
Eines der renommiertesten und bestbesetzten Amateurfußball-Hallenturniere im Fußball-Verband Mittelrhein feiert Ende Dezember seine 30. Auflage. Der Raiffeisen-Cup Eschweiler, veranstaltet von der Raiffeisen-Bank Eschweiler eG und ausgerichtet vom FC Eschweiler, gehört fest in die Zeit „zwischen den Tagen“ und ist ein beliebter Treffpunkt für Sportfreunde aus der Region.
Hallenfußball lebt von seiner besonderen Dramaturgie – mit der herunterlaufenden Uhr, schnellen Aktionen, vielen Toren und unerwarteten Spielverläufen. Diese Mischung wird beim Raiffeisen-Cup auf hohem Niveau zelebriert. „Dass dieses Turnier seit 30 Jahren so begeistert, liegt vor allem an den vielen kompetenten und engagierten Menschen im Hintergrund“, betont Sven Rehfisch vom Vorstand der Raiffeisen-Bank. Er lobt die akribische Organisation des FC Eschweiler bzw. früher des FC Germania Dürwiß, die verlässlichen Helfer und die Turnierleitung. Die Professionalität sei für Spieler wie Besucher spürbar.
Die Einführung des Raiffeisen-Cup stieß einst Willi Greven an. Mitte der 80er-Jahre brachte der langjährige Geschäftsführer von Germania Dürwiß mit dem Germanen-Cup den Hallenfußball nach Eschweiler. Nachdem der Germanen-Cup 1990 der neu geschaffenen Stadtmeisterschaft Platz machte, wuchs bald der Wunsch der Dürwißer nach einem neuen, eigenen Turnier. Greven und die anderen (leider ebenfalls schon verstorbenen) Germania-Urgesteine Gottfried Dickmeis und Peter Willms suchten das Gespräch mit Raiffeisen-Bank-Vorstand Johannes Gastreich, und stießen bei ihrer Idee auf Gegenliebe. Die Bank unterstützte Vereine bereits mit Bandenwerbung und Trikots; ein Hallenturnier als nachhaltige Förderung passte perfekt ins Konzept.
Hochklassige Teams, viele Fans
So eröffneten Gastreich und Germanias Franz Heinen 1994 den Raiffeisen-Cup, der damals noch nicht immer zum später etablierten Termin zwischen den Feiertagen stattfand. Paul Kornowski von Alemannia Mariadorf erzielte das erste Tor. Gespielt wurde an zwei Vorrunden- und einem Endrundenabend, jeweils mit nur vier Teams und wenigen Spielen über 2 × 10 Minuten. Doch die Mischung aus Eschweiler Clubs und namhaften Mannschaften von außerhalb lockte die Zuschauer in Scharen in die Sporthalle des Berufskollegs. Das Turnier besaß drei hervorstechende Merkmale: Den aus damaliger Sicht ungewöhnlich späten Beginn um 18:30 Uhr, ein bemerkenswert hohes Preisgeld (u.a. 2.000 DM für den Sieger) und die Tatsache, dass dadurch schon von Anfang an höherklassige Mannschaften aus der Region teilnahmen.
1998 erhielt der Raiffeisen-Cup seine heutige Form: Eine Austragung zwischen Weihnachten und Silvester, darunter ein Vorrundentag mit acht Teams. An dem qualifizieren sich dann einzelne für die Endrunde, in der die nominell besten Teilnehmer gesetzt sind. Im selben Jahr riefen Bank und Verein Jugendturniere ins Leben. Außerdem gibt es bis heute den Fuchs-Cup. Der wurde 1996 spontan eingeführt: Weil die Raiffeisen-Cup-Endrunde auf den Tag der Proklamation des Eschweiler Karnevalsprinzen fiel, aktivierte die Turnierleitung (anfangs Willi Greven, Helmut Brief und Peter Wolff, ab 2008 Greven, Matthias Hanf und Tim Schmitz) kurzerhand 2. und 3. Mannschaften. Der so entstandene Fuchs-Cup entwickelte sich zu einer „Eschweiler Stadtmeisterschaft der Reserveteams“. Der frisch proklamierte Prinz Gerd I. Deuster kam übrigens am Folgetag im Ornat in die Halle.
