2024-05-08T14:46:11.570Z

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Nicht nur im Niederrheinpokal spielt Ratingen 04/19 bisher eine starke Saison.
Nicht nur im Niederrheinpokal spielt Ratingen 04/19 bisher eine starke Saison. – Foto: Patrik Otte

Ratingen 04/19: Auf vielen Ebenen weiterentwickelt

Jahresfazit: Ratingen 04/19 hat zum zweiten Mal in Folge das Halbfinale im Niederrheinpokal erreicht und überwintert in der Oberliga auf Rang zwei. Die Kennzahlen des Jahres 2023 zeigen eine Steigerung, vor allem defensiv.

Das gerade beendete Jahr 2023 war für Ratingen 04/19 ein sehr erfolgreiches, und das gerade begonnene Jahr 2024 wird auch mindestens ein Highlight bieten: Das Halbfinale im Niederrheinpokal, das das Team von Trainer Martin Hasenpflug zum zweiten Mal in Folge erreicht hat, soll am 2. April gespielt werden. Gegner ist der Sieger des Viertelfinales zwischen dem KFC Uerdingen und Rot-Weiss Essen.

Blickt man auf das komplette Jahr 2023, ist bei 04/19 eine positive Entwicklung zu sehen. In die Winterpause der Saison 2022/23 gingen die Ratinger als Tabellensechster, nun sind sie -zweiter. Vor einem Jahr hatten sie nach zehn Siegen und je fünf Unentschieden und Niederlagen 35 Punkte und 42:37 Tore nach 20 Partien, was seinerzeit exakt die halbe Spielzeit war. Machte einen Punkteschnitt von 1,75 pro Partie sowie einen Schnitt von 2,1 eigenen Treffern und von 1,85 gegnerischen. In die aktuelle Winterpause der Saison 2023/24 ging es nach elf Siegen, vier Remis und drei Niederlagen mit 37 Punkten nach 18 Partien und 36:17 Toren – im Schnitt also deutlich stärkere 2,06 Punkte pro Spiel, einer ähnlich guten Ausbeute von 2,0 Treffern und einer massiv verbesserten Gegentor-Statistik von nur noch 0,94.

Es ist also nicht bloß ein Gefühl, dass 04/19 sich weiterentwickelt hat, sondern durch Kennzahlen belegbar. Am Ende der Saison 22/23 hatten sich die Ratinger in einer Liga, in der die SSVg Velbert mit letztlich 15 Punkten Vorsprung Meister wurde, auf Platz vier vorgearbeitet mit fünf Punkten Rückstand auf den späteren Vizemeister VfB 03 Hilden. Exakt so groß ist der Rückstand nun auf Spitzenreiter Sportfreunde Baumberg, dessen erster Verfolger man ist.

Hasenpflug glaubt: „Die Entwicklung hat sich schon in der Vorbereitung auf die aktuelle Saison abgezeichnet – eine Vorbereitung ganz ohne Niederlage hatten wir bis dahin noch nicht. Jetzt stehen wir inklusive der acht Testspiele, denen im Pokal und in der Liga gerade einmal bei drei Niederlagen in 30 Spielen. Ein großes Lob an die Mannschaft, aber auch an das ganze Trainer-Team und den Vorstand, die alle an einem Strang ziehen.“ Ob 2023 das erfolgreichste Jahr seiner Trainertätigkeit war, will Hasenpflug so nicht bestätigen. „Wenn man es an gewonnenen Spielen in der Liga und im Pokal festmacht, kann man es als erfolgreich bezeichnen“, entgegnet der 04/19-Coach, mahnt aber sogleich: „Erfolge bringen immer auch Erwartungen mit sich – das macht es nicht einfacher. Aber wir wollen uns ja weiterentwickeln.“

Und das wird wohl gleich im ersten Pflichtspiel des neuen Jahres nötig sein: Wenn die Ratinger ihre Testspiele absolviert haben, steht in der Oberliga am 18. Februar direkt der Kracher beim nur drei Zähler schlechter stehenden Tabellendritten SV Straelen an. Wahrscheinlich gibt es dann nach dem 1:1 im Hinspiel das zweite Wiedersehen mit Tom Hirsch – der Offensivmann hatte in der abgelaufenen Saison in 38 Spielen 18-mal für 04/19 getroffen und vier Assists gesammelt. „Tom war sicher unser schwerwiegendster Abgang im Sommer“, sagt Hasenpflug nun, betont aber auch: „Daran, dass unsere Trefferquote im Schnitt gleich geblieben ist, sieht man, dass wir den Verlust eines Stürmers im Kollektiv gut aufgefangen und die Tore auf mehrere Schultern verteilt haben.“ 13 verschiedene Torschützen hatte sein Team in dieser Saison bisher.

Der größte statistische Wandel passierte allerdings in der Defensive: 0,94 Gegentore pro Spiel statt wie im Vorjahr 1,85 – die Ratinger stellen zusammen mit Baumberg die beste Abwehr der Liga. „Der Hauptgrund dafür ist, dass wir im Kollektiv verteidigen, also schon die Stürmer gut gegen den Ball arbeiten. Außerdem hatten wir zwar einen schwerwiegenden Abgang, haben aber auch punktuell neue Spieler geholt, die sich sehr gut eingefunden haben. Wir haben eine gute Achse gehalten und uns mit Spielern verstärkt, die zum Kollektiv passen. Die Spieler verstehen sich gut, das Mannschaftsklima ist ein Schlüssel zum Erfolg“, sagt Hasenpflug.

