2024-04-16T09:15:35.043Z

Spielvorbericht
– Foto: Brennpunkt Orange

Scheuben on fire

Am Freitagabend herrscht wieder Ausnahmezustand im beschaulichen Scheubengrobsdorf.

1413 Einwohner zählt der Geraer Stadtteil. Die Hälfte dieser Zahl könnte am Freitagabend vielleicht dem einzigen Thüringenliga-Stadtduell in dieser Saison beiwohnen. Doch nicht nur auf den Rängen wird Feuer drin sein, sondern vor allem auf dem Rasen.

Dies liegt zum einen an der sportlichen Ausgangslage beider Vereine und zum anderen an den jüngsten Ergebnissen. Insbesondere die letztwöchige Niederlage der BSG Wismut gegen Aufsteiger Schweina hat Spuren hinterlassen. Denn eine 2:8-Heimpleite am Steg war in dieser Form historisch. Zuvor schien der Traditionsverein unter dem neuen Trainer Kevin Brettfeld mit einer kleinen Siegesserie gerade wieder den Kurs Richtung Oberliga einzuschlagen. Doch dieser Dämpfer gegen den Neuling aus Westthüringen könnte die Träume von Liga Fünf letztendlich zum Platzen bringen. Für den jungen Wismut-Coach ist es die erste Bewährungsprobe in der jungen Amtszeit. „Wir haben sehr viel nach dem Spiel gesprochen und versucht zu analysieren. Die Jungs sind sehr fokussiert, haben viele Ansätze gefunden, was wir besser machen müssen und das sowas wie Samstag nicht nochmals passieren darf. Dennoch ging der Blick schnell auf Freitag. Das Derby elektrisiert auch uns extrem und die Vorfreude steigt“, blickt der 31-jährige Wismut-Trainer zurück und voraus.

Wismut der angeschlagene Boxer

Natürlich hat auch der Stadtrivale und Tabellenletzte Westvororte das 2:8 zur Kenntnis genommen. Für die Ausrichtung auf das Derby ändert dieses Ergebnis nichts, wie Westvororte-Coach Daniel Gehrt im FuPa-Gespräch sagt. „Es war wohl ein einmaliger Ausrutscher von Wismut in dieser Saison. Natürlich war ein solches Ergebnis in der Deutlichkeit auch für uns überraschend. Man kann davon ausgehen, dass sie mit viel Wut im Bauch zu uns kommen. Ein wenig dürfte die Floskel des angeschlagenen Boxer auf sie zutreffen. Wismut ist absoluter Favorit, hat in meinen Augen die größte individuelle Klasse in der Liga“, ordnet Gehrt, der seit dem Winter die sportlichen Zügel in Scheubengrobsdorf im Griff hat, ein. Und trotz der kurzen Dienstzeit als Trainer und der schweren Aufgabe, verzeichnete der 37-Jährige auch schon kleine Erfolge. Denn eigentlich war das Schlusslicht zur Winterpause bereits abgeschrieben. Doch nach den jüngsten Erfolgen keimte wieder Hoffnung auf den Ligaverbleib beim TSV Gera-Westvororte auf. Die zwei Niederlagen zuletzt waren da (kleine) Rückschläge.

Grundtugenden als Sieg-Grundlage?

Aber über einen möglichen Klassenerhalt in Thüringens Fußballoberhaus wird aktuell nicht viel gesprochen in Scheuben. Das Derby überstrahlt alles und es gibt auch andere - nicht in Tabellenplätze messbare - Ziele. „Wir wollen uns auf unsere Spielart konzentrieren und werden auch diese gegen Wismut nicht groß ändern. Natürlich haben wir einen Plan und eine Idee, wie wir erfolgreich sein wollen. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Das haben wir mit vier Punkten gegen den aktuellen Tabellenführer Arnstadt in dieser Saison auch bewiesen. Wir wollen uns für die deutliche Hinspielniederlage bei Wismut revanchieren. Wenn wir als Mannschaft auftreten, die Grundtugenden an den Tag legen, ist auch gegen Wismut was möglich“, gibt sich Gehrt optimistisch.

Optimistisch zeigt sich auch Brettfeld mit Blick auf den Freitagabend und bedient dabei ähnlicher Fußball-Floskeln wie Daniel Gehrt: „Einstellung, Leidenschaften, Kampf! Grundtugenden, die jedem Wismut-Anhänger und auch der Mannschaft wichtig sind. Das Spiel wird kein Normales. Es wird geprägt sein von vielen Zweikämpfen und Standardsituationen. Darauf wollen wir uns einstellen. Wir brauchen den absoluten Willen, dass eigene Tor zu verteidigen und dem Gegner wenig Luft zum Atmen zu geben.“ Die Anfälligkeit der Wismut-Abwehr aus dem Schweina-Spiel könnte sich aufgrund der geringeren Platzgröße in Scheubengrobsdorf minimieren, da die Räume deutlich enger werden.
Für Gehrt ist der eigene Platz indes Fluch und Segen zugleich. „Uns fällt es so leichter die Räume defensiv eng zu halten. Offensiv ist es aber schwieriger Räume zu finden“, so Gehrt. Der TSV-Trainer will, dass sich seine Jungs „für den großen Aufwand, den sie Woche für Woche betreiben, belohnen. Wir wollen den Zuschauern einen geilen Fight liefern und das Spiel so lange wie möglich offen halten. Am Ende wollen wir natürlich was mitnehmen“, so seine abschließenden Worte. Und wer weiß, vielleicht wird es dieses Geraer Stadtduell auch kommendes Jahr in der Thüringenliga geben?! Es kann aber auch der Fall eintreten, dass beide Vereine nächste Saison zwei Ligen trennen?! Vielleicht wird der Freitagabend in diese Richtung schon Erkenntnisse bringen...

Der Blick aufs Personal…

Eine Erkenntnis bei Wismut ist bereits jetzt, dass mit Franz Hoffmann pünktlich zum Derby ein Kicker wieder dabei ist, der seine ersten Sporen im Männerbereich beim TSV Gera-Westvororte verdiente und sich dort schnell zum Leistungsträger mauserte. Die Hausherren müssen hingegen auf den gesperrten Alexej Roslyakov und Philipp Rehnelt verzichten. „Bei Philipp steht noch ein MRT aus. Es sieht aber so aus, dass es leichte Entwarnung gibt und die Knieverletzung aus dem Heiligenstadt-Spiel nicht so schlimm ist, wie befürchtet“, gibt Gehrt hier eine Wasserstandsmeldung.
Personell scheint die Wismut mehr gebeutelt als der Gastgeber. Denn mit Benny Förster (verletzt) und Andy Haupt (noch gesperrt) fehlen zwei erfahrene Spieler. Zudem fällt auch Bogdan Tschurtschun definitiv aus. Dennoch sind hier die Anzeichen besser als beim Debakel gegen Schweina, wie Brettfeld abschließend sagt: „Die Lage entspannt sich zumindest ein klein wenig“.

Was sich nicht entspannt am Freitagabend wird die Stimmung im beschaulichen Scheubengrobsdorf. Diese wird aufgrund der Spielzeit und des Wetters zahlreiche Fans locken. Auch wenn am Ende wohl nicht die Eingangs erwähnte Einwohnerzahl des Geraer Stadtteils zahlenmäßig überboten wird?!

Aufrufe: 020.4.2023, 09:00 Uhr
André HofmannAutor