
Präsident Manni Schwabl redet nicht um den heißen Brei herum. Die aktuelle Situation der SpVgg Unterhaching? „Absolut ernüchternd“.
Beim Blick auf die Tabelle braucht Manni Schwabl Blutdrucktabletten. Nur 14 Punkte nach 22 Spielen, neun Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Die Regionalliga ruft schon nach der SpVgg Unterhaching. „Wir brauchen nicht lange um den Brei herumreden, die Lage ist absolut ernüchternd“, sagt Schwabl unserer Zeitung: „Das ist eine sehr schwierige Situation. Wir sind vorne nicht effizient genug und kassieren hinten zu leicht Tore, das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison.“
Ja, oft fehlte das Spielglück. Wie in Ingolstadt, als der Ball – trotz einer spielerisch überzeugenden Vorstellung – einfach nicht oft genug in den Kasten des Gegners wollte. Es gab Verletzungen von erfahrenen Spielern wie Tim Knipping oder Johannes Geis, auch die erhoffte Sturmverstärkung Luc Ihorst ist ständig verletzt. Das sind für Schwabl Erklärungen für die sportliche Misere, aber keine Ausreden.
Denn die Verantwortlichen müssen sich der Kritik stellen, ob der Kader nach den Offensiv-Abgängen von Maurice Krattenmacher, Patrick Hobsch, Aaron Keller und Mathias Fetsch für diese ausgeglichene 3. Liga nicht zu naiv aufgestellt wurde. Nach der jüngsten Niederlage gegen Osnabrück analysierte Schwabl richtig, dass das Tempo fehlt. Mit den Leihen von Torsiello und Popp wurde jetzt nachgerüstet, aber warum erst jetzt? Neuverpflichtungen wie Noa-Gabriel Simic oder Fynn Seidel sind schon wieder weg, Thomas Winklbauer oder Andy Breuer spielen kaum eine bis gar keine Rolle.
„Da muss man sich schon fragen, ob bunte Schuhe oder Gel im Haar wichtiger sind als mal einen Zweikampf zu gewinnen.“
Manni Schwabl über die heutigen Talente.
Auf Namen will Schwabl nicht eingehen, er hat aber ein grundsätzliches Problem erkannt. „Ich gehe immer davon aus, dass man als junger Spieler im Training und außerhalb 110 Prozent gibt“, sagt er: „Das ist bei der neuen Generation aber leider nicht immer der Fall. Da muss man sich schon fragen, ob bunte Schuhe oder Gel im Haar wichtiger sind als mal einen Zweikampf zu gewinnen. Dein Körper muss einfach fit sein für den Leistungssport. Anders geht es halt nicht.“
Fällt die Analyse schwerer, wenn sich nicht nur Präsident und Sportdirektor sondern auch Vater und Sohn unterhalten? Das verneint Schwabl sofort. „Ich rede mit Markus Klartext, volle Kanne. Das haben wir immer schon gemacht und das will von uns beiden auch keiner anders.“ Der 58-Jährige ist ein Mann klarer Worte und spricht sie auch aus, wenn es mal nicht läuft. In der Krise versteckt sich Schwabl nicht unter den Tischen im Wirtshaus und zeigt auch nicht auf seine Nebenleute, der Präsident duckt sich nicht vor der Verantwortung. „Als Erstes muss ich den Schädel hinhalten. Ich werde mich allen Themen stellen und verliere auch nicht die Kraft, den Verein wieder nach vorne zu bringen. Aber ich muss mich auch dafür verantworten, wo wir sportlich aktuell stehen.“
Und zwar weit davon entfernt, wo man im Jahr des 100-jährigen Jubiläums gerne stehen würde. Die 2. Bundesliga war ursprünglich mal bis 2025 anvisiert. Was würde sich beim Rückkehr in die Regionalliga ändern? Die Viertklassigkeit soll keine Auswirkungen auf den möglichen Stadionkauf haben, hier geht es um eine langfristige Finanzierung. Was die Partnerschaft mit dem FC Bayern betrifft, fühlt Schwabl sich bei einem möglichen Abstieg „unwohl, weil die Protagonisten dort auch andere Erwartungen an uns und speziell an mich haben“.
Sollte es in die Regionalliga gehen, werde man kurz durchschnaufen und gemeinsam überlegen, was der Plan für die nächsten drei bis fünf Jahre ist. „Wir wären dann zwei Ligen von der Welt entfernt, in der es richtig viel Geld gibt und richtig Spaß macht. Die 3. Liga ist immer ein reiner Überlebenskampf, von der Regionalliga erst gar nicht zu reden.“
„Wir werden im Nachwuchs noch genauer hinschauen und auf die Biopflanzen setzen, die charakterlich und sportlich am besten zu uns passen.“
Manfred Schwabl
Auch bei der Spielvereinigung muss man den Gürtel enger schnellen und sparen. Schwabl ärgert es, dass das bei Haching immer besonders thematisiert wird, schließlich trifft das Thema die ganze Wirtschaft. „Es gab Gerüchte, dass wir uns von vielen Angestellten trennen würden. Wir haben ein, zwei Positionen reguliert, sonst ist bis dato noch gar nichts passiert.“
Der Hachinger Weg bleibt im Wahnsinn des Fußballs alternativlos. Jungen, regionalen Spielern die Chance geben. „Wir werden im Nachwuchs noch genauer hinschauen und auf die Biopflanzen setzen, die charakterlich und sportlich am besten zu uns passen“, sagt Gärtner Schwabl. Für eine erfolgreiche Ernte, auch in der Regionalliga. (Nico-Marius Schmitz )