2024-05-02T16:12:49.858Z

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Dazwischen gegrätscht: Die SpVgg Pondorf-Oberzeitldorn gehört zu den größten Kritikern der Reform im Kreis Ost.
Dazwischen gegrätscht: Die SpVgg Pondorf-Oberzeitldorn gehört zu den größten Kritikern der Reform im Kreis Ost. – Foto: Maximilian Stahl

Reform im Kreis Ost: Ein Muss oder »nicht unbedingt nötig«?

Im Fußballkreis Ost sollen aus sechs Kreisklassen fünf werden +++ SpVgg Pondorf-Oberzeitldorf stört sich daran +++

Es muss etwas getan werden. Die Spielordnung des Bayerischen Fußballverbandes schreibt es so vor. Und auch die sog. "Ligapyramide" muss stimmen, sodass beispielsweise Auf- und Abstieg inklusive Relegation ohne Probleme funktionieren. "Wir wollen aber nichts über das Knie brechen", betont Bezirksspielleiter Richard Sedlmaier. "Mit diesem Thema muss man sensibel umgehen." Es geht um eine Reform der Kreisligen und -klassen. Allen voran im Kreis Ost. Im Westen ist dieser Prozess bereits abgeschlossen. Und es geht wieder einmal um eine Vorgabe von oben, also vom Verband, die bei einigen Vereinen sauer aufstößt – allen voran bei der SpVgg Pondorf-Oberzeitldorn.

Bevor aber diese Kontroverse im Fokus steht, zunächst die Erklärung, was überhaupt geändert werden soll bzw. muss. Es ist "schon ewig so" (Sedlmaier), dass die Kreisligisten im Osten drei Direktabsteiger sowie einen Abstiegs-Releganten ermitteln müssen. Deutlich zu viel bei gerade einmal 14 Mannschaften pro Liga. Das finden nicht nur viele Vereine, sondern auch der Verbands-Spielausschuss und der Bezirksspielleiter. "Dieses Problem können wir aber nur dann aus der Welt schaffen, wenn wir aus den sechs Kreisklassen im Osten fünf machen", erklärt Richard Sedlmaier. "Denn das Ligen-System von oben nach unten muss und soll ja stimmen – u.a. wegen der Relegation. Stichwort: Ligapyramide."

Heißt im Klartext: Die Zahl der Kreisklassen-Teams muss reduziert werden. Von 78 auf 70. Ein erster Schritt wurde bereits in der vergangenen Spielzeit vollzogen. 22/23 gab es jeweils drei Fixabsteiger sowie einen Releganten. Diese Saison bleibt alles beim Alten (zwei Absteiger, ein Relegant), um den "Vereinen Luft zu verschaffen". Nächstes Jahr geht es dann weiter – mit zwei Absteigern und zwei Releganten. "Und auch das hört sich zunächst schlimmer an als es ist", stellt der Bezirksspielleiter fest. "Denn die drei besten Releganten werden von der Relegation befreit werden."

Natürlich, das weiß Sedlmaier, ist diese Reform gerade den Vereinen ein Dorn im Auge, die um den Abstieg kämpfen – und dann eben "außertourlich" in die Saisonverlängerung müssen. "Das verstehe ich voll und ganz. Ich war ja selber lange auf der anderen Seite, also auf der der Vereine", betont der langjährige Funktionär des SV Ihrlerstein. Derzeit gibt es im Kreis Ost zwei Kreisligen, sechs Kreisklassen und elf A-Klassen, wobei diese oft nur noch mit zwölf Teams besetzt sind - Tendenz sinkend. "Um für die Zukunft optimal aufgestellt zu sein, ist diese Reform unumgänglich."



Martin Bauer und Manfred Krieger von der SpVgg Pondorf-Oberzeitldorn sehen das anders. Beide kritisieren, dass der Verband genannte Umstrukturierung "heimlich, still und leise. Also ohne die Vereine im Detail zu informieren" begonnen hat. Aus Sicht von Bauer ist die Reform auch erst überhaupt gar nicht nötig, weil "bei uns im Osten die Mannschaften nicht so deutlich weniger werden als im Westen". 243 aufstiegsberechtigte Teams spielen heuer im Kreis Ost um Punkte, ein Jahr davor waren es 247. "Solange diese Zahl nicht entscheidend zurückgeht, gibt es keinen objektiven Grund, eine Kreisklasse einzusparen."

"Bereits 2022 haben wir deshalb BFV-Funktionäre kontaktiert. Es gab auch Gespräche", berichtet Bauer. "Dass die Reform u.a. deshalb heuer gestoppt wurde, ist aus unserer Sicht ein Eingeständnis, dass sie nicht unbedingt nötig ist." Natürlich lege sich der 59-Jährige besonders ins Zeug in dieser Hinsicht, weil sein eigenen Verein betroffen ist. Wie wohl viele Kreisklassisten. "Aber den meisten ist noch gar nicht bewusst, was auf sie zukommt."

Aus genannten Gründen sind auch, wie er zugibt, ordentlich Emotionen im Spiel. "Die Diskussion mit dem Verband läuft aber sehr sachlich", betont der Pondorfer Fußballchef. "Gerade Richard Sedlmaier versteht auch unsere Argumente." Aber: Es muss etwas getan werden - die Spielordnung will es so. Und auch die Ligapyramide muss stimmen...

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Kommentar von FuPa-Redakteur Thomas Seidl dazu: "Stichwort Ligapyramide: Mittlerweile gibt es im Fußballkreis Ost nur mehr elf A-Klassen. Ob auf Sicht nicht eine weitere A-Klasse (wegen Spielgemeinschaften oder komplette Mannschaftsrückzüge) verschwindet, ist zumindest nicht auszuschließen. Durch die Reform wird auch der A-Klassenspielbetrieb gestärkt, so dass es in der untersten Ligen-Ebene wieder mehr Mannschaften gibt und - zumindest kurz- und mittelfristig - keine Mini-Klassen mit z.B. lediglich zehn Teams gebildeten werden müssen. Auch um einen geregelten Auf- und Abstieg zwischen der Kreis- und A-Klasse zu haben, ist es sinnvoll, eine "gesunde" Pyramide zu haben, ansonsten wird man in der für die Fußballfans so beliebten Relegation wieder auf Methoden wie den (ungerechten) Freilosen zurückgreifen müssen, die in früheren Jahren bereits für hitzige Diskussionen sorgten. Für die oft gescholtenen Entscheidungsträger ist es wahrlich nicht einfach, denn kritische Stimme wird es bei solchen Reformen immer geben. Man sollte aber auch die A-Klasse, die gerne als Paradebeispiel für die Basis des Amateurfußballs genannt wird, im Blick haben. Auch dort gibt es noch ambitionierte und "gesunde" Klubs, die halt mehr wie 18 oder 20 Punktspiele im Jahr bestreiten möchten. Daher macht das neue System - zumindest für die kommende Jahre - durchaus Sinn."

Aufrufe: 020.7.2023, 09:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor