2024-05-02T16:12:49.858Z

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Marco Tragl, Trainer der Fußball-Juniorinnen des SC Huglfing am 20. Mai 2023.
Marco Tragl, Trainer der Fußball-Juniorinnen des SC Huglfing am 20. Mai 2023. – Foto: Tragl (privat)

Sein größter Triumph war der Gewinn des Merkur CUP - Jetzt hört Marco Tragl auf

Baumeisterfür für den Erfolg des weiblichen Nachwuchses beim SC Huglfing

Nach elf Jahren ist Schluss: So lange trainierte Marco Tragl den weiblichen Nachwuchs beim SC Huglfing. Dabei feierte er zahlreiche Erfolge, den größten im Merkur CUP.

Huglfing – Für alle Vereine, die sich Hoffnungen machen, hier eine Generalabsage von Marco Tragl: Es lohnt sich nicht, ihn anzurufen. Nach elf Jahren als Trainer beim SC Huglfing wird er aufhören. Ganz und endgültig. Marco Tragl hat das ja nicht gemacht, weil er unbedingt Jugendtrainer werden wollte. Es ging ihm um seine Töchter und ihre Freundinnen, die eine Mannschaft formten.

Ich habe das saugern gemacht, aber hauptsächlich, weil meine Kinder dabei waren

Marco Tragl

Das erfolgreichste Mädchenteam in der Landkreisgeschichte. So groß kann man allein schon einsteigen, weil sie 2017 als erster Verein, der nicht Wacker München heißt, den Merkur CUP der Mädchen gewannen. „Ich habe das saugern gemacht, aber hauptsächlich, weil meine Kinder dabei waren“, sagt Marco Tragl im Gespräch mit der Heimatzeitung. Ohne seine drei Töchter Lea, Emma und Hanna gebe es keinen Anreiz, weiterzumachen.

Künftig wird Marco Tragl nur noch als Zuschauer am Fußballplatz sein

Die Zeremonie zum Abschied rundete ein Jahrzehnt des Erfolgs ab. Nach dem 5:0-Sieg in der Landesliga über den FC Augsburg gab’s ein Grillfest mit kleinen Spielchen und großen Geschenken. Unter anderem bekam der Trainer einen Wellness-Gutschein, einen Bowlingabend mit dem Team und ein T-Shirt überreicht. Ein schöner Abschluss, findet Marco Tragl. „Der macht es nur noch schwerer.“ Aber seine Mission ist erledigt. Die Töchter sind allesamt im Frauenbereich angekommen, können bald selbst mit dem Auto zu den Spielen fahren. Marco Tragl wird dann nur noch Zuschauer sein und Raum für andere Dinge haben. Bergsteigen, Radfahren, es gibt genug zu tun.

Seine drei Töchter spielen alle leidenschaftlich Fußball

Begonnen hatte alles mit der großen Sorge von Mama Tragl, die so gern ihrem Sohn Marco im Trikot des SC Huglfing zusah. Bis in die Kreisliga stieg der Junior auf, war Kapitän und Führungsfigur. Doch weil er nun einmal drei Töchter bekam und keinen Sohn, fürchtete seine Mutter, dass sich das mit dem Fußball erledigt hatte. Es kam ganz anders. Schon in frühester Kindheit stand im Garten der Tragls ein Fußballtor und das wurde praktisch pausenlos bespielt. Erst von Lea, der Älteren, und dem Papa, dann auch von den Zwillingen Emma und Hanna, Jahrgang 2006, der goldene. „Für mich ein Traum, weil ich selbst ein leidenschaftlicher Fußballer bin“, sagt Marco Tragl. Und auch die Oma war zufrieden.

