2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielbericht
Die Ratinger lieferten dem KFC Uerdingen um Torschütze Kevin Weggen einen harten Kampf.
Die Ratinger lieferten dem KFC Uerdingen um Torschütze Kevin Weggen einen harten Kampf. – Foto: Ralph Görtz

Ratingen 04/19 liefert dem KFC Uerdingen ein intensives Spiel

Zwar gewinnt der Tabellenzweite der Oberliga 1:0, die Ratinger bieten den Uerdingern aber in ungewohnter Aufstellung auch Paroli: Mit nur einem gelernten Innenverteidiger und ihrem besten Offensivmann im Abwehrzentrum.

Die erste Erkenntnis in Krefeld lautete am Samstagabend: Auch der Grotifant muss seine Arbeitskarte vorweisen, bevor er es zum Spielfeld des Grotenburg-Stadions schafft. Das bekannte Gesicht des Kult-Maskottchens des KFC Uerdingen reicht für den Zutritt nicht aus, da muss er schon nachweisen, dass auch die richtige Person im Kostüm steckt. Die gute Nachricht: Der Grotifant schaffte es rechtzeitig auf das Spielfeld, heizte die 2011 Zuschauer an und betätigte sich ab und an sogar als Balljunge am Rand.

Die zweite Erkenntnis aus Krefeld betraf die Aufstellung der Gäste für das Spiel der Oberliga: Ratingen 04/19 trat beim Tabellenzweiten mit nur einem gelernten Innenverteidiger an – Phil Spillmann. Die Alternativen waren gesperrt (Mike Koenders und Simon Busch) oder verletzt (Noah Jecksties) oder erkrankt (Gianluca Silberbach), und da Trainer Martin Hasenpflug nicht mit den beiden unerfahrenen Außenverteidigern Luca Paura und Darko Tomic eine Dreierkette basteln wollte, was angesichts der Qualität des Gegners auch Fragen aufgeworfen hätte, beorderte er Emre Demircan neben Spillmann in die Abwehrzentrale. Dafür muss man wissen: Der ist eigentlich Mittelfeldmann, laut Hasenpflug „unser bester Offensivspieler“ und lediglich 1,73 Meter groß, also alles andere als eine Idealbesetzung. Er hatte die Position aber schon beim Sieg nach Elfmeterschießen im Achtelfinale des Niederrheinpokals bei der SpVg Schonnebeck übernommen, als Jecksties mit Rot vom Platz gemusst hatte.

Die dritte Erkenntnis aus Krefeld: Bei den Voraussetzungen machte 04/19 das gegen den Ball gut und hatte sich am Ende auch einige respektable Chancen erarbeitet. Da die Ratinger aber davon keine nutzten, die Gastgeber ihrerseits eine, hieß es letztlich 1:0 (0:0) für den KFC.

Die Gastgeber verbuchten auch den ersten gefährlichen Abschluss der Partie, Kevin Weggen zog nach 19 Minuten aus fast 30 Metern ab, der Ball drehte sich noch gefährlich auf das lange Eck, doch 04/19-Torwart Luca Fenzl war zur Stelle und lenkte das Geschoss über das Tor. Drei Minuten später hatten die Gäste die erste Chance, die sie nicht nutzten: Ein Freistoß von Ali Can Ilbay, der den gesperrten Erkan Ari als Kapitän vertrat, war aus 18 Metern rechts vom Strafraum zwar scharf hineingezogen, aber auch zu flach – Uerdingen klärte problemlos.

Verunsicherung beim KFC spürbar

Zwar war der KFC in der Folge das spielbestimmende Team, dennoch war beim Regionalliga-Absteiger auch Verunsicherung und Unruhe nach der Entlassung von Trainer Alexander Voigt und dem zwischenzeitlich auf zehn Punkte angewachsenen Rückstand auf Spitzenreiter SSVg Velbert zu spüren. Aus den zahlreichen Standards schlugen die Hausherren zu wenig Kapital, umgekehrt warfen die Gäste auch alles in die Verteidigung des eigenen Tores – Demircan grätschte einige Male im Abwehrzentrum, als bereite ihm diese Schwerstarbeit das meiste Vergnügen. Und da KFC-Torwart Robin Udegbe einen Kopfball von Tom Hirsch nach Ilbay-Flanke entschärfte und auf der Gegenseite Spillmann nach einem Kopfball von Torjäger Shun Terada vor der Linie klärte, ging es torlos in die Pause.

