2024-05-02T16:12:49.858Z

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In Ratingen wird diskutiert, ob ein klarer, bedingungsloser Mittelstürmer für den Erfolg notwendig ist.
In Ratingen wird diskutiert, ob ein klarer, bedingungsloser Mittelstürmer für den Erfolg notwendig ist. – Foto: Arno Wirths

Ratingen 04/19: Dann treffen halt die Abwehrspieler

Oberliga Niederrhein: Das Auftaktspiel von Ratingen 04/19 in der Analyse.

Ratingen 04/19 zeigt zum Auftakt der Oberliga Moral und dreht nach zweimaligem Rückstand in Unterzahl das Spiel gegen TVD Velbert in ein 3:2. Alle drei Tore in der zweiten Hälfte schießen Verteidiger, während auf der Tribüne das Fehlen eines echten „Knipsers“ im Angriff bemängelt wird. Ist das relevant?

In der Pause des Auftaktspiels der Oberliga zwischen Ratingen 04/19 und TVD Velbert fiel auf der Tribüne des Stadions immer wieder ein Satz wie dieser: „Da fehlt einfach ein Knipser. Das ist seit Jahren das Problem.“ 0:1 lag 04/19 zu diesem Zeitpunkt zurück. Rund eine Stunde später feierten die Ratinger einen 3:2-Erfolg, den sie sich in 40-minütiger Unterzahl erkämpft hatten.

Nun war es nicht so, dass Trainer Martin Hasenpflug in der Kabine einen klassischen Mittelstürmer in der Ecke vergessen und ihn dann zur zweiten Halbzeit auf den Rasen geschickt hätte. Zwar brachte er in Moses Lamidi einen ehemaligen Profi-Angreifer, stellte ihn aber für den noch etwas fremdelnden Georgios Touloupis ins linke Mittelfeld. Und auch an seiner 4-1-4-1-Formation hielt Hasenpflug fest, es gab also keinen Zuwachs im Sturm – aber drei Tore in Hälfte zwei.

Und die schossen allesamt Abwehrspieler. Innenverteidiger Phil Spillmann drückte den Ball zum 1:1-Ausgleich über die Linie, Philipp Baum setzte ein wahres Geschoss in den Winkel, mit dem er bewies, warum Hasenpflug ihn bei seiner Verpflichtung als einen der besten Linksverteidiger der Liga geadelt hatte. Und nachdem der Trainer den ausgepumpten Rechtsverteidiger Simon Busch – der im Übrigen einen Elfmeter hätte bekommen müssen, als er klar im Strafraum gefoult worden war – auswechselte und dafür Bo Lasse Henrichs brachte, sorgte der für den Siegtreffer. Drei Verteidiger-Tore in 45 Minuten, zwei davon nach der (unberechtigten) Roten Karte gegen Innenverteidiger Gianluca Silberbach – da braucht es nicht zwingend einen „Knipser“.

Natürlich taten sich die Ratinger nach dem frühen 0:1-Rückstand gegen einen dann massiv stehenden Gegner schwer, aber ob eine Sturmkante alleine das geändert hätte? Im Exklusiv-Interview mit unserer Redaktion hatte Hasenpflug auf das Fehlen eines klassischen Mittelstürmers geantwortet, er sei darüber „nicht so traurig, weil sich die Tore dann auf mehreren Schultern verteilen“. Nun waren eben drei Abwehrspieler die Torschützen. In der Vorsaison machten die Ratinger 79 Tore – 26 davon durch Stürmer, 38 durch Mittelfeldspieler und 15 durch Verteidiger. Die sind nun zum Auftakt in Vorleistung getreten, aber die erfolgreichsten Stürmer der Vorsaison, Ali Hammoud mit zwölf und Yassin Merzagua mit neun Treffern, werden vermutlich auch nicht leer ausgehen in dieser Spielzeit.

Was die Ratinger noch aus dem Auftakt mitnehmen können: Sie bewiesen nach zweimaligem Rückstand und in Unterzahl eine starke Mentalität, die das Gros der 324 Besucher nach der Pause begeistert haben dürfte – vielleicht steigert das den Zuschauerschnitt und hilft auch dem Team. „So eine Geschlossenheit und Moral zu zeigen, kann beflügeln“, sagte Hasenpflug.

Aufrufe: 015.8.2023, 23:00 Uhr
Georg AmendAutor