2025-10-30T14:25:35.653Z

Spielbericht
– Foto: Thomas Gorlt / GO-SPORTFOTOGRA

Schuberts Goldfuß lässt Sonnebergs Pokalträume platzen

Im Städtischen Stadion Sonneberg lag zur Halbzeitpause noch eine Pokalsensation in der Luft, doch am Ende setzte sich die favorisierte BSG Wismut Gera deutlich durch.

Nach einer starken ersten halben Stunde und einer 2:0-Führung des Underdogs aus Südthüringen drehten die Gäste aus Ostthüringen nach der Pause auf und gewannen letztlich klar mit 7:2.

Der 1. FC Sonneberg 2004 begann die Partie im klassischen Pokalmodus: tiefstehend in einem 4-4-2-System, die Mitte kompakt, viel Laufarbeit und konsequent in den Zweikämpfen. Der Plan: die Räume eng machen und über schnelle Konter Nadelstiche setzen. Die Gäste aus Gera bestimmten zwar von Beginn an das Geschehen und hatten viel Ballbesitz, doch gegen die disziplinierte und leidenschaftlich verteidigende Sonneberger Hintermannschaft taten sie sich zunächst schwer. Sonneberg agierte extrem präsent, verschob gut und war in jeder Situation auf Ballhöhe. Folgerichtig durften die Gastgeber nach knapp 30 Minuten vom ganz großen Coup träumen. Nach einem starken Spielzug über drei Stationen brachte Kapitän Hertel den Ball quer auf Göhring, der aus rund 25 Metern unhaltbar ins Netz nagelte – 1:0 für den Außenseiter (22). Nur wenige Minuten später nutzte Sonneberg einen folgenschweren Fehler des jungen Wismut-Keepers Gill Meißner: Ein weiter Befreiungsschlag von Robin Fischer wurde von Meißner unterschätzt, der sich beim Versuch, den Ball zu klären, selbst anschoss – Erinnerungen an das legendäre Eigentor von Energie-Cottbus-Keeper Tomislav Piplica wurden wach. Plötzlich stand es 2:0 für den Außenseiter (25.). „Er ist ein junger Torwart, da mache ich ihm keinen Vorwurf. Solche Fehler sind einkalkuliert“, stellte Wismut-Trainer Matthias Gast seinen Schlussmann später in Schutz. Sonneberg hätte in dieser Phase sogar auf 3:0 erhöhen können, verpasste aber die Vorentscheidung. Stattdessen brachte eine starke Einzelaktion Wismut zurück in die Partie. Wismut-Kapitän Florian Schubert, der auffälligste Spieler auf dem Platz, setzte sich gegen den bereits verwarnten Göhring durch und hämmerte den Ball mit seinem starken linken Fuß aus 16 Metern ins kurze Eck – nur noch 2:1 (31.). Angetrieben vom Anschlusstreffer drückte Gera nun stärker, während Sonneberg sich tief in die eigene Hälfte zurückzog. Mit viel Einsatz retteten die Hausherren ihre knappe Führung in die Pause.

„Unser Plan war, nach der Halbzeit kein Gegentor zu kassieren – leider hat das nicht funktioniert. Wir haben extrem viel investiert. Im Nachhinein kreide ich mir an, nicht zwei, drei frische Spieler zur Pause gebracht zu haben“, sagte Sonnebergs Roberto Benn in der Selbstreflektion und nimmt damit eine Teilschuld der Niederlage auf seine Schultern. Denn nach der Pause war nicht mehr viel von den Gastgebern zu sehen. Der zweite Durchgang begann mit einem Schock für Sonneberg. Direkt nach dem Anstoß landete eine zunächst geklärte Flanke bei Schubert, der sich im Zentrum durchsetzte und den Ball aus 20 Metern sehenswert in den Winkel schlenzte – 2:2 (47.) „Das war pure Willenskraft. Jeder weiß, was Florian kann – er hat einen goldenen Fuß“, schwärmte Gast über seinen Matchwinner. Nur wenige Minuten später kippte die Partie endgültig. Innerhalb wenigen Minuten trafen Niklas Linz und Marcel Kießling, sodass Wismut plötzlich mit 4:2 führte. Sonneberg war nun mental und körperlich sichtlich angeschlagen. Robin Fischer hatte zwar noch die große Chance, die Partie mit dem 3:4 noch einmal spannend zu machen, doch er scheiterte – es sollte die einzige nennenswerte Gelegenheit der Gastgeber im zweiten Durchgang bleiben. Mit zunehmender Spieldauer dominierte Wismut Gera klar. Die Gäste nutzten ihre individuelle Klasse, kombinierten flüssig und überzeugten nun auch taktisch. Marlon Tauscher sorgte mit dem 5:2 für die endgültige Entscheidung. In den Schlussminuten erhöhten Haupt und erneut Kießling auf 7:2. „Das waren einstudierte Spielzüge, gerade bei den Standards, das war klar erkennbar“, lobte Sonnebergs Coach Benn den Gegner. So blieb am Ende bei Sonneberg vor allem Ernüchterung.

STIMMEN ZUM SPIEL

Roberto Benn (Trainer 1. FC Sonneberg 2004): „Glückwunsch an Wismut Gera. Sie haben es technisch stark gelöst und sind selbst nach dem 0:2 ruhig geblieben. Nach unserem Rückstand haben wir leider die mannschaftliche Geschlossenheit verloren. Jeder hat den anderen kritisiert, anstatt auf unsere eigenen Stärken zu vertrauen. Am Ende ist das Ergebnis zu hoch, aber wir müssen diese Lehrstunde annehmen und im Training die richtigen Schlüsse ziehen.“

Matthias Gast (Trainer BSG Wismut Gera): „Vor der Pause hatten wir keine klare Struktur und Sonneberg hat sehr diszipliniert verteidigt. Der Anschlusstreffer vor der Halbzeit war extrem wichtig. Nach der Pause haben wir die Halbräume besser bespielt, uns in einen Rausch gespielt und unsere individuelle Qualität ausgespielt. Aufgrund der zweiten Halbzeit ist der Sieg auch in der Höhe verdient.“

Aufrufe: 08.9.2025, 21:00 Uhr
André HofmannAutor