Der TSV Murnau und der 1. FC Garmisch-Partenkirchen stehen im gesicherten Mittelfeld. Damit das so bleibt, muss der Aufsteiger seine Heimschwäche in den Griff bekommen. Der FC hat mit seiner Konstanz zu kämpfen.
Gut ein Drittel der Landesliga-Saison ist absolviert. Der TSV Murnau und der 1. FC Garmisch-Partenkirchen stehen in der Tabelle dort, wo es sich die Anhänger der Clubs vor der Spielzeit gewünscht hatten: im gesicherten Mittelfeld. Doch damit das so bleibt, muss der Aufsteiger seine Heimschwäche in den Griff bekommen. Der FC hat hingegen mit seiner Konstanz zu kämpfen. Auch abseits des Feldes läuft nicht alles glatt. Ein Überblick:
Der Aufstieg hat in Murnau eine Euphorie entfacht, die noch immer anhält. Zur Heimspielpremiere gegen Geretsried strömten – an einem Mittwoch – 820 Anhänger an die Poschinger Allee. Insgesamt kann der Verein auf einen Zuschauerschnitt von 468 verweisen. „Wenn man andere Zahlen in der Liga so sieht, ist das schon super“, betont Kassier Wolfgang Walser. Trotzdem sagt er: „Wesentlich erhöht hat sich der Schnitt im Vergleich zur Bezirksliga nicht.“ Denn es fehlen die zahlreichen Auswärtsfans, die sich in den vergangenen Jahren die Derbys in der Region nicht entgehen lassen wollten. Der Verein erhöhte die Eintrittspreise ob der gestiegenen Kosten bei Fahrten nach Rosenheim und Traunstein zwar von sieben Euro auf acht (Erwachsene), die meisten Anhänger zeigten jedoch Verständnis. „Klar gibt es immer Leute, die sich beschweren. Aber für die meisten war das okay.“
Von solchen Zahlen können die Verantwortlichen des 1. FC nur träumen. Im Schnitt 336 Fußballfans zieht es an den Gröben – das Derbyhighlight vor 1000 Fans ist dabei mit eingerechnet. Sowohl bei den Garmisch-Partenkirchnern als auch Murnauer genießen gut 200 Personen pro Spieltag freien Eintritt – Trainer, Funktionäre und Jugendspieler. Vorstandsvorsitzende Arne Albl ist sich der geringen Zuschauerzahl durchaus bewusst. Er verweist auf eine Ursache, die viele Werdenfelser Clubs quält. „Das Sportangebot ist vielfältig.“ Männer blechen am Gröben zehn Euro, Senioren sieben und Frauen acht. Von Werbung auf Social Media bis hin zu Catering mit Burgern an Spieltagen – der Verein versucht viel, um neue Gesichter an den Gröben zu locken. Zuletzt legten sie zwei Heimspiele auf einen Freitag und erhofften sich so mehr Zuschauer. „Für die Abendpartien nimmt man sich die Zeit.“ Daher gibt es nun die Überlegung, im Juli bis Mitte September die Begegnungen auf einen Freitag zu legen – viele Landesligavereine verfahren bereits so. Klar ist: „Finanziell kommst du mit den Zahlen natürlich nicht weiter“, sagt Albl und betont: „Kein Verein lebt von den Zuschauereinnahmen.“ Im Etat sind diese mit ㈠10000 bis 17 000 Euro veranschlagt, die dann dem Nachwuchs zugutekommen oder für die weiten Auswärtsfahrten genutzt werden. Albl hofft, mit weiteren Erfolgen mehr Zuschauer locken zu können. „Aktuell ist es schade für die Spieler. Die werden nicht belohnt für ihre Leistungen.“
Mit 19 Zählern rangiert der TSV Murnau nach 13 Begegnungen auf einem hervorragenden fünften Platz. Ein Start, den sich die Fans nur in ihren kühnsten Träumen ausmalen hätten können. Trainer Martin Wagner ist zufrieden, dass sich seine Fußballer erst einmal ein „Polster nach unten geschaffen haben“, doch der Schein trügt ein wenig: Der Abstand auf Relegationsplatz 14 beträgt gerade einmal vier Pünktchen. Wagner sagt deshalb: „Wir müssen Woche für Woche ans Limit gehen. Es gibt kein einziges leichtes Spiel für uns.“ Selbiges gilt auch für die zweite Landkreismannschaft: Mit 18 Punkten steht der 1. FC auf einem scheinbar sicheren achten Platz. Doch Florian Heringer bläut seinem Team immer wieder ein, nur von Partie zu Partie zu schauen. Der Coach ist sich sicher: „Ab Rang sieben werden alle Teams in dieser Saison lange um den Abstieg kämpfen.“ Sein Murnauer Kollege betont auch angesichts der schweren Partien gegen Rosenheim und Wasserburg. „Alles was wir jetzt holen, hilft uns, umso befreiter in die Rückrunde zu gehen.“
Mit ganz unterschiedlichen Baustellen haben die zwei Hauptverantwortlichen in Sachen Spielanlage zu kämpfen. Während Wagner seine Elf zu Beginn der Saison ins bedingungslose Pressing schickte, war zuletzt ein Taktikwandel zu beobachten. Die Angreifer stehen nun tiefer, laufen den Gegner meist erst fünf bis zehn Meter vor der Mittellinie an. Eine Taktik, die dem Team Sicherheit verleiht, zuletzt kassierte der TSV nur ein Gegentor in drei Begegnungen. „In der Mittelfeldzone kommen wir nun besser in die Zweikämpfe.“ Ganz auf das Pressing wollen die Drachen derweil nicht verzichten. Es geht darum, „eine gesunde Mischung“ zwischen Abteilung Attacke und Vorsicht zu finden. Wagner fordert wieder vermehrt längere Ballbesitzphasen seiner Elf, auch soll je nach Gegner „situativer gepresst werden“. Auffällig ist dabei die aktuelle Murnauer Heimschwäche: gerade einmal fünf Punkte erkämpften sich die Sportler vor dem eigenen Publikum, zweitschlechtester Wert der Liga. Ein Aspekt, auf den Wagner von allen Seiten angesprochen wird. Er selbst kann nur mutmaßen, dass dies „an der Erwartungshaltung liegt. Es kommen ja doch immer sehr viele Zuschauer zu unseren Heimspielen“.
In Garmisch-Partenkirchen hat Trainer Heringer hingegen mit den wechselhaften Leistungen seiner Fußballer zu kämpfen. Auf ein bärenstarkes Spiel folgte verlässlich ein Totalausfall im nächsten. „Da sind wir noch zu inkonstant, dürfen uns auch während einer Partie nicht so viele Schwächephasen erlauben.“ Diese Sicherheit kann sich der 1. FC nur durch Trainingseinheiten erarbeiten. Auch eine nach einigen Verletzungen nun breite Bank hilft Heringer dabei, auf Spielsituationen „besser reagieren zu können“. Zu mehr Optionen verhilft dem Coach auch das neue System mit einer Viererkette statt einer Dreierkette. Erstmalig versuchte sich der 1. FC daran im Derby, seitdem zeigen sich die Werdenfelser variabler und überzeugten mit zwei Heimsiegen. „Jetzt müssen wir noch unsere Leistung konstant auf den Platz bringen.“