Zudem hat das gewohnte Spielsystem noch einmal einen Schub bekommen. „Unsere Spielweise ist identisch zur Vorsaison“, erklärt der Trainer zwar, weiß aber auch, dass es einen Unterschied gibt: „Die Linksverteidiger-Position hatten wir immer wieder mit anderen Spielern besetzt, das hat nicht so richtig gepasst. Jetzt haben wir Philipp Baum dafür geholt, er ist direkt Stammspieler geworden, und wir haben auf der Position kein Hin und Her mehr.“ In der vergangenen Spielzeit musste unter anderem Flügelspieler Ali Can Ilbay als Linksverteidiger aushelfen, der auch aktuell wieder der Ratinger mit der meisten Einsatzzeit ist: Seine 1497 Minuten in den 18 Ligaspielen nutzte er auf der offensiveren Position am rechten Flügel zu fünf Toren und einem Assist, zudem ist der Linksfuß bei Ecken und Standards gefragt. Hinten links aber hat Baum eine Wackelposition stabilisiert. „Es ist natürlich ein Unterschied, ob da ein Offensivspieler steht, der offensiver denkt und noch nicht alle Defensiv-Situationen auf dem Schirm haben kann, oder ein gelernter Außenverteidiger, der sein ganzes Fußballer-Leben da spielt“, sagt Hasenpflug, der als weitere Eckpfeiler der stabilen Defensive „die Absicherung“ und „eingespielte Außenverteidiger-Pärchen“ nennt.

Offensiv konnten die Ratinger wiederum ihre Effizienz auch nach Hirschs Abgang halten. Ali Hassan Hammoud, meist als einzige Sturmspitze aufgeboten, ist mit sieben Treffern in 15 Spielen der erfolgreichste Torjäger, es folgt Kapitän Erkan Ari mit sechs aus 17 Partien – beides keine Strafraumkanten. Das Fehlen eines klassischen Stoßstürmers hatte zu Beginn der aktuellen Saison für ein Murren auf der Tribüne gesorgt, doch Hasenpflug entgegnet: „Gegen einen großen, kopfballstarken Offensivspieler im Kader hat sicher niemand etwas einzuwenden. Aber als Trainer schaut man: Welche Spieler habe ich – und sucht danach das Spielsystem aus, damit die Qualität auch möglichst gut zur Geltung kommt. Wir haben in unserer Mannschaft auf allen Positionen technisch gute Spieler.“

Was den Trainer neben allen Zahlen freut, ist die Entwicklung auf einer nicht messbaren Ebene. „Uns ist der Ruf einer grauen Maus vorausgeeilt“, meint Hasenpflug und ergänzt stolz: „Den haben wir spätestens im letzten Jahr abgelegt. Ich erfahre viel Respekt für den Verein – nicht nur wegen der ersten Mannschaft, sondern auch wegen der Jugend. Ich glaube, wir genießen inzwischen schon einen guten Ruf, den wir uns erarbeitet haben und den wir weiter ausbauen wollen.“

Dazu beigetragen hat neben den Liga-Erfolgen vor allem das Auftreten im Niederrheinpokal, in dem es zweimal in Folge ins Halbfinale ging. „Dass wir dieses Highlight auch in der aktuellen Saison bestätigen konnten war etwas, mit dem wir nicht unbedingt gerechnet haben“, sagt Hasenpflug und verweist auch hier auf eine Steigerung: „In der vergangenen Saison hatten wir auf dem Weg ins Halbfinale keinen Regionalligisten als Gegner, diesmal schon.“ Den 2:1-Erfolg über die SSVg Velbert nennt der 04/19-Coach als einen von zwei Höhepunkten in 2023, der andere war das vergangene Halbfinale beim SC Rot-Weiß Oberhausen: Nach 60-minütiger Führung beim Regionalligisten verloren die Ratinger noch 1:3, hatten sich aber so gut verkauft, dass RWO vor dieser Saison ein Testspiel gegen 04/19 vereinbarte. „Vor so vielen Zuschauern um den Einzug ins Finale zu spielen, hatten viele von uns auch noch nicht erlebt. Das war ein tolles Erlebnis, und wir haben diese Saison darauf hingearbeitet, noch einmal so ein Highlight zu haben. Das haben wir geschafft und wieder die Chance, ins Finale zu kommen. Das wollen wir diesmal besser machen als letztes Jahr“, formuliert Hasenpflug als ein Ziel für 2024.

Und als weiteres: „Ich habe der Mannschaft vor der Saison gesagt, dass wir möglichst lange oben dabei bleiben wollen. Das Ziel für die Rückrunde ist also klar: an Baumberg dranbleiben“, sagt der Trainer und ergänzt auch mit Blick auf die Vorsaison: „Ich will nicht in eine Situation kommen, dass es nicht mehr wirklich um etwas geht, weil ein Team sich schon zu weit abgesetzt hat. Das wäre langweilig. Ich will, dass es bis zum Ende spannend ist.“ Und dabei ist das Jahr erst am Anfang.

Aufrufe: 02.1.2024, 14:30 Uhr
Georg AmendAutor