Harmonisches Verhältnis zu seinem Trainerkollegen Andreas Drexler

Das Jahr 2012 erwies sich rückblickend als großer Glücksfall. Andreas Drexler, Fußballer in Murnau und auch Papa, allerdings eines Buben, tat sich mit Marco Tragl zusammen und baute ein Jugendteam auf. Mädchen und Buben gemischt. „Wir haben uns nicht gekannt, aber saugut harmoniert“, sagt Marco Tragl elf Jahre danach. Die beiden lehrten den Fußball der Huglfinger. Technik vor Körper, kicken statt bolzen. Allein schon aus anatomischen Gründen. „Wir Huglfinger“, sagt Marco Tragl, „sind schon immer die Kleinen gewesen.“ Der Andi habe sich schöne Übungen einfallen lassen, lobt Tragl seinen damaligen Trainerkollegen. Die Gegner staunten oft, wenn die Huglfinger mit ihren vielen Mädchen anrückten – und am Ende auch noch gewannen. Schon nach einem Jahr fuhren sie mit den Mädchen alleine auf Turniere in München – und gewannen wieder die meisten. Der Stamm aus diesem Jahrgang 2006 kickt bis heute zusammen, allein acht Spielerinnen kommen im Sommer zu den Frauen.

Fünf Huglfinger Mädchen durften Sportpreis an Philipp Lahm überreichen

Gewiss sind nicht alle im Team beste Freundinnen, aber doch Freundinnen, wie ihr Coach betont. So viele Erinnerungen haben sie zusammengeschweißt. Ihre Entwicklungskurve schoss ja exponentiell nach oben. 2015 erreichten sie erstmals das Finalturnier im Merkur CUP, 2016 wieder, 2017 gewannen sie den großen Pokal, der noch heute in Huglfing steht. Bis zum 2:0-Erfolg über Wacker München hatte der Gegner noch nie ein Spiel bei diesem Turnier verloren. Hernach zogen die Spielerinnen samt Pott beim Huglfinger Weinfest ein. Fünf von ihnen durften später den Bayerischen Sportpreis an Philipp Lahm übergeben. Vor den Fernsehkameras des Bayerischen Rundfunks. Danach gingen sie auf Autogrammjagd bei Sportstars wie Laura Dahlmeier. „Ein geiler Abend“, sagt Marco Tragl. 2019 gewann Huglfing die Oberbayerische Hallenmeisterschaft. In der abgelaufenen Saison der Landesliga traten sie bei Schwergewichten wie Ingolstadt, Augsburg oder Landshut an. „Alles Highlights“, sagt Marco Tragl. Aber keines so groß wie der historische Sieg beim Merkur CUP.

Huglfings Erfolgsgeheimnis: Keine Spielerin ließ sich abwerben

Der vielleicht bemerkenswerteste Fakt über dieses Team ist aber dieser: Egal, wie gut die Spielerinnen waren, sie blieben zusammen. Regelmäßig umgarnten die Münchner Top-Klubs Torfrau Johanna Hoiß oder die Tragl-Zwillinge. „Der Haufen war geschlossen, die haben alle super zusammengepasst“, sagt der Coach. Marco Tragl ließ seinen Töchtern die Wahl, wies nur auf den Aufwand hin, der mit einem solchen Wechsel verbunden ist. Letztlich blieben alle beieinander. Auch wegen Marco Tragl. Selbst jetzt, nach elf Jahren, wünschte sich das Team, ob er nicht weitermachen könnte, vor allem seine Töchter. Weil sie wissen, dass jede ihre Stärken einbringen darf. Gleichwohl betont der Papa: „Sie hatten nie einen Sonderstatus.“

Huglfings Frauen-Mannschaft mit vielversprechender Zukunft

Sein Entschluss steht jedoch. Zeit, dass sich was dreht. „Sie sollen ruhig was anderes sehen, das schadet nicht“, betont er. Vielleicht kehrt er später einmal zurück. Das ist nicht ausgeschlossen. Fürs Erste aber sollen sich die 17-Jährigen alleine bei den Frauen zurecht finden. Das Team, erklärt Marco Tragl, freue sich bereits riesig auf die vielen Neuen. Einige, inklusive seiner ältesten Tochter Lea, sind ja selbst noch nicht einmal 20 Jahre alt. In den nächsten Jahren dürfte Huglfing zwangsläufig um den Aufstieg mitmischen. Nach dem Ende der Murnauer Frauen sind Oberau und Huglfing die hochklassigsten Vereine in der Region. Gut möglich, dass der SC zum Höhenflug ansetzt. Die Basis steht. Dafür hat Marco Tragl vor elf Jahren gesorgt.

Aufrufe: 013.7.2023, 05:30 Uhr
Andreas MayrAutor