Bei dem aufwärmenden Torschusstraining vor dem Gastspiel des SV Rot-Weiß Queckenberg beim SC Villip II ließ eine nicht zu unterschätzende Randnotiz das geübte Adlerauge von RWQ-Maskottchen Kunze kurz freudig-nervös aufblitzen und den linken Mundwinkel leicht vibrieren. Sage und schreibe 3 Kugeln in Folge wurden im Tor versenkt, und das auch noch jeweils als optische Leckerbissen dargeboten! Sichtlich beseelt von dieser Tatsache betuschelte er mit Edel-Kiebitz Stefan Kurek diesen Bombenhagel, woraufhin letzterer schon mal ein mögliches Erfolgserlebnis herbeiorakelte. Dies war natürlich ungemein kühn und mutete zudem etwas obskur und naiv an. Schließlich wurde der letzte Sieg in der Fremde vor nunmehr 13 Monaten und 23 Tagen eingetütet.
Als der souveräne Julien Kramer die Spiele beginnen ließ, gefiel die Uygur-Streitmacht durch ballbesitzorientierten Kombinationsfußball. Lieber die Pille noch mal hintenrum durch die eigene Viererkette schmeicheln, als unkontrolliert die Flucht nach vorn suchen – das war die Devise der ersten gut 1.200 Sekunden. Das war nicht unbedingt populär und erst recht kein augverwöhnendes Fußballspektaculum. Aber es war ein bewusst genutztes Mittel zum Selbstzweck, um zunächst die Sicherheit in den eigenen Reihen zu finden und diese sodann zu erhöhen. Auf diese Art und Weise gelang es, zwar schleichend, dafür aber umso robuster und überzeugender Herr über das Spielgeschehen zu werden. Es wurden überall auf dem extrem verkürzten Kunstrasengeläuf kleine, rot-weiße Dreiecke aufgebaut. Wie im Training hieß es: passen, klatschen lassen, lösen. Dadurch generierte man gefühlt tausend Prozent Ballbesitz und ließ den Gegner immer wieder verzweifelt an- und auflaufen. Mit dieser Taktik wurde Villip II mürbe gekocht. So fiel es zunehmend leichter, sich per Doppelpass oder punktgenaue, das Mittelfeld überbrückende Wunderpässe in dessen Hälfte hineinzubeamen. Zwar war in dieser Phase nicht alles pures Fußballgold, was glänzte. Aber die Queckies hatten alles fest im Griff. Einzig ein Törchen fehlte, um die Herzen der Madbachultras noch höher schlagen zu lassen. Doch in der 28. Minute brach es aus der Gästekurve brachial und vulkanartig heraus: angeführt vom stimmgewaltigen Vorsänger Clemens Pietzsch wurde lautstark die Führung zelebriert. Nach einer exakt hereingezwirbelten Kurek-Ecke stand Klemm wie ein entwurzelter Mammutbaum in der Luft und schädelte die Kirsche erbarmungslos direkt neben dem Innenpfosten ein. Von diesem Urknall enorm beeindruckt, waren die Gastgeber zunächst kaum in der Lage, das Spiel entscheidend zu gestalten, während sich der RWQ auf die Verwaltung der Führung beschränkte. Erst in den letzten 180 Sekunden bekam die SC-Reserve noch mal etwas Zugriff auf das Spiel, ohne jedoch die Gäste ernsthaft in Gefahr zu bringen.
