Herr Rolfes, im Monheimer Stadtrat zeichnet sich eine klare Mehrheit gegen die aktuelle Planung des Bayer-Campus ab. Wie bewerten Sie diese politische Entscheidung?
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Rolfes: „Wir haben keinen Plan B. Wir setzen voll auf Monheim“
In Monheim soll das neue Leistungszentrum von Bayer Leverkusen entstehen, nun gibt es unerwartete Probleme.
Simon Rolfes, Geschäftsführer Sport bei Bayer 04 Leverkusen, spricht im Interview über den Streit um das geplante Leistungszentrum in Monheim, die Bedeutung für den Nachwuchs und warum der Verein das Projekt für unverzichtbar hält.
Simon Rolfes: "Wir sind ehrlich gesagt sehr überrascht und irritiert, dass der neu formierte Rat Fakten schaffen möchte, bevor die vereinbarten Gespräche fortgesetzt werden. Das hat uns wirklich erstaunt. Es ist wichtig, zu verstehen, dass wir hier ein Zuhause für rund 250 Sportlerinnen und Sportler schaffen wollen – nicht nur für Profis, sondern vor allem für Nachwuchsspielerinnen und -spieler. Für sie wollen wir bestmögliche Bedingungen schaffen. Dafür braucht man Platz, eine entsprechende Anzahl an Trainingsplätzen und ein modernes Funktionsgebäude."
Seit Monaten gibt es auch in der Monheimer Stadtgesellschaft Diskussionen über das Projekt. Es gab eine Petition gegen den Campus, jetzt haben Fans eine Petition für den Bau gestartet – auch unterstützt von Fanclubs aus Monheim. Was bedeutet Ihnen diese Rückendeckung?
Rolfes: "Ich war selbst bei der Bürgerversammlung in Monheim im April und habe bereits dort viel Verständnis und Zuspruch gespürt. Mein Eindruck ist es eindeutig nicht, dass es eine breite Front gegen das Projekt gibt. Im Gegenteil, viele persönliche Gespräche mit Mitarbeitern und Menschen vor Ort, und jetzt auch die tausenden von Stimmen der Petition zeigen mir, dass es viel Verständnis für unser Anliegen und es eine breite Zustimmung gibt. Das alles entspricht nicht dem Bild, das einige der lokalpolitischen Akteure im Wahlkampf gezeichnet haben."
Sie waren als Spieler und jetzt als Geschäftsführer Sport immer nah an den Abläufen. Wie sehr hängen sportlicher Erfolg und Infrastruktur heute zusammen?
Rolfes: "Wenn du heute ein ambitionierter Verein sein willst, brauchst du zwingend moderne und professionelle Rahmenbedingungen. Mit dem Campus-Projekt wollen wir einen Wettbewerbsnachteil ausgleichen, den wir aktuell haben. Unsere Trainings-Infrastruktur ist nicht nur weit entfernt von Champions-League-Ansprüchen, wir liegen aktuell und nachweislich selbst im Bundesliga-Vergleich im unteren Durchschnitt. Es ist für uns essenziell wichtig, den nächsten Schritt zu gehen. Wir alle in der Region haben gemeinsam die Deutsche Meisterschaft gefeiert. Das hat nicht nur eine große Strahlkraft, sondern auch wirtschaftliche Effekte in der Region mit sich gebracht. Aber eines ist klar für mich: Ohne den Campus werden wir in zehn Jahren nicht mehr um die Deutsche Meisterschaft spielen können. Das muss allen bewusst sein. Es geht nicht um ein ‚Nice-to-have‘, sondern um ein ‚Must-have‘."
Es gibt aber auch Menschen, die sich wenig für Fußball interessieren. Die denken beim Begriff Leistungszentrum vielleicht einfach an zwölf Fußballplätze vor ihrer Haustür. Was genau soll dort entstehen?
Rolfes: "Neben den Plätzen ist ein Funktionsgebäude geplant. Mit modernen Bereichen für Athletik, Rehabilitation, Medizin, Analyse, Kommunikation und so weiter. Also alles, was im Spitzensport heutzutage zwingend nötig ist. Hochleistungssport hat übrigens immer auch Abstrahleffekte auf den Breitensport. Die beiden größten Fußballvereine in Monheim sprechen sich nicht ohne Grund für den Campus aus. Ihnen ist bewusst, dass sie von unserem Know-How profitieren können, zum Beispiel durch Trainerausbildungs-Programme, Fußballcamps, etc. Hinzu kommt: Wenn sich ein europäischer Spitzenclub mit einem Leistungszentrum in einer Stadt ansiedelt, dann wirkt sich das beim Bau und beim Betrieb auch auf die lokale Wirtschaft positiv aus, und zwar nicht nur kurzfristig. Lokale Unternehmen würden mittelbar und unmittelbar beteiligt werden, eine Vielzahl neuer Arbeitsplätze entstehen – wir sehen hier einen klaren Mehrwert für den Standort. Der Campus soll ein lebendiger Teil von Monheim werden, der die Stadt bereichert."
