Beim Hallenturnier des TV Möglingen trifft Vergangenheit auf Gegenwart. Steffen Kraus, ehemaliger Torhüter, der inzwischen in Schweden lebt, kehrt für ein besonderes Turnier in die Halle seiner Kindheit zurück. Seine Mutter Evi Kraus, Abteilungsleiterin des Vereins, spricht über Stolz, Erinnerungen und die Herausforderungen eines Lebens zwischen Deutschland und Schweden.
Evi Kraus kennt die Leidenschaft ihres Sohnes Steffen für den Fußball wie kaum jemand sonst. "Steffen brannte schon als kleiner Junge für den Fußball und hat seiner Leidenschaft alles untergeordnet. Wir als Eltern haben ihn dabei in jeglicher Form unterstützt," erzählt sie. Bereits mit vier Jahren begann Steffen in der Bambini-Mannschaft des TV Möglingen. Nach nur einem Jahr war klar, dass er ins Tor wollte. Von da an hat er die "Kiste" nicht mehr verlassen, erinnert sich Evi Kraus. Später folgten Stationen bei den Stuttgarter Kickers und ein Wechsel in die Jugendabteilung des VfB Stuttgart, wo er schließlich seine Jugendkarriere beendete.
Nach einem Jahr in der Oberliga bei den Stuttgarter Kickers zog es Steffen in die USA, wo er mit einem Sportstipendium an der George Mason University studierte und spielte. Diese Zeit prägte ihn nicht nur sportlich, sondern auch persönlich. "Es war eine einmalige Erfahrung, die mir viele Türen geöffnet hat," beschreibt Steffen die Zeit.
Nach Abschluss seines Studiums wurde Steffen von einem Berater nach Schweden vermittelt. Dort spielte er zunächst für Karlslunds IF und später für BK Forward. Heute, mit 31 Jahren, hat sich Steffen aus dem Profifußball zurückgezogen und spielt auf Amateurbasis für Sannaheds IF in der schwedischen Kreisliga. "Ich bin komplett in Schweden. Das Leben dort gefällt mir, und ich habe keinen Plan, nach Deutschland zurückzukehren," erklärt er.
Seine Mutter Evi sieht diese Entscheidung mit gemischten Gefühlen: "Natürlich ist es für mich nicht leicht, dass er jetzt seit etwa acht Jahren in Schweden spielt. Aber er konnte sich seinen großen Traum erfüllen, und das macht mich natürlich stolz."
Trotz der Entfernung bleibt der Kontakt zur Heimat bestehen. "Leider gibt es von Sannaheds keine Live-Übertragungen mehr. Ich verfolge aber den Facebook-Account des Vereins und schaue mir so oft wie möglich Neuigkeiten an. In den USA sind wir damals sogar nachts aufgestanden, um seine Spiele live online zu sehen," erinnert sich Evi Kraus.
Das gestrige Hallenturnier in Möglingen war für Mutter und Sohn ein emotionales Highlight. "Es war sein spezieller Wunsch, dass dieses Turnier stattfindet. Ehrlich gesagt kam es auch deshalb zustande," verrät Evi Kraus. Für Steffen war es eine Rückkehr an einen prägenden Ort seiner Jugend.
"Als junger Spieler bin ich mehr oder weniger in dieser Halle aufgewachsen. Viele Turniere gespielt, viele Turniere angeschaut – es war krass, wieder hier zu sein," sagt Steffen. Die Wettkämpfe waren intensiv. Das Niveau war extrem gleichwertig. Viele Spiele endeten unentschieden, und beide Halbfinals wurden im Neunmeterschießen entschieden. Steffens Mannschaft erreichte den dritten Platz, während der TV Möglingen das Turnier gewann. "Ein dritter Platz für Steffens Team und der Turniersieg für den TVM war die Krönung," so Evi Kraus.
Steffen Kraus kennt den Fußball in Deutschland und Schweden sehr gut. Doch auf die Frage nach Unterschieden bleibt er pragmatisch: "Auf Kreisliga-Niveau nimmt es sich nicht viel. In den höheren Ligen ist in Deutschland alles professioneller." Hallenturniere wie in Möglingen gibt es in Schweden nicht. "Dort gibt es nur Futsal. Ich wollte meinen Jungs die deutsche Kultur zeigen," so Steffen.
Evi ergänzt: "Die Unterschiede im Training oder der Spielkultur mag es geben, aber für Steffen war es immer wichtig, seinen Horizont zu erweitern und in einem internationalen Umfeld Erfahrungen zu sammeln." Während seiner Besuche in Deutschland hat Steffen auch Trainingseinheiten für die Torhüter des TV Möglingen durchgeführt. "Solche Momente sind wertvoll und zeigen, wie stark er dem Verein verbunden bleibt," sagt Evi.
Für Steffen Kraus hat der Fußball einen festen Platz im Leben. "Ich bin mit Fußball aufgewachsen, spiele seit ich vier Jahre alt bin. Er hat mir extrem viel gegeben: ein Studium in den USA, jahrelangen Profifußball. Jetzt ist es Zeit, einfach Spaß zu haben." Der Zusammenhalt in der Mannschaft und die Atmosphäre in der Umkleidekabine sind ihm besonders wichtig.
Auch Evi Kraus betont die familiäre Dimension des Sports. "Das Turnier war besonders für mich – hier schlugen zwei Herzen in meiner Brust. Die Reise nach Deutschland war ein Highlight für Steffen, aber auch für mich als Mutter." Besonders beeindruckt zeigte sich Evi von den echten Freundschaften, die Steffen im Laufe der Jahre durch den Sport aufgebaut hat.
Steffen Kraus plant, in Schweden zu bleiben. "Das Leben dort gefällt mir gut. Aber für Turniere mit meiner Truppe komme ich gerne wieder nach Deutschland," sagt er. Seine Mutter Evi wird ihn weiterhin begleiten und unterstützen, egal, wo er spielt. "Ich bin stolz, wie er seinen Weg gegangen ist. Der Fußball verbindet uns – über alle Grenzen hinweg."
Für Steffen bleibt die Reise nach Möglingen ein besonderes Erlebnis. "Das Turnier hier war definitiv ein Highlight. Schade, dass wir im Elfmeterschießen das Halbfinale verloren haben, aber es hat einfach Spaß gemacht, wieder mit alten Freunden auf dem Platz zu stehen." Seinen Deutschland-Besuch nutzte Steffen Kraus auch dafür, um sich das Spiel der 2. Bundesliga zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem Karlsruher SC anzuschauen. Es dreht sich also viel im Leben von Steffen Kraus um Fußball - früher in Deutschland und nun in Schweden.