10 Millionen Mark Preisgeld
Dass beim Raiffeisen-Cup bekannte Gesichter ein und ausgehen, ist Tradition. Viele übernahmen die Schirmherrschaft: Ob Alemannia Aachens Präsident Dr. Horst Heinrichs, RWE-Kraftwerksdirektor Dr. Wolfgang Oschmann, Politiker wie die Bundestagsabgeordnete Claudia Moll oder „Running for Kids“-Gründer Peter Borsdorff. Zeitzeugen erinnern sich auch an den humorvollen Auftritt von Friedel Fleck, damals Vizepräsident der Landeszentralbank NRW, der den Siegern kurz vor der Euro-Einführung zehn Millionen Mark überreichte – in zerschnittenen Scheinen. Im Beisein von DFB-Ehrenpräsident Egidius Braun spendeten Zuschauer 2003 für dessen Mexiko-Hilfe.
Wiederholt setzten die Verantwortlichen besondere Akzente – mit der Autogrammstunde des damaligen Eschweiler Bundesliga-Profis Markus Daun ebenso wie mit kreativen Verlosungen oder dem Versuch, eine Rundum-Bande einzusetzen. Mit dem Inhaber der Bande, die auch beim Aachener Hallencup eingesetzt wird, war man sich bereits einig, doch der Zeitungsverlag Aachen legte ein Veto ein. „Die Rundum-Bande und das höhere Preisgeld sind die Gründe, warum Aachen noch mehr im Fokus steht. Davon abgesehen ist man in Eschweiler mindestens auf Augenhöhe. Der Raiffeisen-Cup ist immer etwas Besonderes, klasse organisiert und hat einen hohen Stellenwert in der Szene“, sagt Andreas Puzicha, der 2009 im Lokalfernsehen berichtete, wie er mit Rhenania Richterich und nur fünf weiteren Spielern im Kader triumphierte.
Insgesamt 13 verschiedene Sieger gab es in den bisher 29 Auflagen. Die meisten Titel holten Germania Dürwiß (7) und Rhenania Eschweiler (4). Bei Überraschungen gehen die mitfiebernden Zuschauer besonders stimmungsvoll mit – wie 2008 beim Halbfinaleinzug des SV Nothberg um Torjäger Sascha Herzog, für den Fans anschließend im Internet ein Denkmal vor der Halle forderten, oder 2012 beim Finaleinzug des B-Ligisten Fortuna Weisweiler. Dreimal gelang einem Qualifikanten sogar der Turniersieg: Viktoria Birkesdorf (2001), Falke Bergrath (2019) und SC Berger Preuß (2024).
Frischer Schwung, moderne Präsentation
Ende der 2010er-Jahre sank mit den Abstiegen von Germania Dürwiß zwischenzeitlich das sportliche Niveau. Durchführung und Turnierstruktur litten nicht, doch fußballerisch war der Cup kaum noch von der Stadtmeisterschaft zu unterscheiden. Mit der Fusion von Germania Dürwiß, SCB Laurenzberg und Fortuna Weisweiler zum FC Eschweiler und dem Neustart nach der Corona-Pause setzte jedoch ein klarer Aufwärtstrend ein. Die neu aufgestellte, neutrale Turnierleitung um Tim Schmitz und die jungen Mitstreiter Dominik Scholl, Rene Stoll, Julia Sahr und Tobias Dieteren brachte frischen Schwung, eine moderne Präsentation inklusive Highlight-Clips im Internet und eine attraktive Teilnehmerliste zurück. Hinzu kommen die erprobten Abläufe der einsatzfreudigen FCE-Helfer um Frank Dickmeis und Anke Mingers, sodass der Cup wieder in jeder Hinsicht zur Top-Adresse wurde. Der FCE-Vorsitzende Eric Morsch beschreibt: „Der Cup hat eine riesige Tradition. Es macht Freude, daran mitzuwirken. Wir sind stolz, das Turnier in enger Partnerschaft mit der Raiffeisen-Bank schon über so viele Jahre begleiten zu dürfen.“
Zum 30. Jubiläum setzen die Veranstalter nun noch einen drauf: Erstmals seit 14 Jahren treten wieder Mittelrheinligisten an. Am 27. und 28. Dezember wird in der Eichendorffhalle ein Programm geboten, das in die Turniergeschichte eingeht: Eine historische Ausstellung, ein Auftritt der ESG-Handball-Cheerleader, ein Neunmeterschießen ehemaliger Schirmherren, eine modernisierte Siegerehrung und ein so starkes Teilnehmerfeld wie selten zuvor. „Dieser Endrunden-Sonntag dürfte einer der größten Hallenfußballtage werden, die Eschweiler je erlebt hat“, sagt das Turnierleitungsteam mit großer Vorfreude.
Nach 30 Jahren steht fest: Der Raiffeisen-Cup ist nicht nur ein Sportereignis, sondern ein Stück Eschweiler Identität. 2025 kommt ein besonders glänzendes Kapitel hinzu.