Danach hatte Uerdingen den besseren Start: Der Kopfball von Charles Atsina ging noch über das Tor (50.), doch sechs Minuten später jubelte der KFC mit seinem zahlreichen Anhang: Kevin Weggen setzte sich im Mittelfeld robust durch bis zum Strafraum und traf den Ball so satt, dass aus der mutmaßlich geplanten Flanke ein Schuss mit einer erstaunlichen Flugkurve wurde, die das Spielgerät an den langen Innenpfosten und von da ins Tor beförderte. Fenzl hatte da keine Chance, bewahrte sein Team sogar kurz darauf vor dem 0:2, als er den Versuch von Philipp Meißner per Hechtsprung klärte (60.).

Hasenpflug reagierte, wechselte den diesmal wirkungslosen Samed Yesil für den frischen Stürmer Nabil Jaouadi aus und zog Demircan ins Mittelfeld – Pierre Nowitzki ging für ihn zurück in die Innenverteidigung. Das zeigte durchaus Wirkung, es gab die größte Ratinger Chance im Spiel: Nach einem doppelten Doppelpass mit Ilbay am Strafraumeck verhinderte nur die Latte den Treffer von Ali Hammoud (72.). Im Gegenzug musste Fenzl buchstäblich seinen Kopf riskieren: Als er sich in den Konter warf, den Joshua Yeboah zum 2:0 vollenden wollte, traf ihn der Uerdinger beim Überspringen mit den Stollenschuhen im Gesicht. Blutige Kratzer waren die Folge, aber der Keeper biss auf die Zähne und spielte weiter mutig mit.

So vereitelte er auch den Konter gegen Marcel Kretschmer im Anschluss an die nächste gute Ratinger Chance: Jaouadi war rechts ein tolles Solo gelungen, seine Flanke fand Hammoud, dessen Kopfball aber Udegbe zur Ecke klärte (77.). In der Nachspielzeit warf 04/19 alles nach vorne, auch Innenverteidiger Spillmann hielt sich mehr im gegnerischen als im eigenen Strafraum auf, doch der KFC klärte und klärte, bis der Grotifant über den Schlusspfiff und drei Punkte jubeln konnte.

Hasenpflug fasste zusammen: „Ich muss meiner Mannschaft ein riesen Kompliment machen, sie hat das in der Besetzung super gemacht. Mit nur einem gelernten Innenverteidiger war nicht zu erwarten, dass wir alles verteidigen können, und das Gegentor war ein Sonntagsschuss. Trotzdem sind wir zurück gekommen, haben nicht aufgesteckt, und hatten nach den guten Chancen in der ersten Halbzeit noch welche in der zweiten.“

Kurz darauf ergänzte er bei der Pressekonferenz auf dem Rasen an die Adresse der 2011 Zuschauer: „Eine Niederlage ist immer bitter, aber es war für uns ein Erlebnis, in so einem Stadion und vor so einer Kulisse spielen zu können.“ Patrick Schnneider, Sportlicher Leiter des KFC und für diese Partie auch an der Seitenlinie als Trainer verantwortlich, sagte: „Wir sind überglücklich, hier 1:0 gewonnen zu haben. Meerbusch hat uns das erwartet intensive Spiel geliefert.“ Dann fiel es Schneider selbst auf: „Ratingen, meine ich. Da sieht man, wie intensiv das war.“ Und er gab zu: „Als ich die Aufstellung gesehen habe, wusste ich nicht, wie sie es stellen werden. Das hat uns eine ganz schöne Kopfnuss gegeben.“ Zum Schluss wünschte er Hasenpflug noch „viel Erfolg, vor allem für das nächste Spiel“, weil 04/19 am nächsten Sonntag Spitzenreiter SSVg Velbert empfängt. Da war der Grotifant aber schon nicht mehr im Stadion.

So spielten sie: KFC Uerdingen – Ratingen 04/19 1:0 (0:0)

KFC: Udegbe – M’Bengue, Funk, Evers, Lipinski, Terada (67. Yeboah), Kenia (86. Talarski), Meißner, Atsina (59. Odenthal), Kadiata, Weggen (75. Kretschmer).

04/19: Fenzl – Paura, Demircan, Spillmann, Tomic, Nowitzki, Lamidi, Ilbay, Hirsch (85. Merzagua), Hammoud, Yesil (66. Jaouadi).

Tor: 1:0 Weggen (56.).

Aufrufe: 05.12.2022, 17:00 Uhr
Georg AmendAutor