Das Pokalspiel am Dienstag in Oberschwarzach? Schnellstens wieder vergessen und verbuchen unter "Hauptsache weiter"! Ruhmreich war das 3:1 bei einem Bezirksligisten nicht. Aber der FC Schweinfurt 05 ist ja auch schon mal in Erlenbach, Augsfeld, Selbitz, Sand oder Sailauf aus dem Pokal früh ausgeschieden.
"Gewonnen und abhaken", sagt Victor Kleinhenz nur ganz kurz und fügt dann doch noch hinzu: "Bislang zeigte jedes Spiel dieser Saison, dass wir uns weiter steigern, dass wir an vielen Themen arbeiten müssen und auch wollen!" Kein Wunder mit vielen Neuen im Kader. Seit Dienstag fällt mit Fabio Bozesan (Muskelfaseriss) ein Spieler neu aus, dafür kehrte Tom Feulner ins Team zurück. Max Wolf fällt weiter aus, hinter Joshua Endres und Patrick Hofmann stehen Fragezeichen.
Das alles vor dem nächsten großen Derby. Donnerstag ab 18 Uhr wird Pokalrunde zwei bereits ausgelost, Samstag steht das Duell um Punkte in Bamberg an, sechs Tage später das bei ebenfalls gut in die Liga gestarteten Bayreuthern. Bamberg ist nun das Thema - und der FC Eintracht mühte sich in Bad Staffelstein zu einem Sieg nach Elfmeterschießen. Im Fuchs-Park beim Team von Ex-Trainer Jan Gernlein sind die Schnüdel favorisiert, eindeutig sogar. Und sie müssen siegen, wenn sie diese Saison mehr erreichen wollen als einen sicheren Platz im Mittelfeld der Tabelle.
"Egal wie der Gegner heißt, es geht um drei Punkte. Aber das Duell hat natürlich ordentlich Prestige", weiß Coach Kleinhenz, der vom wachsenden Selbstvertrauen spricht und von genauso sich steigender Lust, aber eigentlich wenig Druck. "Wir freuen uns drauf, weiter Punkte einzusammeln, nachdem wir in den Spielen zuvor jeweils besondere Momente erlebt haben." Nach dem Derbysieg gegen Aubstadt den späten Sieg in Hankofen und zuletzt das Premierentor von Youngster Lauris Bausenwein.
Zur Spieltags-Vorab-Pressekonferenz, als der danach mittrainierende Adam Jabiri kurz zuvor vorbei schaute, stand Lukas Schneller im Mittelpunkt. Mit ihm der etwas überraschende Zugang der letzten Wochen. Denn obwohl mit Nico Stephan, Zugang Oskar Preil und dem A-Jugendlichen Emil Zorn ja schon drei Keeper im Kader standen, schlugen die Schnüdel zu beim Torwart, der vom FC Bayern München ausgeliehen wurde.
"Es galt, die Trainingsqualität mit vier Schlussleuten aufrecht zu erhalten. Lukas hat trotz seines jungen Alters sehr viel gesehen, ist extrem bodenständig, besticht durch seine Gelassenheit, hat mit seiner Ruhe und Erfahrung schon jetzt Eindruck hinterlassen. Aber er kommt auch aus einer Phase, nach der er lange raus war", lobt Kleinhenz und weist zudem darauf hin, warum der FC 05 diesen Spieler überhaupt erst bekommen konnte.
Der gebürtige Münchner ("ohne Dialekt!"), der seit 2012 für die Bayern spielt, hatte eine Muskelbündelverletzung im Fuß und musste exakt gezählte 729 Tage pausieren. Am 22. Oktober 2021 verletzte er sich im Regionalliga-Spiel beim 3:0-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg 2 (mit Jan Reichert im Kasten) und kehrte erst am 31. Oktober 2023 wieder zurück. Danach stand er für Bayern 2 noch ein paar Mal im Tor, ehe ihn der Verein an Drittligist SC Freiburg 2 auslieh. Beim Absteiger spielte er aber nur zwei Mal.
Nun "kam die Möglichkeit, nach Schweinfurt zu gehen, spontan rein". Schneller informierte sich über den Schnüdel-Kader und die Ziele des FC 05 ("wir wollen die Leute begeistern!") und sagte zu, auch weil er hier eben Spielpraxis sammeln kann. "Der Fokus liegt auf jetzt gerade", sagt er. Alle weiteren Karrierepläne ("3. Liga oder höher ist sicherlich möglich!") stehen erst einmal hinten an. Mit seinen 22 Jahren hat er ja noch viel zeit.
Aber auch schon viel erlebt: 2020 feierte er in ganz jungen Jahren sein Debüt in der 3. Liga. Ausgerechnet vor großer Kulisse bei Hansa Rostock. "Das war mein Debüt im Profifußball. Und sicherlich ein Highlight", bestätigt er. Es folgten neun weitere Partien im Tor der Bayern in dieser Saison, unter anderem gegen Dynamo Dresden und den FC Magdeburg.
Weil sich Alexander Nübel damals verletzte, rückte Lukas Schneller in dieser Saison in den Kader der Profis auf, blieb da zwar ohne Einsatz, kann sich aber seitdem Deutscher Meister nennen. Und nicht nur das: In der Champions League gegen Atletico Madrid war er dabei, genauso bei der FIFA-Klub-Weltmeisterschaft im Februar 2021, als der FC Bayern München in Katar den Titel gewann.
Damals an seiner Seite: Alle Topstars wie Manuel Neuer, Thomas Müller, Joshua Kimmich, David Alaba, Jamal Musiala, Leroy Sané, Robert Lewandowski oder wie sie alle heißen. Dreieinhalb Jahre ist das her - und nun lauten die Namen seiner Teamkollegen Nils Piwernetz, Kevin Frisorger, Nick Doktorczyk oder Devin Angleberger. Der Unterschied: Lukas Schneller spielt nun, und man darf gespannt sein, wie die Karriere des 1,88 Meter-Mannes weiter geht.
Ob die Leihe zu Schweinfurt nach der Saison gleich wieder endet? "You never know...", sagt der Keeper und erzählt, dass er diesen Sommer keinen Plan B hatte. Plan A bedeutet: Vielleicht mit den Schnüdeln mehr erreichen, als viele Experten glauben. Samstag in Bamberg steht die nächste Prüfung an.