Im Amateur-Derby zwischen Untermenzing und München-Lerchenau spielten sich am Sonntag Szenen ab, die im Fußball nichts verloren haben.
München – Die angezeigte Nachspielzeit war bereits abgelaufen. Wegen einer Abseitssituation hatte der SV Nord München-Lerchenau nochmal einen Freistoß zugesprochen bekommen. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Gäste im Derby beim SV Untermenzing mit 1:2 zurück. Ein Nord-Spieler machte sich auf, den Ball zu holen, der in die Untermenzinger Bank rein gerollt war. So schildert es später Untermenzing-Trainer Nico Formella.
„Die anschließende Situation habe ich nicht richtig wahrgenommen, weil ich auf meine Mannschaft auf dem Platz fokussiert war“, sagt Formella, „aber auf einmal lagen unser Spieler und der von Nord neben mir auf dem Boden.“
Einen Schlag ins Gesicht hat dagegen Nord-Trainer Michael Westermaier gesehen: „Der Ball rollt Richtung Untermenzinger Auswechselbank. Ein Spieler von Untermenzing nimmt den Ball und schmeißt ihn hinter die Auswechselbank. Unser Spieler ist dann auf ihn zugelaufen, kriegt von ihm einen Faustschlag und geht zu Boden.“
Danach sei die Situation unübersichtlich geworden. „Ich glaube ganz Nord und ganz Untermenzing waren auf dem Platz. Wir wollten natürlich unseren Spieler da irgendwie rausbringen, der ja blutend am Boden lag“, sagt Westermair.
30 bis 50 Personen waren laut Formella an der Rudelbildung beteiligt: „Anfangs habe ich noch versucht, zu schlichten. Als ich dann gemerkt habe, dass es da nichts zu schlichten gibt, habe ich nur noch versucht, aus der Traube rauszukommen.“ Dabei habe ihn ein gegnerischer Spieler in die Achillessehne getreten. „Da sind Dinge passiert, die nicht auf den Sportplatz gehören. Es sind Fäuste geflogen und weil ich Angst hatte, dass noch Schlimmeres passiert, habe ich einen Spieler aus der zweiten Mannschaft gebeten, die Polizei zu rufen.“
Bei der Polizei erstatteten Spieler beider Vereine Anzeige wegen Körperverletzung. Das bestätigte die Polizei auf Anfrage unserer Redaktion: „Es wurden Ermittlungen wegen mehrerer gegenseitiger Körperverletzungsdelikte aufgenommen. Hierbei waren mehrere Spieler beider Vereine involviert.“ Außerdem seien nach Spielende Vandalismusschäden in einer Spielerkabine festgestellt worden.
Es war nicht das erste Mal, dass es in dieser Saison zwischen Aufsteiger Untermenzing und dem SV Nord gekracht hat. Das Ligaspiel in der Hinrunde sei laut Formella noch in Ordnung gewesen, aber schon beim Aufeinandertreffen im Totopokal Anfang September habe es Auseinandersetzungen zwischen den Bänken gegeben: „Das sind Worte eines Spielers in meine Richtung gefallen, dass ich nach dem Spiel Angst hatte, alleine nach Hause zu gehen.“
Ob es in dieser Saison zu einem vierten Aufeinandertreffen kommt, klärt jetzt das Sportgericht. Dass der Schiedsrichter das Spiel am Sonntag abgebrochen hatte, war nach Auflösung der Rudelbildung nicht jedem sofort klar. „Wir sind davon ausgegangen, dass er das Spiel beendet hat, weil er dreimal abpfeift und wir bereits weit über der angezeigten Nachspielzeit waren“, sagt Formella. Er habe seiner Mannschaft im Anschluss zum Sieg gratuliert.
Im Sonderbericht des Schiedsrichters ist der Spielabbruch ganz klar festgehalten. Dieser liegt Westermair vor. Nach dessen Angaben steht auch der Faustschlag drin.