2023-09-19T13:46:11.487Z

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Der ASV Dachau feierte in der letzten Saison nach ingesamt vier Relegationsspielen den Aufstieg in die Landesliga.
Der ASV Dachau feierte in der letzten Saison nach ingesamt vier Relegationsspielen den Aufstieg in die Landesliga. – Foto: Brumbauer

Relegations-Murks: Der BFV verdirbt den Amateuren ihr größtes Highlight

Kommentar zu den Entscheidungsspielen

Die Relegation soll eigentlich das Highlight der Saison sein. Neue Auflagen, komplizierte Modi und eine Flut an Entscheidungsspielen zerstören aber das Bild. Ein Kommentar.

Jubel auf der einen und Enttäuschung auf der anderen Seite. Nirgendwo anders liegen im Fußball diese Extreme so nah beieinander wie in der Relegation. Für die Vereine gilt es eine überragende Saison mit dem Aufstieg zu krönen oder eine vermurkste Spielzeit doch noch mit dem Klassenerhalt zu retten.

Gerade für Amateurfußballer haben diese besonders emotionalen Spiele einen wahnsinnigen Anreiz. Wann darf der Kreisklassenfußballer sonst schon vor mehr als 1000 Zuschauern spielen und sich im Anschluss vom ganzen Dorf feiern oder trösten lassen? Denn selbst im Misserfolg bleibt die Relegation für alle Hobbykicker vor allem eins: ein unvergessliches Erlebnis. Zwei Spiele, die über eine ganze Saison entscheiden. Was gibt es für einen Sportler geileres? Da ist es dann auch egal, ob Bundesliga oder Kreisklasse.

Relegation in Oberbayern: Jeder Kreis hat seine eigenen Regeln

Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Der Bayerische Fußballverband ist seit geraumer Zeit auf dem besten Wege, den Amateurkickern die schönste Zeit im Jahr zu verderben. Das beginnt schon beim Modus der Relegation. Von Bundes- bis zur 3. Liga ist es einfach: Wer sich im direkten Duell nach Hin- und Rückspiel durchsetzt, darf feiern. Bei den Amateuren ist das anders. Im Bezirk Oberbayern gibt es vier Kreise, wobei jeder seine eigenen Relegationsregeln hat. Von Kreis zu Kreis unterscheidet sich schon, ab welcher Liga es die Entscheidungsspiele überhaupt gibt. In welchem Modus diese dann ausgetragen werden, ist nochmal eine ganz andere Sache. Nur eins ist sicher: Was für Kreis A gilt, zählt für Kreis B noch lange nicht. Selbst der eine oder andere Verbands-Verantwortliche blickt da nicht mehr durch. Zu kompliziert wird es mit teils unzähligen Lucky-Loser-Runden oder Monster-Relegationen ab der Bezirksliga.

Denn zwei Spiele reichen dem Verband schon lange nicht mehr, um den Mythos Relegation am Leben zu lassen. Die Kosten dafür tragen zumeist die Vereine. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Relegation für einige Mannschaften zur absoluten Mammutaufgabe werden kann. Während sich der Rest der Liga im Sommerurlaub befindet, dürfen bzw. müssen die Releganten oft wochenlang um ihr sportliches Ziel kämpfen. Noch dazu kommt Unvorhergesehenes wie Wiederholungsspiele aufgrund von Sommergewittern, Flutlichtausfällen oder Attacken auf Schiedsrichter, die im vergangenen Sommer gezeigt haben, wie zäh eine Relegation für die Vereine werden kann.

Relegation in Oberbayern: Flut an Relegationsspielen – wofür?

Wenn ein Highlight-Spiel das andere jagt, wie groß ist das Highlight dann noch? Die Besonderheit geht in der Masse der Begegnungen verloren.

Der BFV scheint trotzdem seiner Devise treu zu bleiben, möglichst viele Partien in die eigentliche Sommerpause pressen zu wollen – kann er hier doch einen Haufen Geld mit wenig Aufwand verdienen. Der BFV lost aus, die Vereine kümmern sich um den Rest. Austragung, Bezahlung der Schiedsrichter oder Organisieren der Ordner – all das ist Vereinssache. Der Verband kassiert trotzdem kräftig mit. Er bekommt einen fixen Anteil pro verkaufter Eintrittskarte.

Relegation in Oberbayern: Glasflaschenverbot auf den Sportplätzen

Klar, bei den Vereinen bleibt neben dem sportlichen Anreiz auch finanziell etwas hängen. Einfach gemacht wird es ihnen aber nicht. Seit dieser Saison dürfen in der Relegation zum Beispiel Getränke nicht mehr in Glasflaschen verkauft werden. Im Ligaalltag ist dies gang und gäbe. Jetzt müssen die Vereine ihr Bier in Plastikbechern an den Mann bringen. Gar nicht so einfach, überlegt man sich, dass die meisten Vereine erst am letzten Spieltag überhaupt wissen, ob sie eine Relegation spielen dürfen.

Wenige Tage später finden dann schon die ersten Spiele statt. Mehr als 1000 Mehrwegbecher in dieser Zeit aufzutreiben, ist für den einen oder anderen Verein schlichtweg unmöglich. Dazu kommen noch extra Helfer beim Ausschenken, Ordner und besondere Auflagen.

Relegation in Oberbayern: Kreis München als Vorbild?

Die Relegation ist für Vereine nicht mehr das, was sie eigentlich sein sollte: ein absolutes Highlight. Sondern ein bürokratisches Monstrum. In der Regionalliga wird sogar eine Relegation auf Verdacht in Erwägung gezogen – zur großen Verzweiflung aller Verantwortlichen.

Dabei ist auch klar, dass es aufgrund von unterschiedlichen Ligagrößen oder bezirksübergreifenden Relegationsteilnehmern keine Königslösung gibt. Aber mal ganz ehrlich: Wieso müssen in Bayern-, Landes- und Bezirksliga-Relegation Halbfinale und Finale jeweils in Hin- und Rückspiel ausgetragen werden? Würde nicht ein einfaches K.o.-System mit Spielen auf neutralen Plätzen reichen? Und ist eine Abstiegsrelegation in den A-Klassen im Kreis Donau/Isar wirklich notwendig?

Dass es auch einfacher geht, zeigt der Kreis München. Hier gibt es die Relegation erst zur Kreisliga und der Modus ist altbekannt. Erst empfängt der klassenhöhere den klassentieferen Verein und wenige Tage später kommt es zum Rückspiel. Wer dann nach 180 Minuten die Nase vorn hat, darf sich feiern lassen. Und der Verlierer hat zumindest Gewissheit und darf in die wohlverdiente Sommerpause gehen. Es könnte so einfach sein.

Aufrufe: 029.5.2023, 08:36 Uhr
Korbinian KothnyAutor