2024-04-24T13:20:38.835Z

Spielvorbericht
Einsatzfreudiger Allrounder: Dominik Bacher (im gelben Trkot, hier in der Partie gegen Holzkirchen im vergangenen März) wurde beim Landesligisten sowohl als Verteidiger als auch als Stürmer eingesetzt.
Einsatzfreudiger Allrounder: Dominik Bacher (im gelben Trkot, hier in der Partie gegen Holzkirchen im vergangenen März) wurde beim Landesligisten sowohl als Verteidiger als auch als Stürmer eingesetzt. – Foto: brouzek

Sindelsdorfer Dominik Bacher wechselt von Landesligist Pullach zum FC Penzberg

Zur Not mit dem Radl ins Training

Der FC Penzberg konnte sich für nächste Saison einen wahren Hochkaräter sichern. Dominik Bacher wird ab kommender Saison für den FC auflaufen.

Penzberg – Von Sindelsdorf ins Penzberger Stadion sind es nur wenige Minuten im Auto. Selbst auf dem Fahrrad geht das in einer Viertelstunde, wenn’s einmal pressiert. Kein Vergleich zu den Wegen, die Dominik Bacher früher zurückgelegt hat, um Fußball zu spielen. In der C-Jugend fuhr er nach Garmisch-Partenkirchen, später jahrelang nach Unterhaching.

Zuletzt kickte er in Pullach, 35 Minuten einfach mit dem Auto. Diese Zeiten sind vorbei. Dominik Bacher, das große Sturmtalent des Landkreises, kehrt zurück. Beim 1. FC Penzberg soll er der Mittelstürmer der Zukunft werden.

Natürlich haben auch die Habacher angefragt. Beim ASV lernte er das Fußballspielen, blieb bis zur U15 im Dorf. „Da gibt es keinen, den ich nicht kenn’“, sagt der 20-Jährige aus Sindelsdorf. Allerdings waren die Habacher einfach zu spät dran. Zum FCP hält Bacher seit über einem Jahr Kontakt. Vorige Saison, unter Martin Wagner noch, wollten ihn die Penzberger schon verpflichten. Damals riefen sie einen Tag, nachdem Bacher in Pullach unterschrieben hatte, an, so erzählt es Joachim Plankensteiner, der stolze FC-Abteilungsleiter, heute. In diesem Winter erneuerte man die Gespräche. Denn Bacher war klar: In Pullach bleibt er nicht. „Ich hab’ selbst gesagt: Das mag ich nicht mehr. Ich will bei uns in der Region spielen.“ In dieser Woche hat er seine letzten Abiturprüfungen an der Berufsoberschule (BOS) in Bad Tölz geschrieben. Danach will Bacher studieren und arbeiten – und nebenher kicken.

Die Tage der großen Träume sind vergangen. Nach Unterhaching in die U17-Bundesliga zog er aus, um Profi zu werden. Das Talent dafür brachte er mit: groß, körperlich, feiner Fuß, gutes Auge, starker Abschluss, Spielmacher und Torjäger, so könnte das in einem Scouting-Report stehen. Allerdings klappte es mit dem Übergang in den Profibereich nicht. „Ich habe mich damit abgefunden, dass es nicht für den Sprung nach ganz oben reicht“, sagt er. Haching vermittelte Bacher an den Regionalligisten 1860 Rosenheim. In der vierthöchsten Spielklasse des Landes hätte er bleiben können. Heimstetten und Pipinsried boten sich an. Bacher entschied sich lieber, das Abitur nachzumachen. Zeitlich, sagt er, wäre die Regionalliga nebenher unmöglich zu stemmen gewesen.

In Pullach kam er bei einem Bayernliga-Absteiger unter. Wie sich hinterher herausstellte, war das eine riesengroße Herausforderung. Weniger die Liga an sich, mehr die Konstellation in Pullach. Nur sechs Spieler aus dem Bayernliga-Kader blieben übrig. Den Rest holte der Klub neu. Mit 20 Jahren gehörte Bacher bereits zu den Erfahrenen. Man verlangte von ihm Führungsqualitäten. „Ich hab’ mich selbst schwer getan. Davor war ich immer der Kleine“, sagt er. Erst in der Rückrunde fand die Mannschaft zusammen, kann diesen Samstag in einem Alles-oder-nichts-Spiel gegen Eggenfelden doch noch den Klassenerhalt packen. „Mit einem Abstieg will ich mich nicht verabschieden“, betont Bacher. 15 Scorerpunkte (acht Tore) gelangen ihm in 31 Spielen. Die Zahlen hauen einen vielleicht nicht um, doch dazu muss man den Kontext kennen: Die Hälfte der Saison stellte ihn der Coach als Innenverteidiger auf, weil Bacher so variabel ist. „Wenn’s brennt, spiel’ ich überall“, scherzt der Sindelsdorfer.

In Penzberg sehen sie ihn freilich in der Sturmspitze bei seinen Fähigkeiten mit Kopf und linkem Fuß. Ihm gefallen die Visionen des Vereins. Die Trainer Simon Ollert und Maximilian Bauer möchten Professionalität mit Amateurfußball mischen, gleichzeitig auf junge Spieler aus der Gegend bauen. „Die bringen richtig die Philosophie von Haching rein“, sagt Bacher. Mittelfristig soll’s gar Richtung Bayernliga gehen. Positionen wie Physiotherapeut, Athletiktrainer oder Videostudium sind „für die Bezirksliga der Wahnsinn“, lobt Bacher. „Das gefällt mir sehr. Man merkt, dass es in eine Richtung geht.“

Integrieren wird sich der Angreifer ohnehin in Überschallgeschwindigkeit. Es gibt kaum fröhlichere Gemüter als seines. Wer einmal mit ihm zusammen gekickt hat, schwärmt von seinen Qualitäten als Kabinen-Entertainer. Den Großteil der Penzberger kennt er, sei’s, weil er mit ihnen zusammengespielt hat, mit ihnen in der Schule war oder man sie einfach kennt – wie Marco Hiry und Josef Siegert. „Ankerspieler“ nennt er die beiden. „An die kann man sich klammern“, sagt Bacher. Solche fehlten in Pullach auf dem Feld. Mit Bacher wird der FCP in der nächsten Saison sicher zum Favoritenkreis gehören. Angst, dass er als ehemaliger Regionalliga-Stürmer nun eine imaginäre Zielscheibe auf dem Trikot trägt, hat er nicht. Relativ früh sei er mit einem wuchtigen Körper gesegnet worden, erklärt Bacher und frotzelt in Richtung seiner Spezln in Habach: „Ich bin kein Felix Habersetzer, der in jedem Spiel Angst haben muss, was abzubekommen.“ (am)

Aufrufe: 026.5.2023, 19:40 Uhr
Andreas MayrAutor