2025-01-13T12:06:11.417Z

Im Nachfassen
– Foto: Christian Heilwagen

Schiedsrichtermangel = Mannschaftsrückzug?

Der Amateurfußball in Thüringen steuert auf eine Krise zu. Ein harter Satz, der mit Blick auf das Schiedsrichterwesen aber durchaus als These stehen kann.

Vielerorts werden Schiedsrichter zur Mangelware, mit Ablösesummen zu anderen Vereinen gelotst oder mit finanziellen Anreizen sowie anderen Vergünstigungen gehalten. Ist dies der Weg der Zukunft?

Der FSV 06 Holzthaleben - aus dem Nordthüringer Kreisfußballausschuss (NTFKA) - wird aufgrund fehlender Schiedsrichter nun eine Mannschaft aus dem Spielbetrieb nehmen, um nicht weitere Strafen für die erste Herrenmannschaft hinzunehmen.

Der FSV 06 Holzthaleben steht aktuell bei 14 Punkten im Niemandsland der Kreisliga Nordthüringen Staffel 1. Einfache Mathematik zeigt, dass hier bei sechs Saisonsiegen und zwei Unentschieden etwas nicht stimmen kann. Wie andere Klubs in ganz Thüringen ist der Nordthüringer Verein von einem Punktabzug aufgrund fehlender Schiedsrichter betroffen. Selbst schuld?! Nicht so ganz, denn die Thematik scheint mittlerweile kein lokales Problem mehr. Alleine in Ostthüringen sind in dieser Spielzeit zehn Vereine mit Punktabzug aufgrund zu weniger Schiedsrichter in dieser Spielzeit bedacht worden, weil sie zum wiederholten Mal nicht das Schiedrichtersoll erfüllt haben. Steuert der Amateurfußball in eine Schiedsrichterkrise?!

"Wir haben das zweite Mal eine drastische Strafe vom NTKFA bekommen. Wir arbeiten seit Jahren daran einen zweiten Schiedsrichter zu besorgen. Wir haben da verschiedenstes probiert. Wir versuchen wirklich alles, um jemanden zu finden. Wir haben mit Spielern aus unserem Verein gesprochen, ob die nicht die Schiedsrichter-Ausbildung machen. Doch teilweise wurden da utopische Forderungen von den Unparteiischen aufgerufen", berichtet Pierre Dörre, der im Vorstand des FSV 06 Holzthaleben aktiv ist.

Mit Christian Gunkel haben die Nordthüringer immerhin einen aktiven Schiedsrichter im Verein. Da aber auch die Alt-Herren-Mannschaft am Spielbetrieb des KFA teilnimmt, wäre ein zweiter Unparteiischer notwendig. Da dieser jedoch seit Jahren nicht dauerhaft gefunden werden konnte, musste der Verein schon zwei Spielzeiten in Serie dafür "büßen". In der letzten Saison waren es drei Punkte Abzug und 400 Euro Strafe. Diese Spielzeit sind es nunmehr sechs Zähler und 330 Euro an Strafgeld. Und kommende Saison wären es laut KFA-Regelwerk dann neun Punkte Abzug und eine weitere Geldstrafe. "Die hart erarbeiteten Punkte für unsere erste Mannschaft gehen so weg. Wir sind gezwungen die Alt-Herren-Mannschaft abzumelden, damit unsere Erste Mannschaft nächste Saison nicht mit neun Minuspunkten startet. Hinzu käme noch eine weitere Geldstrafe. Es ist absolut ärgerlich für unsere Alten Herren, auch weil sie sportlich Potential haben und vor allem Spaß am Kicken. Leider gibt es hier keinen Konsens mit dem Verband andere Lösungen zu finden. Wir sind vermutlich nicht den Einzigen, denen so ein Schicksal droht. Es wird sicher noch einige Vereine in den nächsten Jahren treffen", sagt Dörre mit großer Ernüchterung.´

Fazit: Es fehlt an Schiedsrichter-Nachwuchs und die vorhandenen Schiedsrichter lassen sich nur schwer zu anderen Vereinen lotsen. Klar ist auch: Wechselt ein Schiedsrichter den Verein, könnte woanders eine Lücke mit Folgen aufreißen. Was bringt die Zukunft?! Der Amateurfußball muss hier Lösungen finden - sowohl auf Vereins- wie auch auf Verbandsseite. Letztendlich darf der Fußball nicht darunter leiden. Der funktioniert aber auch nur mit Unparteiischen. Ein Teufelskreis, der immer enger zu werden droht...

Aufrufe: 028.11.2024, 18:00 Uhr
André HofmannAutor