Ein Teil der Kritik bezieht sich darauf, dass das Gelände im Regionalplan als Grünzug ausgewiesen ist. Wie gehen Sie mit diesen ökologischen Bedenken um?
Rolfes: "Natürlich sind wir bestrebt, in der Planung bestmögliche Lösungen zu finden. Wir investieren viel in Themen wie Nachhaltigkeit und Ökologie – etwa bei den wenigen Kunstrasenplätzen, wo wir auf vollständig recycelbare Materialien setzen, sowie auf ein eigenes Wassermanagementsystem. Die Auswirkungen auf Umwelt, Mensch und Natur werden wir alleine schon aus unseren eigenen Ansprüchen heraus so gering wie möglich halten. Diese Infrastruktur wird sich sehr gut in die bestehende Landschaft einbetten. Und am Ende sollte man bitte auch bei allem Verständnis für kritische Betrachtung nicht vergessen: Wir planen keine Industrieanlage, sondern Fußballplätze."
In der Monheimer Politik war zuletzt auch von Alternativen die Rede – etwa südlich des Pflanzenschutzzentrums oder in verkleinerter Form. Wie sehen Sie das?
Rolfes: "Die Fläche südlich des Pflanzenschutzzentrums kommt aus planungsrechtlichen Gründen überhaupt nicht infrage. Das wissen übrigens auch die Ratsmitglieder in Monheim, die das jetzt trotzdem wieder vorgeschlagen haben. Wir haben in den vergangenen zehn Jahren rund 70 Flächen akribisch, professionell und verbunden mit hohem finanziellen Einsatz prüfen lassen. Außer der jetzigen Fläche hat sich keine als geeignet bzw. zulässig erwiesen, auch, nachdem die Politik der Planung am Laacher Hof einen Strich durch die Rechnung gemacht und selbst Monheim als Standort vorgeschlagen hatte. Wir haben keinen Plan B. Wir setzen voll auf Monheim."
Bürgermeisterin Sonja Wienecke ist gerade erst im Amt. Was erhoffen Sie sich von der neuen Rathauschefin?
Rolfes: "Ich wünsche mir, dass wir positiv miteinander umgehen. Dazu gehört, dass man miteinander redet, verlässlich ist und sich an Absprachen hält. So arbeiten wir bei Bayer 04 und das erwarte ich auch von unseren Gesprächspartnern. Wir wollen gemeinsam Lösungen finden. Wir sind dabei nach wie vor offen für Dialog und auch Flexibilität, aber gewisse Mindest-Anforderungen für ein derartiges Projekt gibt es, das darf kein Basar werden."
Nun deutet vieles darauf hin, dass der Rat am Mittwoch das Verfahren stoppen wird. Sie sagen, es gibt keinen Plan B – was passiert dann?
Rolfes: "Wir kämpfen weiter für das Projekt. Ich fände es beispiellos, wenn ein solches Projekt mit einem Federstrich in einer konstituierenden Sitzung und entgegen vorheriger Absprachen beendet werden soll. Das wäre nicht nur aus meiner Sicht als Geschäftsführer Sport, sondern auch als Bürger in Deutschland schwer enttäuschend. Aber selbst wenn der bisherige Bebauungsplan zurückgezogen würde, blieben wir am Ball. Dann müsste er eben wieder neu aufgestellt werden – auch wenn uns das sehr wertvolle Zeit kosten würde."
Was möchten Sie den Bürgern in Monheim noch mitgeben, die bei diesem Thema vielleicht unsicher sind?
Rolfes: "Ich wünsche mir, dass die Menschen sich offen informieren und erkennen, dass wir mit dem Campus kein übertriebenes Prestigeprojekt, sondern ein autark finanziertes und nachhaltiges Fußball-Leistungszentrum errichten möchten. Ja, wir tun dies, um die Wettbewerbsfähigkeit eines der sportlichen Aushängeschilder des Landes abzusichern, aber wir sehen auch die zahlreichen positiven Effekte, von denen die jungen Sportler und die Menschen vor Ort profitieren werden."
Aufrufe: 05.11.2025, 12:00 Uhr
RP / Florian TeichertAutor