Der Stadt München gehen die Platzwärte aus und die Sportvereine müssen einspringen. Der FC Perlach klagt über Mehrbelastung und Haftungsfragen.
Die Stadt hat offenbar ein Problem mit seinen Platzwarten. Immer häufiger müssen auf den Münchner Bezirkssportanlagen die Sportvereine einspringen. Eine erhebliche Mehrbelastung für die Ehrenamtlichen, die nun zumindest eine angemessene Entschädigung dafür fordern.
„Es kann nicht sein, dass die Landeshauptstadt München seit Jahren ihre Personalprobleme unentgeltlich auf die Vereine abwälzt“, beschwert sich der FC Perlach. Der Verein hat nun die Nachricht erhalten, dass er jede zweite Woche und jedes zweite Wochenende einspringen muss, weil die nächsten Monate auf seiner Bezirkssportanlage kein Platzwart mehr anwesend ist. Sonst müssten Trainings- und Spielbetrieb ausfallen.
Eigentlich sind für jede der 24 Bezirkssportanlagen zwei, für die neuen Campusanlagen in Freiham und Riem sogar drei Platzwarte vor Ort im Schichtbetrieb vorgesehen. Derzeit sind laut Sportreferat (RBS) drei Stellen vakant, zudem sucht man „Roulierkräfte“, die längerfristige Ausfälle kompensieren können. Offenbar nur mit mäßigem Erfolg. Der FC Perlach hat seine Einsätze nun mal aufgelistet und kommt auf aktuell rund 40 Tage im Jahr, an denen er kurzfristig für einen Ersatz-Platzwart aus den eigenen Reihen sorgen musste. „Ansonsten bleibt die Anlage zu“, erklärt Perlachs Vorstand Michael Hollmayer. Mit allein 20 Jugendmannschaften ein Problem für den Verein.
Im Überlassungsvertrag für die Sportanlage hat sich der FC verpflichtet, „im Falle der Abwesenheit des städtischen Betriebspersonals die Verantwortung für die Sicherstellung des ordnungsgemäßen und sicheren Betriebs der Sportanlage“ zu sorgen. Einige Vereine reden von „Knebelverträgen“. Die Vereine würden damit genötigt, das Hausrecht und somit Aufgaben wie Verkehrssicherungspflichten, die Überprüfung der Sicherheit von Einrichtungen und Sportgeräten, aber auch Winterdienst zu übernehmen, die eigentlich im Verantwortungsbereich der Stadt liegen, bestätigt auch Kurt Damaschke, Vorsitzender des SVN München.
„Dies führt zu einer erheblichen Mehrbelastung der Vereine und ihrer ehrenamtlich tätigen Mitglieder“, so Hollmayer. Ohne dafür eine Entschädigung oder eine Reduzierung ihrer Platzmiete zu erhalten. Das RBS verweist darauf, dass „dafür im Gegenzug der Sportbetrieb stattfinden kann, der ansonsten ausfallen müsste“. Es hätten auch schon Sportanlagen gesperrt werden müssen, weil Vereine das Hausrecht nicht übernehmen konnten. Warum die Ehrenamtlichen nicht einspringen konnten, weiß man beim RBS nicht. „Darüber werden keine Daten gesammelt.“
Es gehe aber nur um zumutbare Tätigkeiten, in die auch eingewiesen werde. Allerdings nicht an den technischen Geräten, wie der FC Perlach erzählt. Denn während die Platzwarte Fahrzeuge zum Schneeräumen nutzen, müssen die Vereine per Hand ran. Die Stadt überlässt ihnen nur Schaufeln und Streusplit. Gerade Verkehrssicherung und Winterdienst seien aufwändig, monieren die Vereine. Dabei könnte man den Winterdienst wie das Rasenmähen und die Kunstrasenpflege doch auch extern beauftragen. Das RBS lehnt ab. Weil der Platzwart-Ausfall oft kurzfristig erfolge, sei eine externe Vergabe nicht möglich. „Hier müsste ein Jahresvertrag mit Bereitschaftsdienst eingekauft werden, der insgesamt zu teuer wäre.“
FC-Chef Hollmayer kritisiert auch, dass bei eventuellen Unfällen und Schäden während des Ersatz-Platzwart-Einsatzes, die Vereine haften müssen. „Bei Vereinsmitgliedern besteht zum Beispiel die Möglichkeit der Versicherung über den Verein beziehungsweise bei Privatansprüchen über die Privathaftpflicht“, heißt es vom Sportreferat.
„Vereine leisten einen wichtigen Beitrag zur Förderung von Sport und Gemeinschaft, da ist es nicht vertretbar, dass sie für Aufgaben herangezogen werden, die durch das Fehlen städtischen Personals entstehen, ohne dafür eine entsprechende Entschädigung zu erhalten“, findet Michael Hollmayer. Der Bezirksausschuss Perlach unterstützt seine Forderung und stellt nun eine entsprechende Anfrage an die Stadt.