Wie stellt man eine Mannschaft zusammen, die sich erst eine halbe Stunde vor Spielbeginn kennenlernt? Mit dieser Aufgabe beschäftigt sich Stefan von Moers, Anwalt für Medien und Entertainment, jedes Jahr im Oktober bei den Internationalen Hofer Filmtagen. Bereits seit 1969, zwei Jahre nach der Gründung des Filmfests, gibt es in Hof auch ein Fußballspiel. Dort treten die Filmschaffenden, also Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, etc. (FC Hofer Filmtage) gegen Mitarbeiter, Fans und lokale Spieler aus Hof (FC Filmwelt Hof) an. Was zuerst ein „lockeres Kicken“ war, wurde zu einer „echten Begegnung“, sagt der Trainer. Es sei eben etwas anderes, als nur im Kino nebeneinander zu sitzen.
Das Fußballspiel hat an einem Samstagmorgen bei den Hofer Filmtagen einen festen Termin. Viele bekannte Persönlichkeiten haben schon daran teilgenommen. Darunter Wim Wenders, Sönke Wortmann, Werner Herzog, John Carpenter und Europameisterin Petra Landers.
Während das lokale Team auf viele langjährige Spieler mit Spielerfahrungen bis zur Bayernliga zählen kann, muss die Mannschaft der Filmschaffenden mit mehr Wechseln in der Startelf rechnen. Dennoch gibt es auch hier Spieler, die immer wieder für den FC Hofer Filmtage antreten. Auch von Moers lief bereits 30 Mal für die Filmschaffenden auf. „Als ich dann ein neues Knie bekam, meinte die anderen: Dann bist du jetzt eben Trainer“, erzählt er. Das Amt übt er bereits seit 16 Jahren aus. Unterstützt wird er dabei von Alfred Holighaus, Filmproduzent, der seit neun Jahren als Co-Trainer dabei ist.
Vor dem Spiel gibt es kein Training. „Wir telefonieren uns vorher durch“, erklärt von Moers, „dann fragen wir die Leute in welcher Liga sie spielen und wer was kann. Manche haben früher sehr hoch gespielt, aber seit 30 Jahren nicht mehr. Und dann hoffen wir immer, dass es klappt“. Beruflich sei es eine gute Mischung gewesen: Regisseure, Produzenten, Filmmusiker und Schauspieler schnürten dieses Jahr die Fußballschuhe. Den Zusammenhalt musste der langjährige Freizeitspieler seiner Mannschaft nicht beibringen: „Die kicken ja alle − da weiß man, wie Teamgeist geht“.
Etwa 150 Zuschauer schauten sich das Spiel an. Bereits in der dritten Minute kassierte das Filmteam den ersten Gegentreffer von Christian Klein. 25 Minuten später dann der Ausgleich von Kevin Koch. Nun wird das Spiel etwas energiereicher und körperbetonter. Die Filmschaffenden gehen kurz vor der Pause mit einem weiteren Treffer von Kevin Koch mit 2:1 in Führung, aber André Keilwerth macht für die Hofer noch den Ausgleich: 2:2 zur Halbzeit. Gewinnen die Filmschaffenden dieses Spiel oder gibt es ein Allzeit-Unentschieden zwischen den Teams? Doch Mitte der zweiten Halbzeit geht Hof erneut in Führung: Christian Klein schnürt den Doppelpack. Erst eine Minute vor Schluss trifft Kevin Koch zum 3:3 mit einem Freistoßtor und ist damit für alle drei Treffer der Filmer verantwortlich. Coach von Moers ist begeistert: „Es war das schönste Ausgleichstor. Er hat es oben links unter die Latte gelöffelt“.
Das Freistoßtor von Kevin Koch wurde später als Eigentor für Hof gewertet. Dennoch war er somit maßgeblich an allen Treffern der Filmschaffenden beteiligt. „Mir ging zwar in der zweiten Halbzeit etwas die Luft aus, aber ich bin total zufrieden“, sagt der Torschütze. Er ist erst nachts in Hof angekommen, da er zuvor im schwedischen Uppsala beim International Short Film Festival war. Er habe vor dem Spiel nur fünf Stunden geschlafen. Eine Absage kam dennoch gar nicht in Frage: „Das Fußballspiel hier in Hof ist ein ganz wichtiger Termin im Jahr. Ich werde auch nächstes Jahr wieder am Start sein“. Die Hofer Filmtage seien immer wie ein „schönes Familientreffen“.
Bei diesem Treffen sind auch schon viele Erinnerungen entstanden. Als besondere Momente nennt von Moers das gemeinsame Spielen mit seinen Söhnen Alexander und Jakob für den FC Hofer Filmtage sowie einen verschneiten Samstagmorgen: „Über Nacht ist ein halber Meter Neuschnee gefallen. Wir haben lange hin und herüberlegt, ob wir spielen wollen. Damals hat noch Heinz Badewitz selber die Torlinien mit einer Schippe freigeräumt. Wir haben verkürzt zweimal 30 Minuten gespielt. Eigentlich konnte man gar nicht spielen. Es war völlig irre“.
Auch im kommenden Jahr werden wieder Fußballszenen bei den Hoferfilmtagen geschaffen. Der Termin steht schon. Die aktuelle Bilanz liegt nun bei 21 Siegen für die Hofer, 20 Siegen für die Filmschaffenden und 15 Unentschieden. Stefan von Moers hätte sich zwar dieses Jahr schon den Ausgleich gewünscht, ist aber trotzdem zufrieden: „Wir haben teilweise sehr gut gespielt, keiner hat sich verletzt und es war eine klasse Stimmung. Es ist immer ein super Samstag“.