2023-09-26T10:19:04.334Z

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Ist sich keiner Schuld bewusst: Der ehemalige Trainer der 1.-Liga-Frauen des FC Affoltern a/A, spricht in der "Rundschau" über das Urteil gegen ihn.
Ist sich keiner Schuld bewusst: Der ehemalige Trainer der 1.-Liga-Frauen des FC Affoltern a/A, spricht in der "Rundschau" über das Urteil gegen ihn. – Foto: Facebook / FC Affoltern am Albis

Sexismus im Frauenfussball: Wer ist hier das Opfer?

Ex-Frauen-Trainer des FC Affoltern a/A verharmlost sexuelle Belästigung

Der ehemalige Trainer der 1.-Liga-Frauen des FC Affoltern a/A, dem von seinen Spielerinnen verbale sexuelle Belästigung vorgeworfen worden war und der wegen Verletzung der sexuellen Integrität verurteilt wurde, ist sich keiner Schuld bewusst. In der "SRF-Rundschau" vom Mittwoch hat er zum Fall Stellung genommen.

"Jetzt müssen Sie sich mal vorstellen, Sie müssen als verheirateter Mann und Vater nach Hause gehen und der Frau und dem Sohn am Tisch klar machen, dass Sie nicht mehr Fussballtrainer sind, weil Sie einen Vorwurf oder eine Anklage haben wegen Eingriffs in die sexuelle Integrität. Jetzt stellen Sie sich mal vor, wie Sie das belastet." Mit diesen Worten äussert sich der ehemalige Trainer des Affoltemer Frauenteams in der "SRF-Rundschau".

Als Lüstling abgestempelt

Wenn er heute einen Fussballmatch besuche, dann werde über ihn getuschelt. Er sei stigmatisiert, als Lüstling abgestempelt. "Das ist für mich sehr, sehr schlimm. Das ist für mich fast nicht auszuhalten." Auf den Hinweis des SRF-Reporters, dass es doch auch für die betroffenen Spielerinnen schlimm gewesen sei, antwortet er: "Das weiss ich nicht, das kann ich nicht beurteilen." Und: "Was ich nicht begreife, ist, warum niemand meine Situation anschaut."

Aussagen, die zeigen, dass der Trainer wenig einsichtig ist und sich selbst als Opfer sieht - und nicht als Täter. Die Disziplinarkammer des Schweizer Sport kam zu einem anderen Schluss: Sie erklärte ihn des Verstosses gegen das Ethik-Statut für schuldig wegen Verletzung der sexuellen Integrität. Der Trainer sei gegenüber seinen damaligen Spielerinnen obszön, sexistisch und zudringlich gewesen. Er wurde zu 20 Stunden psychologischen Verhaltenscoachings verurteilt und darf mindestens zwei Jahre lang - oder bis zum Abschlusses dieses Verhaltenscoachings - keine Athletinnen mehr trainieren.

Im "Rundschau"-Beitrag spricht der Trainer über einzelne Vorkommnisse und WhatsApp-Nachrichten, die ihm zur Last gelegt wurden. Nachrichten, die im Februar 2022 auch FuPa Zürich vorlagen und in denen er einzelnen Spielerinnen schrieb, dass er oft an sie denke, von ihnen träume, sie vermisse, oder ihnen anbot, einen Bluterguss herauszumassieren. Er sei eben ein offener, ehrlicher Typ, der sage und schreibe, was er denke, hatte der Trainer damals gegenüber FuPa Zürich gesagt.

Keine Anmache, nur ein "fauler Spruch"

Was sich für die Spielerinnen wie eine Grenzüberschreitung, eine verbale sexuelle Belästigung angefühlt hat, was auch der Reporter als Anmache taxiert, nennt der 66-Jährige selbst "fauler Spruch", verharmlost seine zweideutigen Äusserungen als Scherze. Er versteht die Aufregung nicht und findet, alle hätten sich gegen ihn verschworen - die Spielerinnen, die Disziplinarkammer, die Öffentlichkeit. Es sei ja nichts passiert, er habe ja nie eine Spielerin angefasst.

Das Fass zum Überlaufen gebracht hatte damals das mündliche Angebot des Trainers an eine Spielerin, ihn auf eine Reise nach Las Vegas zu begleiten. "Ich habe zu ihr gesagt, weisst du, ich habe ja auch schon ein 'Schnäggli' gesehen und du hast auch schon einen alten Mann gesehen, ist ja eigentlich nicht so tragisch", erinnert sich der Trainer im "Rundschau"-Beitrag. Auf die Frage des Reporters, ob er das Zimmer wirklich mit der 22-jährigen Spielerin habe teilen wollen, druckst er herum und antwortet schliesslich: "Ja, es wäre wahrscheinlich schon auf das hinausgelaufen." Nach diesem Vorfall waren die 1.-Liga-Frauen des FC Affoltern a/A praktisch geschlossen zurückgetreten.

Auch ehemalige Spielerinnen kommen in der "Rundschau" zu Wort: Sie fänden das Urteil zu milde, seien aber froh, dass überhaupt etwas passiert sei. Ihnen sei es wichtig, dass ihr ehemaliger Trainer dieses Amt nicht mehr länger ausüben könne und niemand anderem dasselbe passiere wie ihrem Team. Die Spielerinnen hoffen, dass ihr Fall andere ermutige, sich schneller zu wehren. Sie selbst hätten vielleicht zu lange gewartet.

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Aufrufe: 014.9.2023, 10:06 Uhr
Sandra TrupoAutor