Der erste Durchgang glich in gewisser Art und Weise einem bieder-grauen, bürokratisch abgewickelten Fußballverwaltungsakt. Die zweite Halbzeit hingegen wird wohl Einzug halten in die Annalen des Kreisligafußballs mit dem Prädikat einer feudal flammenden, nicht von dieser Welt stammenden Fußballouvertüre. Es war, als hätte sich ein Fußballufo aus einer fernen Galaxis das Beckers Kreuz als Landeplatz ausgesucht. Dem entstiegen 11 phänomenal verrückte außerterrestrische Temperamentsbolzen, um für 45 Minuten einen frech-frivolen Ramba-Zamba-Kick von einem anderen Planeten zu zelebrieren. Angefangen vom endlich wieder einmal unbezwingbaren Dennis „Iceman“ Claßen im Tor bis zu den eisernern Edelreservisten um Zimmer, Nücken, Neff und da Silva Teixeira mutierten die Kerle von der Madbach zu einer Gesandtschaft vom Kampfstern Galactica! Zunächst noch etwas verhalten, wie es bei Neuankömmlingen in fremden Gefilden üblich ist, sprühten recht bald auf jedem Quadratmillimeter des Geläufs Eleganz, Anmut und Charme gebündelt mit tollwütiger Zweikampstärke, unnachgiebiger Gier nach Toren und einem einmaligen Mannschaftsgeist, wie man ihn beim Berner Fußballwunder vor genau 70 Jahren schon einmal genießen durfte. UFO-Chefcommander Uygur und Capitano Nehring standen auf der Kommandobrücke und machten rund um den eigenen Sechzehner keine Gefangenen. Mit klugen Entscheidungen eröffneten sie immer wieder die nächste Angriffswelle. In der 73. Minute war es jedoch Klemm, der per 36-Meter-Steilpass Arenz auf Reisen ins Feindsland entsendete. Der naschte sich mit dem Bällchen an drei verpeilt hinterher schauenden Abwehrrecken vorbei hinein in deren Sechzehner, um dann das Spielgerät mit Zauberpicke zu versenken. Bis zu diesem Zeitpunkt agierte der Gastgeber noch auf Augenhöhe. Doch nun brachen alle rot-weißen Staudämme, und Villip wurde von einer mächtigen Flutwelle auf dem eigenen Platz regelrecht versenkt. Nur 300 Sekunden später wütete sich Wühlbüffel Ruhrmann in den gegnerischen Strafraum und wurde regelwidrig am Abschluss gehindert. Jetzt übernahm Kurek Verantwortung, unterzog das Tornetz einer extremen Belastungsprobe und pflasterte ein zum 3:0. Durfte man bisher entzückt das galaktische Ballett der Madbachelfen bestaunen, wurde es nun beinah kosmisch überirdisch. Fünf Minuten vor Ultimo tankte sich mit Erol der Liebling der Massen ins Villiper Epizentrum und legte uneigennützig quer auf den mitgelaufenen Arenz. Dessen Vollspannklebe prallte von einem Abwehrspieler erneut Erol vor die Füße und dieser hämmerte die Kugel in Uli Borowka Manier vor den Augen seiner Familie mitten hinein in die Queckenberger Glückseligkeit. Damit war definitiv die Messe gelesen, aber die Queckies waren dermaßen aufgegeilt, dass sie noch immer nicht vollends befriedigt waren. Körperlich und mental nach wie vor topfit, strotzte der RWQ vor Selbstbewusstsein und versprühte pure Leidenschaft. Einmal mehr brach Erol auf der rechten Flanke durch bis zur Grundlinie, legte das Leder in den Rücken der SC-Defensive an die Sechzehnerkante, wo vier Madbachtitanen einschussbereit lauerten. Es war schließlich Kurek der die galante Traumvorlage volley halbhoch, für den Torhüter unerreichbar, ins lange linke Eck wuchtete (87.). Schließlich wurden die Gastgeber vom Abpfiff des extrem gut aufgelegten „schwarzen Mannes“ erlöst.
Das war heute nicht Fußball zweitausend, und das war auch nicht Fußball dreitausend. Nein – das durfte man getrost und immer noch zutiefst bescheiden als Fußball Queck-Tausend bezeichnen! Der Iceman feierte nach einer gefühlten Ewigkeit (in Zahlen: 18 Monate) endlich seinen 17. Shutout und Fatih Erol beendete nach vier Jahren, elf Monaten und 10 Tagen seine Torflaute, was allerdings für einen Defensivspezialisten nicht allzu ungewöhnlich ist. Nun gilt es, diese Form für 14 Tage einzuschweißen und zu konservieren. Denn die nächste Begegnung steht erst am 03.11.2024 auf dem Programm und führt den RWQ ins Preuschoff-Stadion nach Meckenheim. Anstoß beim VfL II ist bereits um 10:45 Uhr.