Hasan Ismaiks hat Pro1860 nicht überzeugt. Die Fanvereinigung glaubt nicht an die Visionen des Jordaniers. Eine Wahlempfehlung soll bald folgen.
München – Der Countdown läuft. Noch fünf Tage sind es bis zur Mitgliederversammlung des TSV 1860, die (indirekt) darüber entscheiden soll, wie es weitergeht mit dem Profifußball im Verein von der Grünwalder Straße. Bleibt es bei der Emanzipierung von Hasan Ismaik oder setzt am Sonntag das „Bündnis Zukunft 1860“ durch, das für eine enge Abstimmung mit dem Investor steht?
Zur Wahl stehen 24 Verwaltungsräte, neun Plätze sind zu vergeben, und während Ismaik potenzielle Reformwähler mit T-Shirts ködert („Wir zusammen“), wirbt die einflussreiche Fanvereinigung Pro1860 für ihren seit Jahren praktizierten Anti-Ismaik-Kurs. Der lange Facebook-Post vom Sonntagabend hat es in sich – das sind die wichtigsten Punkte.
„In den 13 Jahren, in denen Hasan Ismaik Anteilseigner ist, konnten kein Präsidium und kein Verwaltungsrat längerfristig positiv mit ihm zusammenarbeiten. Warum sollte sich das ändern?“
Pro1860
Die skeptische Haltung von Pro1860 bezüglich Ismaik steht konträr zur investorfreundlichen Linie von Bündnis-Kandidaten wie Klaus Lutz. Ihren Weiter-wie-bisher-Aufruf begründet Pro1860 mit Negativerfahrungen aus der Vergangenheit, ehrenamtlich agierende Funktionäre hätten seit 2011 nicht nur „erhebliche Widerstände“ überwinden, sondern auch „Diffamierungen“ und „Drohungen“ aushalten müssen.
„In den 13 Jahren, in denen Hasan Ismaik Anteilseigner ist, konnten kein Präsidium und kein Verwaltungsrat längerfristig positiv mit ihm zusammenarbeiten. Warum sollte sich das ändern?“ Die aktuellen Räte hätten einen eigenständigen, finanziell stabilen e.V. mit einem blühenden Vereinsleben ermöglicht: „Deshalb sollte unseres Erachtens der aktuelle Kurs beibehalten werden.“
Neues Stadion, Bundesliga-Derbys, Jürgen Klopp als Trainer und Investitionen in schwindelerregender Höhe. Bei einem vierstündigen Treffen mit Vertretern von Pro 1860 hat Ismaik vor neun Tagen über Ziele gesprochen, die er dem Verein mit einer kräftigen Finanzspritze ermöglichen will. „Die Vision, die uns Hasan Ismaik für den TSV 1860 ausgemalt hat, betrachten wir als unrealistisch“, schreibt Pro1860 nun.
„Wie sich im Gespräch mit uns herausgestellt hat, würde die Finanzierung keine Geschenke des Investors beinhalten. Vielmehr sollen Banken und andere Finanzierungspartner für die Bereitstellung der von Ismaik in den Raum geworfenen 200 Millionen Euro sorgen – in Form von Darlehen, Kapitalerhöhungen und/oder eines Börsengangs“ Mit Blick auf die „insolvenzrechtlich nötige Fortführungsprognose“ lehnt Pro1860 eine Neuverschuldung der KGaA kategorisch ab. Zudem sei Ismaiks Bedingung – Geld gibt‘s nur bei Neuwahl bestimmter Personen – „absolut nicht akzeptabel“.
Auffällig ist, dass wenige Stunden nach dem Aufruf von Pro1860 auch die aktive Fanszene ins Anti-Ismaik-Horn blies. Wörtlich schreiben die Ultras: „Wer Bündnis Zukunft wählt, wählt Selbstdarsteller. Wer Bündnis Zukunft wählt, wählt Hasan Ismaik. Und dies wird 1860 schaden!“
Deutlich auch der Schluss, den Pro1860 im Hinblick auf die Versammlung am Sonntag im Zenith zieht: „Eine Empfehlung für die neun in Einzelwahl zu wählenden Mitglieder werden wir demnächst bekannt geben.“ Überraschungen sind eher nicht zu erwarten: Kandidaten, die vom strikten Anti-Ismaik-Kurs abweichen, werden tendenziell nicht dabei sein. (Uli Kellner)