2025-12-17T10:26:01.779Z

Interview
Hansi Rottmüller bleibt dem SV Bruckmühl weiterhin erhalten.
Hansi Rottmüller bleibt dem SV Bruckmühl weiterhin erhalten. – Foto: Thomas Martner

Rottmüller bleibt beim SVB: "Die ganze Philosophie imponiert mir sehr"

Torwarttrainer verlängert erneut beim SV Bruckmühl

Johannes "Hansi" Rottmüller hat seinen Vertrag beim SV Bruckmühl verlängert. Im Interview lässt er seine bisherige Zeit beim SVB Revue passieren.

Bruckmühl Der SV Bruckmühl hat eine weitere wichtige Personalentscheidung fixiert. Torwarttrainer Johannes Rottmüller hat sich für einen Verbleib in Bruckmühl entschieden und seinen Vertrag vorzeitig verlängert. Dabei war Hansi auch vom TSV 1860 Rosenheim umworben worden. Der 40-Jährige wechselte nach dem Aufstieg in die Bezirksliga im Sommer 2019 an die Mangfall und erlebte in der kurzen Zeit bereits einiges beim SVB: die Corona-Pandemie, der direkter Durchmarsch in die Landesliga, mehrfach den Klassenerhalt als Außenseiter sowie sogar fast den Aufstieg in die Bayernliga in der letzten Saison.

Im ausführlichen Interview spricht Rottmüller über seine Entscheidung für eine weitere Vertragsverlängerung, die Entwicklung des SVB in den vergangenen mehr als vier Jahren sowie vor allem auch auf der Torwartposition. Zudem gibt der Torwarttrainer, der für alle Herrenmannschaften in Bruckmühl zuständig ist, bereits einen kleinen Ausblick in die Zukunft.

Was waren die ausschlaggebenden Gründe für deine Verlängerung?

Letztendlich haben bei der Entscheidung ein paar Faktoren mitgespielt. Allen voran natürlich auch die Familie mit Frau und Kindern. Bei einem so familiären Verein wie bei Bruckmühl wird Rücksicht darauf genommen, wenn man unter der Woche vielleicht einmal kürzertreten muss. Das war ein ganz großer Pluspunkt. Eine Rolle haben auch die Freundschaften, die mittlerweile über die Jahre entstanden sind, gespielt. Das Wichtigste ist aber natürlich die sportliche Perspektive, und die stimmt. Das bezieht sich bei mir natürlich vor allem auf die Torhüter. Da sind wir sehr gut aufgestellt und haben super Voraussetzungen. Mit den Keepern für die erste, zweite und dritte Mannschaft hat sich mittlerweile schon fast eine eigene Mannschaft gebildet. Mir macht es einfach Spaß, wöchentlich mit den Jungs zu arbeiten.

Hansi Rottmüller: "Ich habe mich für Bruckmühl und nicht gegen Rosenheim entschieden"

Der Klassenerhalt ist noch nicht fixiert. Warum hast du dich jetzt schon Ligen-unabhängig für die Verlängerung entschieden?

Letztendlich musste ich eine Entscheidung treffen. Meine Ressourcen sind die Torhüter. Bei denen und deren Qualität ändert sich, egal in welcher Liga, nichts. Alle Keeper von uns haben die Fähigkeiten, Landesliga zu spielen. Deshalb gab es für mich keinen Grund, mit der Entscheidung so lange zu zögern, bis ich weiß, ob wir die Liga gehalten haben oder nicht. Ein ewiges Herumeiere bringt weder mir noch den beteiligten Vereinen etwas.

Konkret gab es auch vom TSV 1860 Rosenheim Interesse. Warum hast du dich schlussendlich aber für einen Verbleib in Bruckmühl entschieden?

