2024-05-08T11:10:30.900Z

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Weßlings Aufstiegstrainer Christian Feicht tritt zurück
Weßlings Aufstiegstrainer Christian Feicht tritt zurück – Foto: Dieter Metzler

Nach Relegations-Aufstieg in die Kreisliga - Trainer Christian Feicht verlässt den SC Weßling

„Jetzt glaube ich, es ist gut“

Der SC Weßling steht kurz vor der Vorbereitung ohne Übungsleiter da. Christian Feicht gab seinen Abschied wenige Tage nach dem Aufstieg bekannt.

Weßling – Christian Feicht scheint mit sich und seiner Entscheidung im Reinen. „Jetzt glaube ich, es ist gut“, sagt der 57-jährige Trainer, der nur drei Tage, nachdem er den SC Weßling über die Relegation gegen den TSV Bernbeuren in die Kreisliga geführt hatte, von seinem Amt zurücktrat. Auch sein Sohn Patrick beendete sein Engagement als Assistenztrainer beim Sportclub. „Ich denke, dass ist jetzt ein guter Zeitpunkt“, meint der Coach, obwohl er einräumt, „dass mir die Entscheidung sehr schwer gefallen ist“.

Dem Weßlinger Fußball-Abteilungsleiter Martin Jakob wiederum fällt es nun schwer, die Entscheidung zu verdauen. „Ich bin etwas sprachlos“, räumt der Abteilungsleiter ein. Und nicht nur er. Auch die Mannschaft sei „aus allen Wolken gefallen“.

Die Kündigung war Jakob völlig unvermittelt per Chat-Nachricht ins Haus geflattert. „Ich habe von ihm keinen Grund erhalten“, sagt Jakob. „Ich hoffe, auf ein persönliches Gespräch unter vier Augen.“

Christian Feicht war ein Glücksgriff für den SC Weßling

Mit der Entscheidung für Feicht hatte der Sportclub nach der Entlassung von Florian Schober Ende 2020 goldrichtig gelegen. Der gebürtige Weßlinger erwies sich als Glücksfall für den Verein. „Der Einsatz, den er gezeigt hat, ist der Wahnsinn“, lobt Jakob den fleißigen Arbeiter, der während des Teil-Lockdowns seinen Kickern sogar Privatunterricht erteilte. „Er ist ein hundertprozentiger Profi. Ihm gebührt großer Anteil an dem Erfolg, den wir haben.“

Es bleibt bislang offen, was sich da innerhalb von wenigen Tagen so verändert hat in der Beziehung, die stark und belastbar genug war, um den Aufstieg mit einem dezimierten Team zu schaffen. Es waren wohl diverse Aussagen von unterschiedlichen Seiten seit dem Pfingstsamstag, die den Coach dazu veranlasst haben, sein weiteres Engagement radikal zu überdenken. Feicht selbst bleibt vage: „Es waren verschiedene Dinge, die nicht so gepasst haben.“

Für Feicht hat bei vielen Spielern die Bereitschaft gefehlt

Im Interview mit dem Starnberger Merkur hatte Feicht aber schon vor gut einer Woche leise anklingen lassen, dass die Welt in Weßling nicht mehr so heil war, wie sie auf dem ersten Blick schien. Feicht sprach von 13, 14 Spielern, die am Ende gewillt gewesen seien, mit ihm kompromisslos die Rückrunde durchzuziehen. Zwar hatte der Coach zahlreiche Verletzte zu beklagen, doch – so der Umkehrschluss – muss auch Akteure gegeben haben, bei denen Feicht nicht die Bereitschaft sah, seinem Kurs zu folgen. Feicht hatte auch darüber geklagt, dass ihn die vergangene Saison „von allen meinen Trainerjahren am allermeisten angestrengt hat“. Er räumte außerdem eine gewisse Müdigkeit ein. „Ich bin nur noch froh, dass es vorbei ist“, hatte er gesagt, was sich da noch so lesen ließ, als habe er nur die abgelaufene Saison gemeint.

Es fällt Jakob nicht schwer, sich in die Gefühlswelt seines ehemaligen Angestellten hinein zu versetzen. „Das Verhalten der Kicker hat sich verändert“, pflichtete er ihm bei. „Der eine oder andere ist nicht bereit, so einen Aufwand zu betreiben.“ Dem Abteilungsleiter ist aber auch bewusst, dass ohne diesen Aufwand, den jedenfalls ein Teil des Kaders mit dem Trainer betrieb, die Beförderung des Sportclubs in die Kreisliga niemals möglich gewesen wäre. „Es hat ihn viel Energie gekostet“, sagt der Spartenchef über Feicht.

SC Weßling: Die Suche nach einem Nachfolger beginnt

Auch Jakob und sein Herrenleiter Christian Thorenz werden in den kommenden Wochen viel Zeit und Mühen investieren müssen, um den Verlust ihres Aufstiegstrainers zu kompensieren. Der Verein hat dazu schon Kontakt aufgenommen mit Milan Lapuh, der früher in der Nachwuchsarbeit des Sportclubs eingespannt gewesen ist. Der ehemalige Bayernligaspieler des FC Starnberg hat Jakob aber bereits signalisiert, dass er zwar bei der Suche behilflich sein werde, er selbst den Job aber nicht übernehme.

„Für mich ist es eine blöde Situation, weil wir einen Trainer suchen müssen“, sagt Jakob. Ende Juni beginnt die Vorbereitung. Der Trainer-Markt ist längst abgegrast. Einige Übungsleiter haben sich wie Feicht dazu entschieden, erst einmal ihre Engagements zu beenden und sich von der Herausforderungen der Corona-Jahre zu erholen.

„Kreisliga wird ein riesiges Abenteuer“, weiß Jakob. In der kommenden Runde wird einiges auf ihn und seine Mannschaft zukommen. Mit Feicht wäre das wohl nicht weniger spannend geworden. Aber sie hätten in Weßling alle ein sichereres Gefühl dabei gehabt, denn Feicht besaß einen Plan, der funktionierte, auch wenn es Widerstände gab. „Die Leistung, die er gebracht hat, werden wir ihm nie vergessen“, verspricht Jakob dem Coach. Gut möglich, dass die Saison 2021/22 einmalig in der Geschichte des Vereins bleibt. (Christian Heinrich)

Aufrufe: 020.6.2022, 09:19 Uhr
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