
Am Dienstagabend schaute sich Jens Stieghorst das Regionalligaspiel zwischen der SSVg Velbert und Rot-Weiß Oberhausen an. Den Präsidenten des Oberligisten Ratingen 04/19 interessierte dabei weniger der 3:0-Sieg von RWO als das Drumherum. Wie machen sie es inVelbert in der untersten Profiliga? Denn das ist die Regionalliga.
„FuPa“ hat schon am 12. April 2023 die Hintergründe erklärt. Seit ihrer Neugründung zur Saison 2012/13 hatte die Regionalliga West eigentlich als Übergangsliga zwischen Profi- und halbprofessionellem Amateurfußball fungiert. Diesen Status ist zumindest die NRW-Gruppe in der vierten Liga los, denn der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) hat erstmals bestätigt, dass für die Regionalliga West neu einsortiert wurde.
„Die Regionalliga West wurde in der Corona-Pandemie vom Land NRW 2022 als ‚Profiliga‘ eingruppiert“, hat der WDFV in einer Stellungnahme seinerzeit erklärt. Um das zu verstehen, geht der Blick zwei, drei Jahre zurück. Beim erstmaligen Ausbruch von Covid-19 wurde der Spielbetrieb von der Bundesliga bis zur Kreisliga D deutschlandweit unterbrochen. Während des Lockdowns war an den Amateursport ebenso wenig wie an volle Stadien zu denken, entsprechend wurde mit Blick auf den Zeitfaktor die Saison 2019/20 zumindest unterhalb der dritten Liga abgebrochen.
Im Herbst 2020 kam es dann erneut zur übergreifenden Zwangspause, allerdings spielten die Profi-Klassen weiter. So die Regionalliga West, die aufgrund ihrer zahlreichen Berufsfußballer vom Land NRW das grüne Licht bekommen hatte. Einerseits sollten diese Profis die Möglichkeit haben, ihren Beruf auszuüben, andererseits floss durch Livestreams Geld in die stets klammen Kassen der Regionalliga-Klubs. Auch im Südwesten ging es weiter, in den anderen Staffeln – Bayern, Nord, und Nordost – blieb es beim Verbot.
Der WDFV hat in der zitierten Stellungnahme erstmals offiziell bestätigt, dass die Regionalliga West eine Profiliga ist. Das wundert auf den ersten Blick wenig, auf den zweiten sogar noch weniger, immerhin hat der Schirmherr der West-Staffel mit Traditionsvereinen wie RWO, dem Wuppertaler SV oder Alemannia Aachen das Lizenzierungsverfahren deutlich verschärft.
Krass formuliert könnte sogar der Eindruck entstehen, dass durch den WDFV eine natürliche Auslese bei den Vereinen vorangetrieben wird. Immerhin darf kein Ausweichstadion mehr angegeben werden, es sei denn, die komplette Saison wird in einer fremden Spielstätte ausgetragen oder die eigene Arena wird nachweislich während der Spielzeit die Anforderungen erfüllen können. Das hat zur Folge, dass immense Mehrkosten entstehen können. Zumindest das bleibt in Ratingen aus.
Viel Arbeit steht für 04/19 dennoch an – allein die Unterlagen für den Antrag auf Zulassung zur Regionalliga umfassen 76 Seiten mit allerhand, das umgesetzt werden muss. Unter anderem geht es darum, dass es im Stadion einen Bereich für Kameras geben muss, da alle Spiele live gestreamt werden. Was hat der Besuch Stieghorsts dahingehend für Eindrücke gebracht? „Es wird bei uns wohl tatsächlich der Bereich sein müssen, an dem sonst unser Stadionsprecher sitzt“, erklärt der 04/19-Präsident. Presseplätze, auch diese sind vorgeschrieben, könnten – von oben gesehen rechts auf der Haupttribüne – an derselben Stelle entstehen, wie der TV Ratingen sie beim Mehrkampf-Meeting der Leichtathletik anbietet. Die Sicherheitsauflagen soll die bereits beschäftige Firma TSM Guard erfüllen, ansonsten hat Stieghorst aus Velbert die Erkenntnis für Ratingen mitgebracht: „Sachen wie die Anreise und die Trennung der Gäste-Fans sind bei uns möglich.“
Unabhängig davon, ob der aktuelle Tabellenzweite der Oberliga den Aufstieg am Ende schafft, wird es wohl ein Pflichtspiel in der nahen Zukunft geben, für das das Stadion ähnliche Voraussetzungen aufweisen muss wie für die Regionalliga-Tauglichkeit: das Halbfinale im Niederrheinpokal, das Anfang April in Ratingen ausgetragen werden soll. Der Gegner könnte Rot-Weiss Essen werden, wenn sich der Drittligist beim Oberligisten KFC Uerdingen durchsetzt. Das ist die letzte offene Viertelfinal-Paarung, die der Verband nach einem gewissen Hin und Her aufgrund der Dauerbaustelle des Grotenburg-Stadions in Krefeld nun offiziell auf Mittwoch, 6. März angesetzt hat. Im anderen Halbfinale stehen sich die Sportfreunde Baumberg und RWO gegenüber.