Das gestrige Spiel gegen den SV Fellbach sollte nicht nur das Ende einer Partie, sondern das Ende einer Ära für Calcio Leinfelden-Echterdingen markieren. Mit einem knappen 2:3 mussten die Hausherren eine schmerzliche Niederlage hinnehmen, die sich auch auf die Tabelle auswirkt: Platz 17 und damit ein Abstiegsrang nach 15 Spieltagen in der Oberliga Baden-Württemberg. Doch die eigentliche Schlagzeile des Abends kam nach dem Abpfiff. Cheftrainer Francesco Di Frisco, flankiert von seinen Co-Trainern Sezgin Karabiyik und Ivica Kovac, erklärte seinen Rücktritt. „Diese Entscheidung zu treffen, war eines der schwersten Dinge, die ich bisher tun musste. Calcio ist für mich längst nicht mehr nur ein Verein, sondern wie ein zweites Zuhause geworden“, betonte Di Frisco mit bewegenden Worten.
Der Weg von Calcio Leinfelden-Echterdingen ist untrennbar mit dem Wirken von Francesco Di Frisco und seinem Team verbunden. Als sie 2016 ihre Arbeit aufnahmen, war der Verein eine kleine, kämpferische Mannschaft in der Verbandsliga. Die Trainer brachten nicht nur Fachwissen, sondern auch Leidenschaft und Vision mit, die Calcio in wenigen Jahren zu einem Spitzenteam formten. Der Aufstieg in die Oberliga war nicht nur ein sportlicher Triumph, sondern ein emotionaler Höhepunkt, der in der Vereinsgeschichte unvergessen bleibt - passend zum 50-jährigen Jubiläum. Di Frisco erinnerte sich in seinem Abschied an diesen Moment: „Zum allerersten Mal in der Vereinsgeschichte sind wir in die Oberliga aufgestiegen. Diese Momente, die Emotionen und der Stolz, den ich dabei gespürt habe, werde ich für immer in meinem Herzen tragen.“
Die Partie gegen den SV Fellbach war ein Spiegelbild der Saison: mutig begonnen, am Ende unglücklich verloren. Mit einem frühen Treffer durch Lukas Zweigle (8.) ging Calcio in Führung und konnte den Fans zunächst Hoffnung geben. Doch die Freude währte nicht lange, denn Patrick Fossi glich in der 19. Minute aus. Ein Eigentor von Luca Campanile brachte die Gastgeber wieder in Front (36.), doch das Schicksal schlug in der zweiten Halbzeit zurück. Der Elfmeter von Fossi, den der Calcio-Torwart mit Bravour hielt (40.), ließ die Spannung steigen, doch schließlich war es Matteo Binner (65.) und Benjamin Causevic (75.), die den Gästen den Sieg sicherten.
In seiner Abschiedsrede ließ Di Frisco keinen Zweifel daran, wie sehr er sich mit dem Verein identifizierte. „Oft genug habe ich selbst mit angepackt, sei es beim Markieren der Spielfelder oder beim Gewinnen von Sponsoren,“ so der Coach. Diese Worte verdeutlichen, dass Di Frisco mehr war als nur ein Cheftrainer. Er war das Herz und die Seele der Mannschaft, ein Motivator und ein Macher, der das Wohl des Vereins über seine eigenen Bedürfnisse stellte. Unterstützt wurde er dabei von seinen Co-Trainern Sezgin Karabiyik und Ivica Kovac, die ebenfalls ihren Rücktritt verkündeten und sich in die Chroniken von Calcio als tragende Säulen einreihen. "2016 waren wir nur drei Verantwortliche mit einem Traum. Heute blicken wir auf eine Gemeinschaft, eine Struktur und einen Erfolg zurück, die weit über das hinausgehen, was viele für möglich gehalten hätten."
Warum jetzt? Diese Frage stellten sich viele nach dem Rücktritt. Di Frisco gab einen tiefen Einblick in seine persönliche Situation: „Ich habe in letzter Zeit gespürt, dass meine Kraft nachlässt. Die Jahre waren intensiv, und die Balance zwischen Beruf, Familie und Verein hat viel abverlangt.“ In einer Zeit, in der Kontinuität und Vertrauen in Trainer rar geworden sind, ist es bemerkenswert, wie lange Di Frisco dem Verein treu geblieben ist. „Im modernen Fußball ist es selten geworden, dass ein Trainer so lange im selben Verein bleibt. Deshalb bin ich den Verantwortlichen besonders dankbar – für ihr Vertrauen, ihre Unterstützung und auch dafür, dass sie versucht haben, mich zum Bleiben zu bewegen,“ sagte Di Frisco und zeigte damit die enge Verbundenheit zu den Vereinsoberen.
Für Di Frisco war es immer von Bedeutung, Calcio über die Region hinweg bekannt zu machen und dem Verein eine Struktur zu verleihen. So haben ihn zahlreiche Angebote anderer Klubs kalt gelassen. Er wollte in Leinfelden-Echterdingen den Traum von der Oberliga realisieren und somit hat er seine Ziele mit Calcio erreicht. Der scheidende Coach ist nun bereit für neue Herausforderungen.
Die Zukunft von Calcio Leinfelden-Echterdingen bleibt ungewiss. Der Verein steht vor der Herausforderung, in der Oberliga zu bestehen und den drohenden Abstieg zu verhindern. Doch eines ist sicher: Die Arbeit von Di Frisco und seinem Trainerteam wird nicht vergessen. „Mit dieser Entscheidung möchte ich Calcio eine Chance für frischen Wind geben, für neue Ideen und Perspektiven,“ erklärte der Trainer. Diese Worte sind mehr als nur ein Abschied, sie sind ein Vermächtnis. Calcio, ein Verein, der sich in den vergangenen Jahren von einem kleinen Team zu einem respektierten Namen in der Region entwickelte, steht nun an einem Scheideweg.
Die Spieler, Fans und Verantwortlichen müssen sich neu sortieren, doch sie tun dies mit der Gewissheit, dass Francesco Di Frisco und sein Team den Verein geprägt haben wie wenige vor ihnen. Di Frisco wird Calcio weiterhin als Unterstützer begleiten: „Calcio wird immer einen Platz in meinem Herzen haben, und ich werde den Verein auf seinem weiteren Weg begleiten, auch wenn ich jetzt einen Schritt zurücktrete.“ Ein emotionales Ende, das zugleich einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft erlaubt – für einen Verein, der lernen muss, sich ohne seinen langjährigen Coach neu zu definieren.