Die SpVgg Cannstatt stand nach 18 Spielen mit 38 Punkten auf einem beeindruckenden dritten Platz der Bezirksliga. Doch trotz der sportlichen Erfolge verlässt Trainer Andreas Contino den Verein. Im FuPa-Interview sprach er nun über interne Widerstände, seinen Generationenwechsel und die mangelnde Unterstützung in schwierigen Zeiten.
Die Entscheidung von Andreas Contino, die SpVgg Cannstatt trotz einer erfolgreichen Hinrunde zu verlassen, kam für viele überraschend. Der Trainer begründete seinen Schritt mit grundlegenden Differenzen in der sportlichen Ausrichtung: „Am Ende stand für mich fest, dass meine Philosophie entweder wie bisher weitergeführt wird oder ich gehen muss. Kein Spieler sollte darunter leiden, dass ich gezwungen werde, bestimmte Spieler aufgrund ihrer Autorität einzusetzen.“
Contino setzte frühzeitig auf einen Generationenwechsel und vertraute dabei verstärkt auf junge Spieler. Doch genau dieser Kurs könnte ihm Feinde in den eigenen Reihen eingebracht haben. „Spieler integrieren bedeutet gleichzeitig, dass andere Spieler Platz machen müssen bzw. auch erwachsen genug sein sollten, um sich selbst zu reflektieren, wie ihre aktuelle Leistung derzeit ist,“ erklärte Contino.
Für manche sei sein Kurs möglicherweise zu radikal gewesen. Die erfahrene Spielergeneration soll seinen Weg nicht mitgetragen und ihn letztlich in einen Machtkampf gezwungen haben, den er verlor. Besonders nach der Niederlage gegen den SV Deckenpfronn könnte sich die Situation zugespitzt haben. „Einige Spieler sorgten wiederholt für Unruhe, indem mir gesagt wurde, ich solle weniger zielstrebig und weniger besessen vom Erfolg sein,“ schilderte Contino.
Trotz nachfolgender sportlicher Erfolge, darunter ein 5:2-Sieg gegen Holzgerlingen und ein 3:0-Derbyerfolg, blieb die interne Stimmung angespannt. Vorwürfe, er stelle nur Spieler auf, die er „persönlich mag“, haben wohl zusätzlich zur Eskalation beigetragen haben.
Seine Kritik richtete Contino auch an die grundlegenden Strukturen des Vereins. Ähnliche Konflikte bei seinen Vorgängern und die angeblich bestehende „Clique“ hätten es nahezu unmöglich gemacht, Veränderungen durchzusetzen. „Wer die Clique brechen möchte, muss den Verein verlassen,“ erklärte Contino. Seine sportliche Vision und sein Engagement für die Jugend des Vereins könnten somit an internen Widerständen gescheitert sein.
Rückblickend räumte er auch eigene Fehler ein: „Natürlich habe ich auch Fehler gemacht. Denn das war meine erste Trainerstation.“ Dennoch blieb er überzeugt, dass sein Fokus auf junge Spieler der richtige Weg gewesen sei. „Junge Spieler bzw. Spieler aus der eigenen Jugend sind die Zukunft. Ich denke sportlich wie auch finanziell für den Verein mit.“
Sein Abschied, der für ihn überraschend und bitter kam, könnte symptomatisch für die Herausforderungen in der SpVgg Cannstatt stehen. Obwohl er laut eigener Aussage dienstags noch die volle Rückendeckung des Präsidenten gehabt habe, habe ihn ein internes Treffen wenige Tage später, von dem er ausgeschlossen wurde, schlussendlich zum Rückzug gezwungen. „Das war für mich dann das Ende bei der SpVgg Cannstatt,“ resümierte er. Für die Rückrunde ist er bereit für eine neue Herausforderung als Trainer.
Mit dem Abgang Continos und mehrerer Spieler steht die SpVgg Cannstatt vor einer schwierigen Rückrunde. Eine Anfrage von FuPa Württemberg mit der Bitte um Stellungnahme beantwortete der Verein bisher nicht.