Der Wechsel war echt eine Überlegung wert und auch absolut in meinem Gedankenspiel über meine Zukunft drin gewesen. Offenheit und Ehrlichkeit ist das Allerwichtigste für mich. 1860 Rosenheim ist mein Ausbildungsverein, bei dem alles angefangen hat. In der Folge habe ich verschiedenste Auswahlmannschaften durchlaufen sowie beim FC Bayern und beim FC Augsburg gespielt. Das habe ich alles unter anderem, den Leute, die jetzt dort am Steuer sind, zu verdanken. Wolfgang Schellenberg war mein Trainer. Peter Wimmer ist ein langer Wegbegleiter. Mit dessen Sohn Christian habe ich bei Bayern zusammengespielt. Am Ende habe mich aber für Bruckmühl und nicht gegen Rosenheim entschieden. Mit der Entscheidung bin ich aber auch wirklich absolut zufrieden.

Hansi Rottmüller: "Was in den letzten Jahren entwickelt wurde, kann gar nicht genug wertgeschätzt werden"

Nächste Saison gehst du in dein fünftes Jahr in Bruckmühl. Du kamst nach dem Aufstieg in die Bezirksliga und hast dann in der kurzen Zeit den direkten Durchmarsch in die Landesliga, den Klassenerhalt und fast den Aufstieg in die Bayernliga miterlebt. Wie siehst du die Entwicklung des Vereins in den letzten Jahren?

Es ist Wahnsinn, was hier Jahr für Jahr auf die Beine gestellt wird. Was in den letzten Jahren entwickelt wurde, kann gar nicht genug wertgeschätzt werden. Bruckmühl ist ja immer noch nur ein Dorfverein. In der Liga gibt es Vereine, die ganz andere strukturelle und finanzielle Voraussetzungen haben. Da gilt der oberste Respekt natürlich vor allem Stephan Keller (sportlicher Leiter) und Michael Straßer (Abteilungsleiter). Auch der Hauptverein und die Vorgänger dürfen hierbei nicht vergessen werden. Aber die Zusammenarbeit mit dem ganzen Team macht einfach wahnsinnig viel Spaß.

Entgegen vieler externer Meinungen hat die Führung es immer wieder geschafft, eine mehr als schlagkräftige Truppe bereitzustellen, die jeweils die Spielklasse gehalten hat und teilweise sogar mehr geschafft hat. Stephan Keller und Michael Straßer schaffen es immer wieder, junge Spieler zu verpflichten, die auf das Projekt Lust haben. Die ganze Philosophie des Vereins imponiert mir sehr. Da hier keine Spielergehälter bezahlt werden, gibt es auch keinen Neid, Befindlichkeiten oder Benachteiligungen untereinander.

Jeder hier ist gleich und jeder der hierherkommt, hat die gleichen Voraussetzungen und weiß, worauf er sich einlässt. Dadurch gibt es eine so große Identifikation. Jeder ist bereit für den anderen, seine Knochen hinzuhalten. Teilweise spielen hier Spieler, die schon in der A-Klasse zusammengespielt haben. Diese Gemeinschaft macht mir eigentlich am meisten Spaß.

Einen maßgeblichen Teil am sportlichen Erfolg der letzten Jahre haben selbstverständlich auch Mike Probst und Michael Wolff. Die Zusammenarbeit im Trainerteam mit den beiden schätze ich sehr und werde diese auch bis zur letzten Minute, bis zu welcher wir in dieser Saison noch gemeinsam auf dem Rasen stehen werden, schätzen. Mit Michi verbindet mich eine mehrjährige Freundschaft, schon bevor wir wussten, dass wir mal zusammen beim SV Bruckmühl zusammenarbeiten werden.

Trotz der wahnsinnigen Entwicklung gibt es aber noch Ziele für die Zukunft. Wichtig wäre, dass die eigene Jugend noch besser in den Herrenbereich integriert wird und die zweite und dritte noch mehr mit der ersten Mannschaft zusammenrücken. Daran arbeiten aber alle Verantwortlichen bereits. Der nächste Schritt in der Entwicklung muss sein, die zweite Mannschaft nach oben zu bringen. Das Leistungsgefälle zur ersten Mannschaft ist aktuell teilweise noch zu groß und das macht es derzeit schon noch schwierig, immer wieder Spieler von unten hochzuziehen.

"Manu Aigner hätte keiner zugetraut, dass er in der Landesliga zum Einsatz kommt"

Wie ist die Entwicklung speziell bei den Torhütern zu bewerten?

Als ich im Sommer 2019 gestartet habe, bestand das Torwartteam aus Markus Stiglmeir, Manuel Küspert, Manuel Aigner und Gabriel Fliegerbauer. Dazu kam Maximilian Gröbmeyer aus der A-Jugend raus. Stiglmeir darf ich seit rund zehn Jahren begleiten. Er ist einer der besten Torwärte der Liga. So einen braucht der Verein aber auch. Gabi hätte das größte Potenzial als langfristiger Nachfolger gehabt, war aber beruflich und schulisch sehr eingespannt und dementsprechend nur sporadisch da.

Manu Aigner hätte damals keiner zugetraut, dass er regelmäßig in der Landesliga zum Einsatz kommt. Er hat sich seitdem richtig gut entwickelt, zuletzt mehrfach zu null gespielt und mehrere Punkte festgehalten. Stiglmeir kannte meine ehrgeizige, aber zugleich auch lustige Seite schon. Die anderen haben diese schnell kennengelernt. Ich habe von den Jungs richtig viel gefordert und sie haben gezeigt, dass sie leidensfähig sind (lacht). Sie haben sich viel abgeschaut und alles Neue aufgesaugt.

Inzwischen haben wir unsere eigene Trainingsgruppe mit einer gewissen Routine und festen Abläufen. Es war von Anfang an zu sehen, dass in der Truppe ein brutales Entwicklungspotenzial steckt. Bei Manu und Maxi ist wirklich zu sehen, dass sie einen Quantensprung gemacht haben. Das haben sie aber nicht mir, sondern sich selbst zu verdanken. Sie haben an ihren Schwachstellen gearbeitet und nie aufgehört, zu versuchen, sich zu verbessern.

Umbruch beim SV Bruckmühl? "Ich gehe fest davon aus, dass alle Torwarte bleiben"

In der nächsten Saison ist nicht nur auf der Trainerposition, sondern auch personell ein Umbruch zu erwarten. Betrifft dieser auch die Torhüter?

Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Trainerteam zur neuen Saison. Ich gehe fest davon aus, dass alle Torwarte bleiben. Markus Stiglmeier kommt aus einer schweren und langen Verletzung. Manu Küspert steht uns weiterhin als Backup zur Verfügung, ist aber beruflich sehr beschäftigt. Wir sind trotzdem heilfroh, dass wir ihn haben. Immer wenn wir ihn brauchen, ist er da. In der Hinrunde hat er mehrfach ausgeholfen als die anderen Keeper verletzt waren.

Gabi und Manu kennen den Verein schon sehr lange. Auf beide ist zu 1000 Prozent Verlass. Sie sind nicht zu schade, auch mal bei der zweiten oder dritten Mannschaft auszuhelfen. Sie nehmen die Situationen immer an. Manu wurde dafür belohnt und steht jetzt in der Landesliga im Tor. Auch Maxi hat sich auf dem Niveau schon bewiesen. Er ist immer noch jung, bringt Mega-Voraussetzungen mit und hat noch Entwicklungspotenzial. Zudem haben wir auch noch Paul Mitterhuber, ein großes Talent aus der eigenen Jugend. Er soll fest in den Herrenbereich hochgezogen werden, hat aber den Vorteil, dass er weiterhin noch für die U19 spielberechtigt ist.

Damit sollten wir in Zukunft genügend Torhüter haben, damit ich mit meinen 40 Jahren nicht mehr in der Landesliga herumturnen muss. Die Minuten in der Hinrunde haben mir gereicht (lacht). Auch Cheftrainer Mike Probst stand ja mit seinen 61 Jahren sogar noch einmal als Ersatztorwart im Kader. (Alexander Nikel)

Aufrufe: 024.3.2024, 09:58 Uhr
Alexander NikelAutor