2024-04-25T14:35:39.956Z

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Wolf Haller, der Coach der SF Eintracht Freiburg
Wolf Haller, der Coach der SF Eintracht Freiburg – Foto: Verein

„Wir sind selbst überrascht, wie gut wir dastehen“

Im Bezirksligatipp wirft Wolf Haller, der Trainer der SF Eintracht Freiburg, einen Blick zurück auf die bisherige Saison

Die SF Eintracht Freiburg spielen in der Bezirksliga eine überragende Runde. Die Mannschaft von Wolf Haller war stets in der oberen Tabellenhälfte zu finden, zeitweise wurden ihr gute Chancen im Aufstiegsrennen eingeräumt. Nicht selbstverständlich für den Verein, der erst vor zwei Jahren aufgestiegen war. Nachdem die vorige Saison wegen der Corona-Pandemie abgebrochen wurde, war mit dieser Entwicklung nicht zu rechnen. Wolf Haller lässt die bisherige Saison Revue passieren und tippt die Ergebnisse des kommenden Spieltags.

fupa: Herr Haller, inzwischen sind gut drei Viertel aller Saisonspiele absolviert. Es wird voraussichtlich die erste komplett gespielte Saison seit dem Bezirksliga-Aufstieg der SF Eintracht Freiburg werden. Wie sieht Ihr Zwischenfazit aus?

Wolf Haller: Durchweg positiv. Wir betrachten die Saison tatsächlich als unsere erste reguläre. Im letzten Jahr haben wir quasi nur einen kurzen Einblick nehmen können. Wir hatten uns damals schwergetan und die ersten Spiele alle verloren; und gerade als wir begannen, uns an die Bezirksliga zu gewöhnen, wurde die Saison abgebrochen. Nach der elend langen Pause wussten wir überhaupt nicht, wo wir stehen. Die sportlichen Resultate haben uns selbst überrascht. Dort, wo wir aktuell stehen, hatten wir uns selbst nicht gesehen. Wir hatten andere Ziele. Wir wollten uns in der Bezirksliga etablieren. Ob dies allerdings schon nach einer Saison erreicht ist, ist die Frage.

fupa: In letzter Zeit wurden die SF Eintracht extrem vom Verletzungspech gebeutelt, Corona spielte eine weniger große Rolle. Die Auswirkungen waren recht wechselhafte Ergebnisse…

Haller: Wenn man sagt, die Ergebnisse seien wechselhaft, misst man sie an den positiven Ergebnissen der Vorrunde. In diesem Vergleich stimmt es auch, aber wir haben in der Hinrunde auch in vielen Spielen sehr viel Glück gehabt. Ich sehe die letzten Wochen ebenfalls als positiv an; wir holen inzwischen wieder auch die Resultate. Die Verletztenmisere betrifft nicht nur uns, sondern auch unsere zweite Mannschaft. In dieser Form habe ich das noch nie erlebt. Nur ein Beispiel: In den letzten zwei Monaten hatte ich nur ein einziges Mal eine zweistellige Anzahl von Spielern im Training, inklusive Torwart. Da war es natürlich nicht möglich, im Training in die Tiefe zu gehen, sondern wir mussten uns auf die grundlegenden Dinge konzentrieren. Taktik und Spielsysteme konnten wir nur in – wie man so schön sagt – homöopathischer Dosis vermitteln. Die eigentliche sportliche Entwicklung wurde somit in der Rückrunde ausgebremst. Allerdings haben sich dadurch auch Situationen ergeben, die man nutzen kann, etwa stärker die A-Jugendlichen zu fordern. Die Verzahnung zwischen erster und zweiter Mannschaft und der A-Jugend funktioniert tadellos. Man freut sich, dass man sich gegenseitig helfen kann, man weiß, dass es nur miteinander geht. Da wird der Vereinsname sehr nach außen getragen.

fupa: Sie haben es angesprochen: In den vergangenen Wochen wurde verstärkt der eigene Nachwuchs in die erste Mannschaft eingebaut. Wird die Eintracht diesen Weg weiterverfolgen? In früheren Zeiten sind die topausgebildeten Eintracht-Jugendlichen ja häufig von anderen Vereinen verpflichtet worden…

Haller: Diese Zeiten kenne ich auch noch. Es ist ein zweischneidiges Schwert: Die Vereinsphilosophie ist, dass wir keine höherklassig erfahrenen Spieler verpflichten, um kurzfristig Erfolg zu haben. Unsere Jugendarbeit wird seit langem zu Recht hochgelobt. Sie ist aber Fluch und Segen zugleich. Segen, weil die Jugendspieler sich in der ersten Mannschaft rasch einfinden. Fluch, weil es im Umland zu viele Vereine gibt, die eine solche Jugendarbeit nicht leisten wollen oder auch nicht leisten können. Dadurch sind wir ein Sammelbecken für diese Vereine, die zum Teil sehr früh an die Spieler herantreten. Das hatte auch Auswirkungen auf die Vereinsstrukturen: A-Jugend und Aktive hatten früher nie parallel trainiert, und wenn vor zehn Jahren ein A-Jugendspieler gefragt wurde, ob er drei Spieler der Aktiven nennen konnte, war ihm das nicht möglich. Das ist nun komplett anders; man kennt sich, man hilft sich, und mittlerweile gelingt es uns immer öfter, die Spieler vom Verbleib zu überzeugen. Langfristig ist eine gute Jugendarbeit für jeden Verein Gold wert, einfach weil sie nachhaltiger ist. Im Amateursport ist das Miteinander wichtiger als einen Haufen Ich-AGs auf dem Platz zu haben.

fupa: Wie sehen die mittelfristigen Ziele der SF Eintracht Freiburg aus? Gilt es sich erst einmal in der Liga zu konsolidieren, oder wird auch mal ein Landesliga-Aufstieg ins Augen gefasst?

