2024-04-25T08:06:26.759Z

Allgemeines
KFC Uerdingen und Bayer Uerdingen machen gemeinsame Sache.
KFC Uerdingen und Bayer Uerdingen machen gemeinsame Sache. – Foto: Ralph Görtz

Ein großer Tag für den Krefelder Fußball

Der SC Bayer 05 Uerdingen und der KFC Uerdingen kooperieren im Nachwuchsbereich und sehen so die Chance, Talente künftig in der Stadt zu halten. Warum es die beste Lösung ist, wie es dazu kam und was die Stadt beiträgt.

Sie waren unglücklich. Der SC Bayer 05 Uerdingen, weil er über ideale Möglichkeiten verfügt, viele Kinder ausbildet und dann mit ansehen muss, dass sie den Verein verlassen, weil er ihnen keine Perspektive bieten kann. Die Senioren spielen in der Kreisliga B.

„Und für uns war immer klar: Wir werden im Fußball nichts machen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Jörg Heydel. Bezahlten Fußball wird es bei Bayer nicht geben, auch nicht in der A- und B-Jugend.

Der KFC Uerdingen war unglücklich. Nachdem ihm auch noch der Kunstrasenplatz vor der Grotenburg genommen wurde, waren die Jugendmannschaften überall, aber nirgends zu Hause. Die einen trainierten auf der Anlage, die anderen woanders; es gab kein Miteinander. „Die Unzufriedenheit darüber führte zu einem sportlichen Substanzverlust“, berichtet Andreas Scholten, stellvertretender Vorsitzender des KFC. „Leistungssport im Nachwuchsbereich ist nur unter einem gemeinsamen Dach möglich.“

Entwicklung in den Gesprächen

Im Februar passierte dann etwas, was für viele undenkbar erschien und manche verständnislos mit dem Kopf schütteln ließ. Jörg Heydel traf sich mit dem KFC-Vorsitzenden Damien Raths zu einem ersten Gespräch am Löschenhofweg. Bayer und der KFC – das war wie Feuer und Wasser, das war in den zurückliegenden Jahren eine zerstörte Beziehung voller Verletzungen und Enttäuschungen, mit juristischen Auseinandersetzungen. „Man konnte nicht weiter entfernt sein“, sagt Jörg Heydel, der sich, durch einige Bekannte aus Sport und Politik ermuntert, einen Gesprächsversuch wagte.

Heydel und Raths beschnupperten einander, kamen einander näher, bauten Vertrauen auf und machten sich auf einen gemeinsamen Weg. „Wir haben die aus der Vergangenheit resultierenden emotionalen Probleme beiseite gelassen und nach einer Vernunftsentscheidung gesucht“, berichtet Heydel. „Da war es möglicherweise von Vorteil, dass Damien Raths nicht die Historie mit sich schleppt und auch nicht aus Krefeld kommt.“

Die beiden Vorsitzenden analysierten die jeweilige und die gemeinsame Situation und erarbeiteten eine Lösung, die in einer Kooperation besteht. Über den Fakt hatte unsere Redaktion am 20. April exklusiv berichtet. Am Freitag stellten die beiden Vereine ihr gemeinsames Konzept vor.

Start zum 1. Juli

Ab dem 1. Juli kopperieren der SC Bayer 05 Uerdingen und der KFC Uerdingen im Nachwuchsbereich. „Dabei haben wir einen klaren leistungssportlichen Anspruch von den Bambini bis zur A-Jugend“, sagt Heydel. „Die Heimat der Jugend ist der Covestro Sportpark. Unser Ziel ist es, Krefelder Talente auch in Krefeld zu halten.“ Konkret sieht die Arbeitsaufteilung vor, das Bayer die Ausbildung und Verantwortung bis zur U15 übernimmt, der KFC dann ab der U16. Künftig soll es jeweils zwei Jahrgangsmannschaften geben, die beide die gleiche qualitative Ausbildung erhalten. In der kommenden ersten Saison wird das noch nicht in Reinform möglich sein, da wird es vielleicht in der B- und C-Jugend eine Spielgemeinschaft geben, sogar eine C V oder C VI. Aber es wird künftig so sein, dass die Kinder in der C-Jugend das Bayer-Trikot tragen und in der B-Jugend das KFC-Trikot. Das wird unproblematisch sein bei optimaler Identifikation. Die Umsetzung dieser vor Monaten noch visionären Vorstellung ist aber nur fast reibungslos geglückt. „Wir haben zwei Funktionsträger verloren, die sich aufgrund der Vergangenheit außerstande sahen, diesen Weg mitzugehen“, berichtet Heydel und gesteht: „Das tut auch weh.“ Dass es jedoch gelungen ist, die Trainer, Spieler und Mitglieder auf diesem neuen Weg mitzunehmen, stimmt glücklich.

Wie ist dieses Kunststück geglückt? Dank einer Testphase und kleiner Schritte. Als der Kunstrasen an der Grotenburg nicht mehr zur Verfügung stand, waren die U19 und U17 des KFC im Covestro Sportpark zu Gast. „Das war eine ganz wichtige Probezeit“, sagt Heydel. „Und es hat funktioniert.“ Dann wurde das Konzept im Fußball-Vorstand vorgestellt und beraten, dann den Trainern. Dabei kamen sie zu folgendem Ergebnis: Das ist der Weg, wenn der Weggang der Talente beendet werden soll. „Wir können in Krefeld etwas bewegen“, sagt Heydel. „Wenn die Nummer eins in Krefeld und die Nummer zwei zusammen gehen. Das ist sportlich die 1 A-Lösung für die Stadt, organisatorisch die 1 B-Lösung. Da wird es aber auch keine 1 A-Lösung geben, weil der KFC nie eine eigene Anlage bekommen wird.“

Stadt hilft

Aber auch die Stadt hat ihren Teil beigetragen: durch die Zustimmung zur Förderung (Info-Box), aber auch indem Benedikt Winzen vom Sportausschuss und Oliver Klostermann vom Sportamt den Prozess intensiv begleitet haben.

Vor diesem Hintergrund ist der KFC zufrieden. „Wir haben eine Heimat für die Jugend“, sagt Andreas Scholten. „Und wir sind nicht mehr über die ganze Stadt versprengt. In anderen Städten trainieren die Profis auch nicht bei der Jugend. Wir haben jetzt drei klare Orte: das Stadion Grotenburg als Spielstätte nebst Geschäftsstelle, den Covestro Sportpark für die Jugend und Oppum als Trainingsstätte der Profis.“

Diese überaus erfreuliche Entwicklung ist mehr als nur ein Meilenstein. Die Überwindung der Vergangenheit und lösungsorientierte Gestaltung der Gegenwart bietet den Kindern und Jugendlichen und dem leistungsorientierten Fußball in Krefeld eine Zukunft. Diese Leistung der Vorstände kann kaum hoch genug eingeschätzt werden.

Aufrufe: 025.6.2022, 05:00 Uhr
Thomas SchulzeAutor