogenaurach im Einsatz und daher ein klassischer Berufspendler geworden. Somit ist der Amateurfußball und eine Trainertätigkeit für mich noch weiter in die Ferne gerückt.

Wie viele Anfragen haben dich trotzdem in den letzten Jahren erreicht?

In den ersten Jahren waren es mehrere. Dann hat es etwas abgeflacht. Man ist etwas in Vergessenheit geraten (lacht). Eine Zeit lang kamen gar keine Anfragen rein. In den letzten zwei Jahren kamen jedoch wieder ein paar Anrufe rein. In der Regel sind alle Anfragen sehr unverbindlich und auch relativ schnell wieder vom Tisch gewesen.

Wäre aufgrund der zeitlichen Gegebenheiten und deinen Kindern eher die Rolle als Jugendtrainer für dich attraktiv?

Meine Tochter ist heute neun Jahre alt und hat mit einem Ball typischerweise eher nichts am Hut. Für meinen Sohn, der aktuell erst drei ist, ist der Ballsport aktuell noch zu früh, aber vielleicht kommt es ja schneller als man denkt. Vor allem, wenn der Vater so ein absoluter Ballsportfan ist. Ob Basketball, Beachvolleyball oder Handball, alle Sportarten begeistern mich. In den vergangenen Jahren habe ich auch immer wieder die Chance genutzt mir in der Umgebung andere Sportarten anzuschauen.

Und der Amateursport? Wie eng sind noch die Verbindungen zu deinen alten Teams, vor allem deinem letzten Verein, dem TSV Gau-Odernheim?

In den letzten Jahren habe ich den Amateurfußball tatsächlich nicht mehr ganz so aktiv verfolgt. Meist bekommt man über Bekannte oder Freunde natürlich das ein oder andere mit, jedoch in den meisten Fällen nur passiv. Ich habe mich 2016 natürlich gefreut, dass der TSV Gau-Odernheim, trotz einiger polarisierender Meinungen im Verein, mit Christoph Hartmüller als Cheftrainer weitergemacht hat. Ich denke die Erfolge in den letzten Jahren haben dem Verein Recht gegeben. Einmal im Jahr schaffen Christoph (Hartmüller, Anm. d. Red) und ich es uns zu treffen und auszutauschen, aber natürlich nicht nur über den Fußball. Den Aufstieg in die Verbandsliga habe ich selbstverständlich verfolgt und auch etwas mitgefiebert. Doch aktiv habe ich meist nur die Relegationsspiele verfolgt.

In meiner wenigen Freizeit habe ich sonst eher die Möglichkeit genutzt, einige Spiele im Profibereich zu sehen. Als leidenschaftlicher FCK-Fan war natürlich der ein oder andere Besuch auf dem Betzenberg fest eingeplant. Ansonsten habe ich auch meinen eigenen Sport vorangetrieben. Auch Handball oder Basketball habe ich in den letzten Jahren immer häufiger gespielt.

Wenn heute eine Anfrage vom TSV Gau-Odernheim reinkommen würde, Christoph Hartmüller kurzfristig ausfällt, würdest du für den Verein alles in Gang setzen und auf die Trainerbank zurückkehren?

Wenn ich es nicht hauptberuflich machen könnte, wäre es nicht möglich (lacht). Generell wäre meine Familie natürlich auch nicht gerade begeistert. Wenn man drei Tage in Herzogenaurach ist, kann man keinen Verbandsliga-Klub trainieren. Vor allem, weil Gau-Odernheim bereits 2016 einer der professionelleren Vereine war. Natürlich will ich meine Erfahrungen an Biebelnheim und Göllheim nicht missen, aber vor allem mit der außerordentlichen Jugendarbeit hat der TSV Gau-Odernheim einen viel bessern Fluss im Verein. Bei einem Anruf würde ich mich natürlich total geehrt fühlen, aber eine Trainertätigkeit ist leider aktuell utopisch. Langfristig sehe ich mich eher als Jugendtrainer oder eventuell auf einem komplett anderen Weg als sportlicher Leiter. Dort ist man zeitlich nicht immer gebunden und ist etwas flexibler unterwegs.

Was vermisst du heute am meisten?

Den Wettbewerb und das Zwischenmenschliche. Solche Emotionen findest du nirgends außer im Fußball. Gau-Odernheim war natürlich eine Hammerzeit, aber auch Biebelnheim war besonders emotional. Der ganze Haufen dort zu dieser Zeit und als Trainereinstieg war es echt unglaublich. Aus heutiger Sicht, wenn du einmal raus bist aus dem Trainergeschäft, vermisst du einfach das geile Gefühl, wenn man eine Eckballtaktik unter der Woche einstudiert und am Ende klappt es genau so, wie man sich das erhofft. Am Ende fährst du im besten Falle noch drei Punkte ein und feierst mit deinem Team zusammen.

Aufrufe: 015.6.2023, 12:00 Uhr
Karim MathisAutor