Haller: Es ist schon die Frage, wie man so etwas überhaupt planen kann. Weil es doch viele Vereine gibt, die dieses Ziel sehr konsequent verfolgen. Der Satz „Geld schießt Tore“ gilt im Amateurbereich noch mehr. Wenn man sieht, was Vereine, die – noch – in der Liga sind, an Spielern verpflichten, ist klar, dass man sich mit ihnen kaum messen kann. Wir versuchen natürlich, im Wettkampf das Bestmögliche herauszuholen, aber ein Landesliga-Aufstieg ist für uns kein Thema. Wenn man alles richtig macht, kommt der sportliche Erfolg ohnehin.

fupa: Machen wir einen abrupten Schnitt: Am Sonntag kommt die abstiegsgefährdete SpVgg. 09 Buggingen/Seefelden, die am Donnerstag gegen Freiamt-Ottoschwanden mit 0:1 verloren hat. Wie schätzen Sie den Gegner ein? Das Hinspiel ging ja ziemlich deutlich mit 4:0 aus…

Haller: Das Ergebnis im Hinspiel hat den Spielverlauf überhaupt nicht widergespiegelt. Trotz der Höhe war das eins jener Spiele, in denen wir viel Glück hatten. Die Bugginger sind für mich wahnsinnig schwer einzuschätzen. Es wird sicher kein leichtes Spiel. Wir werden wahrscheinlich zu spüren kommen, um was es für Buggingen geht. Sie haben bereits den dritten Trainer in der Saison. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es sie am Ende erwischt, dafür haben sie zu viel Potenzial und Qualität in der Mannschaft. Ich sehe aber eher auf uns. Unserer Mannschaft ist es bisher oft gelungen, den Spielermangel aufzufangen. Wenn ihr das wieder gelingt, sollten wir auch gegen Buggingen/Seefelden gewinnen können.

fupa: Wie äußert sich die Verletztenproblematik aktuell?

Haller: Wir haben einen erkrankten Spieler und acht Spieler mit Verletzungen, die für die restliche Saison ausfallen werden. Wir müssen daher immer sehen, wie es bei der A-Jugend – die spielt am Samstag noch – und bei der zweiten Mannschaft aussieht.

Wolf Hallers Spieltag-Tipps:

SV Mundingen (4.) – SV Rot-Weiß Glottertal (12.)

Samstag, 15 Uhr

2:0. Ich bin ein großer Mundingen-Fan. Das ist eine junge, aufregende Mannschaft mit viel Potenzial. An einem normalen Tag sollte es – bei allem Respekt – für Glottertal reichen. Glottertal macht es eigentlich nicht schlecht, benötigt aber zu viele Chancen, und die wird es gegen Mundingen nicht geben.

Spfr. Oberried (9.) – FC Heitersheim (2.)

Samstag, 15 Uhr

1:3. Oberried hat in der Winterpause viel Qualität verloren, wurde zeitweise auch von Corona gebeutelt und wird froh sein, wenn die Runde vorbei ist.

SG Freiamt-Ottoschwanden (10.) – SV Biengen (8.)

Samstag, 17 Uhr

2:2. Freiamt spielt eine brutal gute Rückrunde. Für mich sind sie die Mannschaft der Rückrunde. Für Biengen gilt das allerdings auch. Ein spannendes Spiel!

FC Wolfenweiler-Schallstadt (1.) – SG Simonswald/Obersimonswald (11.)

Samstag, 17 Uhr

1:1. Das geht nicht gegen Wolfenweiler-Schallstadt, sondern für die Simonswälder, die – warum auch immer – gerade gegen die Topteams immer gut sind, um einen Punkt zu erringen.

SF Eintracht Freiburg (6.) – SpVgg. 09 Buggingen/Seefelden (13.)

Sonntag, 13 Uhr

2:1.

SC March (16.) – SG Prechtal/Oberprechtal (7.)

Absetzung

Man weiß nicht, ob das Spiel stattfindet. Es ist ohnehin schwierig zu tippen, weil man nie weiß, wer aus welchem Pool schöpfen kann. Prechtal hat teilweise nicht oder wenig trainiert, March hat in letzter Zeit gute Ergebnisse geholt, allerdings etwas spät damit angefangen. 2:3.

VfR Merzhausen (17.) – SV Gottenheim (15.)

Sonntag, 15 Uhr

Merzhausen ist weg, das wissen sie auch selbst. Was man ihnen nicht vorwerfen kann, ist, dass sie die Saison einfach austrudeln lassen würden. Offensichtlich wollen sie die Liga mit Anstand verlassen. Bei Gottenheim weiß man nicht, was los ist. Sie haben die letzten fünf Spiele alle verloren. Ich sage mal: Ein spektakuläres 4:2 für Merzhausen.

FC Emmendingen (3.) – SV Solvay Freiburg (5.)

Sonntag, 15 Uhr

Ein spannendes Spiel mit zwei starken Mannschaften! Emmendingen spielt derzeit das, was alle von Anfang an erwartet haben, und das wird sich am Sonntag nicht ändern. Ich gehe davon aus, dass Emmendingen am Ende neben Wolfenweiler-Schallstadt den Aufstieg schafft. 3:1.

SG Wasser-Kollmarsreute (14.) spielfrei

Aufrufe: 029.4.2022, 15:00 Uhr
Jürg Schmidt (BZ)Autor