Wenn es nach einigen Trainern in den Bezirksligen des Fußballverbands Mittelrhein (FVM) geht, sollte künftig nicht mehr der Taschenrechner über den Aufstieg entscheiden – sondern der Ball. Beispielsweise steigt derzeit nur der punktbeste Vizemeister aus den vier Staffeln per Quotientenregel in die Landesliga auf. Doch diese Methode steht zunehmend in der Kritik. In anderen Landesverbänden wird längst eine Relegation gespielt – mit Emotion, Spannung und vollem Zuschauerinteresse. Auch betroffene Trainer im FVM sprechen sich nun für einen neuen Modus aus – es gibt aber auch Gegenargumente.
„Ich fände es eine faire Lösung“, sagt etwa Dustin Tesch vom SC Elsdorf (Bezirksliga 3). „Klar, du hast das ganze Jahr dafür geackert, und du kannst in dieser Relegation auch alles verlieren. Aber eben auch alles gewinnen.“ Ein einzelnes Spiel auf neutralem Platz lehnt er ab – ein Hin- und Rückspiel sei gerechter. Die Kritik am aktuellen Modus ist auch sportlich motiviert: „Wenn du über den Quotienten nicht aufsteigst, hast du halt dann diese Option. Und das wäre besser als gar nichts.“
Daniel Ohmert von Blau-Weiß Friesdorf (Bezirksliga 2) sieht es anders. „Eine Relegation halte ich für nicht gut, so mal klar ist, dass in der Regel nur der Erste aufsteigt. Eine ganze Saison auf zwei Endspiele zu reduzieren, ist nicht fair.“ Nur wenn durch besondere Konstellationen ein zusätzlicher Platz frei wird, sei ein Relegationsmodus für Überraschungskandidaten denkbar.
Oliver Lehrbach vom Horremer SV (Bezirksliga 3) sieht im Playoff-Modell klare Vorteile: „Ich denke, es würde da nur Gewinner geben – es wurden die stärksten Mannschaften aufsteigen.“ Für ihn ist ein Hin- und Rückspiel die fairste Lösung.
Fatih Tuysuz, Co-Trainer des 1. FC Niederkassel (Bezirksliga 2), stimmt zu: „Eine Relegationsrunde in Form von Playoff-Spielen wäre deutlich gerechter. Sie wäre nicht nur sportlich fairer, sondern auch für Zuschauer spannender.“ Dabei spiele es für ihn keine Rolle, ob mit Hin- und Rückspiel oder als einzelnes Match auf neutralem Boden um die freien Plätze "gerittert" wird.
SSV-Jan-Wellem-Coach Alexander Voigt (Bezirksliga 1) sieht das Thema differenziert: „Es ist in diesem Jahr extrem knapp – aber wenn ein Zweiter sieben oder acht Punkte mehr geholt hat und trotzdem in die Relegation muss, ist das keine faire Lösung.“ Dennoch: „Zwei spannende Spiele in denen es um alles geht – für Zuschauer eine gute Sache. Aber man muss auch den Freizeitfaktor und Urlaubsplanungen bedenken.“
Deutliche Worte findet Josef Pfeiffer von Hilal-Maroc Bergheim (Bezirksliga 3): „Es ist schon schade, wenn jedes Mal was anderes gemacht wird. Der Verband lebt in einer ganz anderen Welt.“ Er fordert feste Regeln und schlägt sogar ein Modell nach Vorbild der zweiten Bundesliga vor, in dem z.B. die Tabellenzweiten der Bezirksliga gegen Landesliga-Abstiegskandidaten antreten. Auch ein Modell mit Dreier- oder Vierergruppen sei für den 67-Jährigen denkbar. "Vor drei oder vier Jahren hatten wir eine Staffel mit 18 Mannschaften, da lässt sich auch der Quotienten nicht vergleichen."
Ein Für und Wider sieht Sandro Bergs, Trainer von Germania Eicherscheid aus der Bezirksliga 4, in der Frage einer möglichen Relegation. Schließlich würde die Quotientenregel „theoretisch die Leistungen und Ergebnisse über den gesamten Saisonverlauf hinweg“ belohnen. Auch die dadurch bedingte verkürzte Sommerpause sieht er kritisch. Müsste sich der 35-Jährige jedoch entscheiden, wäre er für die Einführung einer Relegation: „In einer Relegation kann man in einem oder zwei Spielen alles verlieren, aber auch gewinnen. Natürlich ist es aber auch schade, wenn man als Zweiter nicht die Möglichkeit bekommt, in irgendeiner Weise noch den Aufstieg zu realisieren. Deshalb würde ich mich für eine Relegation aussprechen – mit dem Ziel, die Mannschaften, die überzeugende Leistungen gezeigt haben, eher zu belohnen als die Mannschaften, die mit Ach und Krach die Klasse halten.“
Fünf der sieben befragten Trainer sprechen sich für einen Relegationsmodus aus – als sportlich fairere und emotionalere Lösung. Wie genau der aussehen könnte, wollen wir von euch wissen. Stehen die Zuschauer, Fans oder Funktionäre anderer Vereine einer möglichen Relegationsregelung offen gegenüber? Und was wäre ein fairer und machbarer Modus?